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HMJ06 - Das Ritual

HMJ06 - Das Ritual

Titel: HMJ06 - Das Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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diese beiden erwachsenen Männer in einen solchen Zustand hatte versetzen können.
    Ein paar Schritte weiter erfuhr er es.
    »Heiliger …«
    »O mein Gott!«, hauchte Gia in sein Ohr. Sie lehnte sich an ihn und blickte über seine Schulter.
    Auf dem Kellerboden wogte eine hellrote Flüssigkeit. Sie überspülte die unterste Treppenstufe und schwappte stellenweise bereits über die nächste. Und sie bewegte sich entgegen dem Uhrzeigersinn kreisend.
    Jack schüttelte den Kopf. »Das ist doch nicht etwa …«
    »Verdammt, genau das ist es«, sagte Lyle. »Können Sie es riechen?«
    Gias Finger verwandelten sich plötzlich in Krallen und gruben sich in Jacks Schultern.
    »Da ist jemand drin!«, schrie sie.
    Jack beugte sich vor und starrte auf die Oberfläche des roten Tümpels. »Wo?«
    »Dort!« Ein Arm stieß über seine rechte Schulter nach vorn. Ein Finger deutete hin. »Mein Gott, siehst du es nicht? Da vorn! Eine Hand, die herausragt! Es ist ein Kind! Dieses kleine Mädchen! Es treibt dort!«
    »Wovon reden Sie?«, fragte Charlie. »Da ist niemand.«
    Jack musste ihm Recht geben. Die Oberfläche, die von Wand zu Wand reichte, war völlig glatt.
    »Ich sehe auch nichts, Gia.«
    »Seid ihr denn alle blind?« Panik schwang in ihrer Stimme mit. »Das kleine Mädchen ertrinkt! Da ist sein Arm und sucht Halt! Könnt ihr das nicht sehen? Um Gottes willen, jemand muss ihm helfen! Bitte!«
    Lyle drehte sich zu ihr um. »Ich sehe absolut nichts. Ich will ja nicht behaupten, dass Sie sich irren, aber wenn wirklich jemand da drin wäre, könnte ihm nicht viel passieren. Es ist höchstens dreißig Zentimeter tief.«
    Mit einem wilden Ausdruck in den Augen versuchte Gia sich an Jack vorbeizudrängen. »Ich ertrage das nicht, Jack! Ich muss etwas tun!«
    Jack ließ sie nicht vorbei. »Gia, nein. Wir wissen nicht, was hier unten vor sich geht, und du bist schon viel zu nahe dran!« Er hatte keine Ahnung, welche Auswirkungen das Geschehen, was immer es war, auf das Baby haben würde.
    »Jack …«
    »Du weißt genau, was ich meine. Du solltest nicht …«
    »Es beginnt zu steigen!«, rief Charlie.
    Jack fuhr herum und erkannte, dass der Blutsee bereits den Rand der nächsten Treppenstufe erreicht hatte.
    »Wir sollten uns ein Stück zurückziehen«, riet Lyle.
    Doch als er den Fuß auf die nächste Stufe setzte, rutschte er aus. Er stieß einen entsetzten Schrei aus, während er nach hinten kippte, die Arme ausbreitete, mit einer Hand verzweifelt an der Wand Halt suchte und die andere seinem Bruder entgegenstreckte. Aber Charlie wandte ihm gerade den Rücken zu, und als er endlich reagierte, war es schon zu spät.
    Mit wild umherrudernden Armen stürzte Lyle in den Tümpel und versank. Charlie stieß einen Schrei aus und kauerte sich zusammen, als wollte er hinter ihm hineinspringen. Doch Jack hielt ihn an der Schulter zurück.
    »Warten Sie!«
    Jack starrte geschockt in die rote Gischt, in der Lyle verschwunden war.
    Was zur Hölle war das? Obwohl der Pegel der Flüssigkeit stieg, jetzt sogar noch schneller als kurz zuvor, konnte der Tümpel nicht viel tiefer als einen halben Meter sein. Und bildete er es sich nur ein, oder zirkulierte das Blut jetzt schneller?
    Sekunden später tauchte Lyle auf, wild rudernd und keuchend, Kopf und Gesicht mit Blut bedeckt.
    »Gott sei Dank!«, rief Charlie. Er hielt sich mit einer Hand an dem wackligen Geländer fest, beugte sich weit über den Tümpel und streckte die andere Hand so weit wie möglich aus. »Komm her!«
    Doch Lyle planschte weiter ziellos herum und versuchte, das Blut aus seinen Augen zu schütteln, während ihn die Strömung von der Treppe wegriss.
    »Lyle!«, rief Jack. »Stehen Sie auf!«
    »Geht nicht! Der Boden ist weg! Es ist kein Grund da!«
    »Jack!«, meldete sich Gia. »Das kleine Mädchen – ich sehe seinen Arm nicht mehr! Es ist verschwunden!«
    Der Blutsee leckte nun schon an der vierten Stufe. Die Strömung hatte Lyle zur anderen Seite des Kellers getrieben, und während Jack zu ihm hinübersah und überlegte, was zu tun sei, fiel ihm auf, wie sich in der Mitte des rotierenden Bluttümpels eine leichte Vertiefung bildete. Gleichzeitig steigerte sich das Tempo der kreisförmigen Strömung.
    »Ein Strudel!«, brüllte Charlie. Er beugte sich noch weiter über das Blut und versuchte, seinen Bruder mit der freien Hand zu erreichen. »Lyle! Halt dich an mir fest, wenn du wieder hergetrieben wirst!«
    Ein bodenloser Strudel aus Blut, dachte Jack. Der entgegen dem

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