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HMJ06 - Das Ritual

HMJ06 - Das Ritual

Titel: HMJ06 - Das Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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dich sprechen muss.«
    »Das tue ich.« Er fischte es aus der Jeanstasche und drückte auf einen Knopf. Sie hörte den Piepton, als es aktiviert wurde. Er warf einen Blick auf die Uhr. »Ich muss los. Such irgendetwas Gemütliches zum Dinner – alles, nur nicht das Zen Palate – und ich erzähle dir einiges über Konstantin Kristadoulous’ Geschichte des Kellers im Menelaus Manor und über die Funde unserer archäologischen Grabung da unten.«
    Gia seufzte. Sie sollte alles nur aus zweiter Hand erfahren, aber sie kam zu dem Schluss, dass sie sich wohl damit zufrieden geben müsste.
    »Und von dem Schlüsselanhänger«, sagte sie. Das wollte sie am dringendsten wissen. »Du musst mir genau schildern, was geschieht, wenn du mit dem Ding über die Schwelle trittst.«
    »Ja«, sagte Jack leise. »Das könnte sehr interessant sein. Aber wie übertrifft man ein Erdbeben?«
     
     

9
     
    »Was?«, fragte Lyle. Er konnte nicht glauben, was er gerade gehört hatte. »Du machst einen Scherz, stimmt’s? Du nimmst mich auf den Arm, richtig?«
    Charlie schüttelte den Kopf, während er Kleider aus seinem Schrank holte und aufs Bett warf. Er konzentrierte sich auf seine Tätigkeit und vermied jeden Augenkontakt mit seinem Bruder.
    »Nee. Das ist mein Ernst. Ich verschwinde.«
    Zuerst dieser verrückte Vormittag mit den drei Kunden und dem Blick in ihre Leben, Vergangenheiten, ihre Zukunft – wie wenig jeder von ihnen vom Leben noch zu erwarten hatte. Und jetzt dies. Er hatte das Gefühl, als gerate seine Welt völlig aus den Fugen.
    »Aber du kannst nicht weggehen. Wir sind ein Team. Die Kenton-Brüder waren immer ein Team. Was treibt dich dazu, Charlie?«
    Schließlich sah Charlie ihn an. In seinen Augen glänzten Tränen. »Glaubst du, ich will das? Ganz bestimmt nicht. Wir sind noch immer ein Team, Lyle, aber nicht in diesem Spiel, yo. Und nicht in diesem Haus.«
    »Was meinst du?«
    »Ich meine, wir sollten beide von hier verschwinden und ganz von vorn anfangen und für eine Leistung eine Gegenleistung liefern, wie Jack gesagt hat.«
    Jack … für einen kurzen Moment wünschte sich Lyle, er hätte nie von ihm gehört.
    »Du meinst, wir sollen aus dem Spiel aussteigen?«
    »Richtig. Und sieh doch, so wie du das Spiel seit kurzem spielst, du weißt schon, rauf und runter Kundentermine absagst, da wird in Kürze sowieso nicht mehr viel von dem Spiel übrig sein, oder?«
    Lyle zuckte zusammen. Charlie hatte nicht Unrecht. Lyle hatte nicht nur die vierte Sitzung des Vormittags, sondern auch gleich den ganzen Nachmittag gestrichen. Er schaffte es nicht mehr. Er hatte Charlie nicht verraten, weshalb. Sollte er es jetzt tun? Nein. Es würde ihn nur in seinem Entschluss wegzugehen bestärken.
    »Aber wir können nichts anderes, Charlie. Wir werden verhungern!«
    »Niemals. Zwei helle Burschen wie wir. Wir kommen schon zurecht.«
    »Zurechtkommen? Seit wann ist Zurechtkommen genug? Ich will groß rauskommen, Charlie. Du doch auch.«
    »Nein, nicht mehr. ›Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne, und nähme an seiner Seele Schaden?‹ Ich will meine Seele retten, Lyle. Und deine auch. Deshalb möchte ich, dass du mit mir kommst.«
    »Und wenn ich das nicht tue?«
    »Dann muss ich allein weitermachen.«
    »Allein weitermachen?« Lyle gab seiner aufkeimenden Wut nach. »Warum denkst du nicht allein?«
    »Was soll das heißen?«
    »Das bist nicht du, der da redet. Das ist der Priester in dieser abgefuckten, von ewiger Verdammnis faselnden Idiotenkirche, die die Schlange des Bösen beschwört und zu der du ständig hinrennst, stimmt’s?«
    »Wir beschwören nicht die Schlange des Bösen.«
    »Du bist genau der richtige Trottel für diese Typen. Genauso war es damals in Dearborn, als dieser Reverend, wie hieß er noch …«
    »Rawlins.«
    »Richtig. Reverend Rawlins. Das ist doch der Typ, der von dir verlangt hat, du solltest den Harry-Potter-Film boykottieren.«
    »Nur weil er Werbung für Hexerei macht.«
    »Woher willst du das wissen? Du hast den Film nie gesehen. Und du hast keins der Bücher gelesen. Und Rawlins auch nicht. Er hatte es von jemandem gehört, der auch nichts gelesen oder gesehen hatte. Aber du hast gleich mitgemacht und bist gegen Harry Potter auf die Barrikaden gegangen, ohne den Hauch einer Ahnung gehabt zu haben.«
    Charlie reckte das Kinn vor. »Man braucht kein Attentat zu verüben, um zu wissen, dass es falsch ist.«
    »Ein Buch zu lesen, um sich eine kompetente Meinung bilden zu

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