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Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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die Augen. Die letzten Tage waren irgendwie seltsam gewesen, geprägt von einer inneren Unruhe, die sie sich einfach nicht erklären konnte. Gut, diese Hitze brachte allmählich auch die hartgesottensten Sommer-Fans um den Verstand, aber das allein schien ihr als Erklärung nicht genug. Instinktiv und gleichfalls ohne rechtes Bewusstsein hatte sie alle Ecken, aus denen üblicherweise Ungemach drohen konnte, abgecheckt. Ihr Exmann war im Urlaub auf den Seychellen, ihr Vater, mit dem sie nicht mehr sprach, schien genug mit sich selbst zu tun zu haben, als dass er noch Spielraum gehabt hätte, ihr Ärger zu machen, im Job lief ebenfalls alles normal  – und trotzdem wurde sie diese unterschwellige Furcht, dieses Gefühl von Bedrohung einfach nicht mehr los. Und selbst jetzt, erschöpft nach einem langen Arbeitstag, vor dem Fernseher im Wohnzimmer ihres Hauses, fühlte sie sich irgendwie verunsichert.
    Sie strich sich die Haare zurück und griff nach der 1,5-Liter-Colaflasche auf dem Couchtisch, die bereits zu zwei Drittel leer war, ohne dass Ricarda sich auch nur im Mindesten erfrischt gefühlt hätte. Als sie ein Geräusch in ihrem Rücken hörte, fuhr sie erschrocken zusammen.
    »Mama«, sagte Leah, ihre sechsjährige Tochter, in der Tür.
    »Was ist denn, mein Schatz?«, fragte Ricarda, während sie versuchte, ihre wild flatternden Nerven wieder unter Kontrolle zu bringen. »Hast du schlecht geträumt?«
    Ihre Tochter schüttelte den Kopf.
    »Sondern?«
    »Ich kann nicht schlafen.«
    Damit wären wir dann schon zwei, dachte Ricarda, während ihr Blick unwillkürlich die Uhr neben dem Fernseher suchte. Kurz vor elf erst. Nicht unbedingt die Zeit, zu der sie üblicherweise ins Bett ging. Doch die Unruhe der vergangenen Tage hatte sie mürbe gemacht. Und kurz vor elf fühlte sich an diesem Abend definitiv so an wie halb vier in der Frühe …
    »Es ist so heiß«, maulte Leah, indem sie zum Sofa kam und sich sanft an ihre Mutter schmiegte.
    »Ich weiß. Aber das ist leider nicht zu ändern.«
    Nicken. »Liest du mir was vor?«
    »Du musst schlafen.«
    »Bitte, Mama. Nur eine Geschichte.«
    »Also gut. Aber nur, weil es so heiß ist.« Ricarda stemmte sich vom Sofa hoch und folgte ihrer Tochter in den ersten Stock, wo die Hitze bleiern unter den Dachschrägen klebte.
    »Liest du mir die von dem Elefanten vor, der zum Zirkus will?«, fragte Leah hoffnungsvoll.
    Ricarda schüttelte den Kopf. »Die ist viel zu lang, und du müsstest längst schlafen.«
    »Aber ich bin gar nicht müde«, erklärte ihre Tochter, obwohl ihre glutroten Wangen eindeutig eine andere Sprache sprachen.
    »Eine kurze Geschichte oder gar keine«, entgegnete Ricarda. »Du hast die Wahl.«
    Anstelle einer Antwort sprang Leah ins Bett und rutschte so weit auf die Seite, dass ihre Mutter sich bequem neben sie setzen konnte.
    Ricarda zog ein Buch aus dem Regal und schaltete die Nachttischlampe an, einen rotnasigen Clown.
    Dann begann sie zu lesen.
    Leahs kleiner Körper neben ihr wurde allmählich schwerer, doch als es irgendwo im Haus plötzlich knackte, war sie augenblicklich wieder wach. »Mama?«
    »Ja?«
    »Was war das?«
    »Keine Ahnung. Nichts Schlimmes«, fügte Ricarda eilig hinzu, ohne sicher zu sein.
    Sie hörte den Atem ihres Kindes, der deutlich rascher ging als sonst. »Ist das ein Tier, Mama?«
    »Ein Tier?« Sie ließ das Buch sinken. »Was sollte es für ein Tier sein?«
    Sie besaßen keine Tiere. Nicht einmal einen Kanarienvogel. Sie hatte auch so schon genug damit zu tun, Alltag und Beruf unter einen Hut zu kriegen.
    »Ich weiß nicht«, flüsterte Leah, als habe sie Angst, dass jemand sie belauschte. »Ein Löwe vielleicht, der durchs Haus schleicht und Futter sucht.«
    »Du magst Löwen nicht besonders, oder?«
    Ihre Tochter schüttelte den Kopf.
    »Warum nicht?«
    Leah antwortete nicht. Aber sie kroch ängstlich noch ein Stück näher an ihre Mutter heran.
    Sie waren erst vor kurzem wieder einmal im Zoo gewesen, ein Ausflug, der Leah viel Spaß gemacht hatte. Doch er hatte auch einige Überraschungen gebracht. Ricarda hatte insgeheim damit gerechnet, dass sich ihre Tochter vor allem für die Tiere begeistern würde, von denen die Geschichten handelten, die sie so gern hörte. Elefanten. Affen. Und auch Löwen … Doch da hatte sie sich gründlich getäuscht. Vielleicht lag es an den Möglichkeiten, die diese neuen Gehege boten. Bodentiefe Glaseinsätze anstelle von Gitterstäben  – das bewirkte eine viel größere

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