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HMJ06 - Das Ritual

HMJ06 - Das Ritual

Titel: HMJ06 - Das Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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ziemlich hoch auf dem vertikalen Balken. Jack zählte elf von diesen Gebilden ringsum an der Kellerwand. Ihr Abstand zueinander betrug etwa zwei Meter und vom Boden aus ein Meter fünfzig.
    »Ein seltsames Kreuz«, murmelte Gia. »Außerdem sind es in diesem Raum die einzigen Dinge, die noch feucht sind.«
    »Nicht die einzigen«, sagte Lyle. Seine Kleider und seine Dreadlocks trieften noch immer von Blut. »Ich muss duschen und frische Sachen anziehen.« Er machte Anstalten, sich zu entfernen, dann drehte er sich zu ihnen um. »Übrigens, was Sie da sehen, kennt man als Tau-Kreuz. Es wird so genannt, weil es aussieht wie das Τ des griechischen Alphabets.
    Außerdem ist es der letzte Buchstabe des hebräischen Alphabets.«
    Jack sah ihn verblüfft an. Woher wusste er all dieses Zeug?
    »Tau …«, sagte Charlie. »Ich erinnere mich, im Propheten Ezechiel gelesen zu haben, dass alle Gläubigen von Gott mit dem Buchstaben Tau auf der Stirn gezeichnet würden.« Er sah sich um und nickte. »Ja, das alles zeigt ganz eindeutig, dass wir von Gottes Hand gerettet wurden.«
    Jack schaute genau hin. »Aber der Querbalken befindet sich nicht ganz oben.« Jedes Kreuz hatte am oberen Ende des vertikalen Balkens eine kleine Wölbung. »Es ist also nicht ganz ein großes T.«
    Als wäre dies ein Stichwort gewesen, verblassten die blutigen Kreuze schlagartig und verschwanden.
    »Sehen Sie!«, rief Lyle und streckte die Arme aus. Seine Kleider waren sauber und trocken, und auf seiner Haut und in seinen Haaren war nicht die geringste Spur Rot zu sehen. »Das Blut! Es ist verschwunden! Als wäre das alles gerade überhaupt nicht geschehen!«
    »Oh, es ist geschehen«, sagte Jack und deutete auf die Geländerstange auf dem Kellerboden. »Und jetzt wird es für uns Zeit zu gehen.«
    »Nein, das dürfen Sie nicht«, protestierte Lyle. »Wir müssen uns über diese Sache unterhalten. Über alles, was seit dem Erdbeben passiert ist …«
    »Alles?«, fragte Jack. »Sie meinen, da hat es noch mehr gegeben?«
    »Ja. Sogar viel mehr. Und ich glaube, es steht alles mit Gia in Verbindung. Vielleicht sogar auch das Erdbeben.«
    Jack sah Gia an und bemerkte ihren erschrockenen Blick. Er schüttelte den Kopf. »Sehen Sie, Lyle, ich weiß, dass Sie gerade etwas Schlimmes erlebt haben, daher …«
    »Hören Sie, es fügt sich alles zusammen. Wir wohnen schon seit fast einem Jahr hier, und in der ganzen Zeit haben wir nicht ein einziges seltsames Erlebnis gehabt.« Er sah seinen Bruder Beifall heischend an. »Stimmt es nicht, Charlie?«
    Charlie nickte. »Das stimmt. Aber seit Freitagabend geht es bei uns Schlag auf Schlag.«
    »Richtig. Die Kette der merkwürdigen Ereignisse begann, als Gia dieses Haus betrat. Kaum hatte sie die Schwelle überquert, fand ein Erdbeben statt.«
    »Ich habe sie begleitet. Wir sind gemeinsam zu Ihnen gekommen, falls Sie das vergessen haben sollten. Vielleicht bin ich der Auslöser.«
    Jack wusste, dass er es war, wollte aber in diesem Augenblick nicht näher darauf eingehen. Er wollte nur Gia so schnell wie möglich aus diesem Haus herausholen.
    »Aber nicht Sie waren es, der das kleine Mädchen gesehen hat. An jedem anderen Tag meines Lebens würde ich einräumen, dass Gias Ankunft und das Erdbeben rein zufällig zum gleichen Zeitpunkt stattgefunden haben, aber nicht heute. Nicht nach dem, was ich gerade selbst erlebt habe. Und sie ist wirklich die Einzige, die das kleine Mädchen gesehen hat. Ich sage Ihnen, ich spüre es in der Magengrube: Dieses Kind steht mit dem, was hier geschehen ist, in enger Verbindung, und Gia wiederum hat irgendeine Verbindung zu diesem Mädchen. Ich möchte bloß wissen, welche.«
    »Ich auch«, schloss sich Gia ihm an. »Ich meine, natürlich nur, wenn es tatsächlich zutrifft. Denn ich habe eine Hand aus diesem Tümpel herausragen sehen. Sie war direkt vor Ihnen allen, aber keiner von Ihnen dreien konnte sie sehen. Daher bin ich entweder verrückt oder es gibt diese Verbindung tatsächlich. Egal, wie oder was, ich brauchte auch ein paar Antworten.«
    »Okay, gut«, sagte Jack. Er wusste, dass Lyle sich irrte, doch wenn er berücksichtigte, wie sich die Unterhaltung entwickelte, musste er erkennen, dass er mit Gia in absehbarer Zeit nicht nach Hause zurückkehren würde. »Unterhalten wir uns darüber. Aber nicht hier. Ich glaube nicht, dass dieses Haus der geeignete Aufenthaltsort für Gia ist. Es muss hier in der Nähe doch ein Restaurant oder so etwas geben, wo wir uns gemütlich

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