Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
HMJ06 - Das Ritual

HMJ06 - Das Ritual

Titel: HMJ06 - Das Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
Vom Netzwerk:
Uhrzeigersinn rotierte. Dessen Pegel stieg, anstatt zu sinken. In einem Keller mitten in Queens.
    Nicht unbedingt das unheimlichste Schauspiel, das er je gesehen hatte, bei weitem nicht, aber er kannte nur eine Ursache, die hinter einer solchen Erscheinung stecken konnte.
    Doch damit würde er sich später auseinander setzen. Im Augenblick musste er Lyle aus diesem Tümpel herausholen und gleichzeitig zusehen, dass Gia dieses Haus schnellstens verließ.
    Er packte Charlies Arm, während Lyle wieder allmählich auf sie zutrieb. »Ich halte Sie. Packen Sie ihn, wenn er vorbeischwimmt.«
    Doch während Lyle sich in ihre Richtung bewegte, zerrte ihn der Sog in der Mitte des Tümpels von den Kellerwänden weg. Er versuchte, auf Charlies ausgestreckte Hand zuzuschwimmen. Jack konnte die Verzweiflung in seinen blutverschmierten Gesichtszügen deutlich erkennen, während er nach Charlies Hand schnappte, hörte dann den enttäuschten Aufschrei, als seine Finger die Hand nur um wenige Zentimeter verfehlten und er davongewirbelt wurde.
    »Schwimm!«, schrie Charlie. »Schwimm zur Wand!«
    Jack sah, wie sich Lyle in der klebrigen Flüssigkeit abmühte und so wild paddelte wie ein Hund. Er war ein äußerst schlechter Schwimmer.
    »Ich kann nicht!«, keuchte er. »Die Strömung ist zu stark!«
    »Wir brauchen ein Seil!«, sagte Jack zu Charlie. »Besitzen Sie so was?«
    »Ein Seil?« Charlies Panik schien sich ein wenig zu legen, als er sich auf die Frage konzentrierte. »Nein … wir haben eine Schnur, aber …«
    »Vergessen Sie’s«, unterbrach ihn Jack. Die Lösung lag alleine in seiner Hand. Er wandte sich an Gia. »Du musst für einen Augenblick in die Küche gehen.«
    »Ich geh nicht von hier weg …«
    »Stell dich nur in die Türöffnung. Bitte. Du musst die Treppe vollständig verlassen, damit wir es versuchen können. Beeil dich. Vielleicht kriegen wir keine zweite Chance.«
    Sie wandte sich um und stieg zur obersten Stufe hinauf, drehte sich um und sah ihn mit angsterfüllten Augen an. Jack folgte ihr ein paar Stufen nach oben, dann packte er das Geländer mit beiden Händen.
    »Charlie – helfen Sie mir, das Ding aus der Wand zu reißen.«
    Charlie runzelte die Stirn, dann hellte sich seine Miene auf. »Genau!«
    Zehn Sekunden später schob sich Jack mit dem drei Meter langen Geländer in der Hand vorsichtig an den Blutsee heran. Der Blutpegel war mittlerweile etwa bis zur halben Wandhöhe gestiegen, und er stieg schneller und schneller. Lyle befand sich wieder auf der anderen Seite des Tümpels, weit entfernt von ihnen. Doch er trieb wieder zu ihnen herüber, allerdings war sein Abstand zur mittlerweile fast trichterförmigen Mitte erheblich geringer geworden.
    »Schnell!«, feuerte Jack Charlie an, während er die mit Blut überspülten Stufen betrat. Sein Magen verkrampfte sich – es war entsetzlich heiß. »Packen Sie meinen Gürtel, damit ich nicht auch noch hineinstürze!«
    »O Jack, bitte sei vorsichtig!«, rief Gia von oben.
    Während Charlie ihn von hinten sicherte, packte Jack das eine Ende des Geländers mit beiden Händen und stieß die lange Stange Lyle entgegen, als er gerade vorbeiwirbelte. Das freie Ende tauchte in den Tümpel und spritzte Lyle einen Schwall Blut ins Gesicht. Er ruderte blindlings mit den Armen herum, schlug mit den Händen auf die Oberfläche des Bluttümpels und traf daneben. Jack streckte sich und verspürte dabei einen brennenden Schmerz in seiner rechten Flanke. Doch er versuchte, die Geländerstange ruhig zu halten und sie näher zu Lyle zu bringen. Er hoffte, dass nicht etwa die Wundnaht in seiner Seite aufgerissen war.
    Und dann fand einer von Lyles wild umherschlagenden Armen endlich das Ziel. Er berührte die Holzstange, und seine Hand packte reflexartig zu.
    »Sie haben sie!«, sagte Jack und spürte, wie er durch das zusätzliche Gewicht an der Geländerstange in Richtung Tümpel gezogen wurde. Er wandte den Kopf und sagte über die Schulter zu Charlie: »Und ich hoffe, dass Sie mich sicher haben.«
    »Keine Sorge«, erwiderte Charlie, dann erhob er die Stimme: »Halt dich mit beiden Händen fest, Lyle.«
    Lyle befolgte den Rat, und dann zogen ihn Jack und Charlie in Sicherheit.
    Doch der Tümpel schien ihn nicht mehr hergeben zu wollen. Der Strudel rotierte schneller und schneller, und der Pegel in der Mitte sank tiefer, während gleichzeitig ein lautes, saugendes Schmatzen ertönte. Charlie und Jack mussten ihre gesamte Kraft aufbieten, um die Geländerstange

Weitere Kostenlose Bücher