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HMJ06 - Das Ritual

HMJ06 - Das Ritual

Titel: HMJ06 - Das Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Flur, raste die Treppe hinunter, während seine Zuhörer nicht wussten, wie ihnen geschah.
    Er stürmte ins Parterre, wobei seine Füße kaum die Stufen berührten, und traf Gia mitten im Wartezimmer an, zusammengekauert, die Hände vors Gesicht geschlagen und von einem heftigen Schluchzen durchgeschüttelt.
    Jack drehte sich einmal um die eigene Achse, entdeckte niemanden, dann ergriff er ihre Handgelenke und zog sie zu sich hoch.
    »Gia! Was ist los? Was ist geschehen?«
    Ihr tränenüberströmtes Gesicht hatte die Farbe einer frisch geöffneten Auster, als sie zu ihm aufsah. »Es hatte kein Herz! Es hat die Bluse geöffnet, und das Herz war verschwunden!«
    »Wer?«
    »Das kleine Mädchen!«
    »Die Kleine, die du gestern gesehen hast?«
    Gia nickte. »Sie … sie …« Ihre Augen weiteten sich und sie deutete zum Flur. »Sieh doch! Da ist Blut!«
    Jack drehte sich um, während Lyle und Charlie die Treppenstufen herunterpolterten. Er sah eine glänzende rote Spur auf dem Parkettfußboden des Flurs, sah, wie Charlies Turnschuh mitten drin landete und wegrutschte. Charlie stürzte und sprang sofort wieder auf. Dabei starrte er entsetzt auf seine blutbeschmierten Hände.
    »Blut! Lieber Himmel, woher …?« Er blickte zu Jack. »Wer?«
    Lyle, der auf der untersten Treppenstufe stehen geblieben war, zeigte in Richtung Küche. »Die Spur verläuft dorthin!«
    Er und Charlie gingen durch den Korridor und stiegen vorsichtig über die Blutspritzer hinweg. Rein reflexartig wollte Jack ihnen folgen, aber Gia klammerte sich an seinen Arm.
    »Lass mich nicht allein!«
    Jack legte einen Arm um ihren Rücken, drückte sie an sich und versuchte, ihr heftiges Zittern zu lindern.
    »Das tu ich nicht. Keine Sorge.«
    Aber die rasende Wut, die ihn bis in die letzte Zelle ausfüllte, zog ihn zum Flur und trieb ihn an, die rote Spur zu verfolgen. Er wollte – musste – herausfinden, wer oder was auch immer Gia derart geängstigt hatte. Er hatte keine Ahnung, wie sie es bewerkstelligt hatten, ein kleines Mädchen in einer Weise zu präparieren, dass es so aussah, als besäße es kein Herz! Und es war ihm im Grunde auch egal. Jeder, der Gia einen solchen Schrecken einjagte, würde ihm Rede und Antwort stehen müssen.
    Er beobachtete, wie Lyle und Charlie in der Küche verschwanden und der Spur zur linken Seite folgten. Dann hörte er Lyle sagen: »Sie führt die Treppe hinunter.« Jack hörte ihre Schritte auf der Kellertreppe, dann einen zweistimmigen entsetzten Aufschrei.
    »Jack!«, rief Lyle. »Jack, das müssen Sie sehen! Es ist … Es ist …« Ihm schienen die Worte zu fehlen.
    Jack sah Gia an, doch sie schüttelte den Kopf. »Lass mich hier nicht allein zurück! Bitte!«
    Doch er musste sich ansehen, worüber sie sprachen. Er drehte den Kopf und rief: »Was ist mit Gia? Kann sie mitkommen?«
    »Nein … ja … ich weiß nicht, ob überhaupt jemand gefahrlos herkommen kann, aber ich glaube schon. Nur kommen Sie schnell! Ich weiß nicht, wie lange es so bleibt!«
    Er sah Gia wieder an. »Komm schon. Ich bleibe neben dir und halte dich fest.«
    »Und wie du das tun wirst«, murmelte sie. Sie erschauerte, dann straffte sie sich. »Okay, gehen wir. Aber wenn es ganz schrecklich ist, dann verschwinden wir sofort, versprochen? Wir fahren nach Hause und kommen nie mehr hierher zurück.«
    »Versprochen.«
    Sie bewegten sich wie siamesische Zwillinge, humpelten Hüfte an Hüfte durch den Flur und wichen dabei so gut es ging dem Blut auf dem Boden aus. Sie gelangten in die Küche, vollzogen eine Drehung und blieben an der Kellertreppe stehen. Eine einzelne Glühbirne beleuchtete die schmalen Stufen. An der rechten Wand verlief ein dünnes Geländer. Unten, nicht weit von der letzten Stufe, konnte er Lyle und Charlie sehen. Angespannt und halb gebückt standen sie da, während sie in den Kellerraum blickten. Die Treppe machte im letzten Stück einen Schwenk, so dass der Keller selbst sich außerhalb von Jacks Blickfeld befand.
    »Ich gehe zuerst«, sagte er und begann den Abstieg. Er spürte Gia so dicht hinter sich, als säße sie auf seinem Rücken. Sie hatte die Hände auf seine Schultern gelegt und klammerte sich regelrecht daran fest. Er selbst stützte sich am wackligen Geländer ab.
    Die Kenton-Brüder schauten zu ihm hoch. Lyles Gesicht war vor innerer Anspannung verzerrt, während Charlie einen gelasseneren Eindruck machte. Dafür war sein Gesicht schweißüberströmt. Sie sahen aus wie verängstigte Kinder. Jack fragte sich, was

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