Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
HMJ06 - Das Ritual

HMJ06 - Das Ritual

Titel: HMJ06 - Das Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
Vom Netzwerk:
verängstigtes Kind. Und wie ein verängstigtes Kind klingt, das wissen Sie doch, nicht wahr?«
    »Genauso wie Sie, denke ich.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich bitte Sie, Jack, oder wie immer Ihr richtiger Name lautet. Halten Sie mich nicht für einen Idioten. Ich weiß mehr über Sie, als Sie vermuten.«
    Jacks Wut wurde durch eine aufkeimende Unsicherheit gedämpft. Bluffte Bellitto? Er kannte Jacks Namen – nein, Moment mal, Jack hatte Elis Angestellten seinen Namen neben dem Eintrag für Taras Schlüsselanhänger im Hauptbuch aufschreiben lassen. So war er zu dem Namen gekommen. Aber irgendwie hatte Eli Jacks Tracfone-Nummer herausbekommen. Was wusste er sonst noch?
    »Also?«
    »Ich weiß, dass Sie ebenfalls praktizieren.«
    »Tatsächlich?« Worauf sollte das hinauslaufen? »Was?«
    Ein kurzes Zögern, als wäre Bellitto sich nicht ganz sicher, wie viel er sagen sollte, dann: »Die Zeremonie, natürlich.«
    Das Wort hatte für Jack keinerlei Bedeutung, doch Bellittos Tonfall hatte es mit derart viel Bedeutung und Gewicht aufgeladen, dass er wusste: Er musste darauf eingehen und mitspielen.
    Er tat so, als verschlüge der Schock ihm kurzzeitig den Atem. »Woher … woher wissen Sie das?«
    Bellitto lachte leise. »Weil ich schon so viel länger als Sie praktiziere, so unendlich viel länger als jeder andere. Und Ihre Absichten sind so lächerlich offensichtlich.«
    »Sind Sie das?«
    »Ja. Sie wollen meinen Zirkel übernehmen.«
    Jack hatte keine Ahnung, wovon der Mann redete, aber er wollte ihn am Sprechen halten, auf diese Weise vielleicht herauskriegen, was ihn antrieb, und es gegebenenfalls als Grundlage für einen Gegenangriff benutzen. Denn Eli Bellitto würde untergehen. Es war nur noch die Frage, wo und wann.
    »Ich habe meinen eigenen Zirkel. Weshalb also sollte ich Ihren übernehmen wollen?«
    »Weil meiner so viel mächtiger ist. Ich führe die Zeremonie seit Hunderten von Jahren durch …«
    »Warten Sie. Haben Sie tatsächlich ›Hunderte‹ gesagt?«
    »Ja. Seit Hunderten von Jahren. Ich bin zweihundertzweiunddreißig Jahre alt.«
    Jack schüttelte den Kopf. Dieser Typ schien gerade aus einer Irrenanstalt entsprungen zu sein.
    »Davon hatte ich gar keine Ahnung.«
    »Jetzt sehen Sie, mit was Sie es zu tun haben. Mein Zirkel hat engste Verbindungen in alle Kreise von Macht und Einfluss. Und Sie wollen das alles nur für sich selbst, nicht wahr?«
    »Mein Zirkel unterhält ebenfalls weit reichende Kontakte und …«
    Elis Stimme bekam einen harten Klang. »Ihr Zirkel ist nichts! Nichts! Sie haben mich am Montagabend überrumpelt, aber das wird nie wieder passieren. Ich habe meinen Zirkel die Netze nach Ihnen auswerfen lassen. Sie sind clever, aber Sie sind mir nicht gewachsen. Wir kennen Ihre Tracfone-Nummer, bald werden wir auch Ihren Namen kennen, und sobald das der Fall ist, sind Sie fertig!«
    Jack hatte eine ziemlich gute Vorstellung, wie sie an seine Telefonnummer gelangt waren. Er hatte seit seinem tete-à-tete mit Bellitto nur einmal telefoniert, und das war sein Gespräch mit der 911 gewesen, um die versuchte Entführung des Jungen zu melden. Der Medizinische Notdienst hatte diesen Anruf wahrscheinlich mitsamt der Anruferidentifikation gespeichert. Daraus zu schließen, dass der Anruf von einem Tracfone gekommen war, dürfte keinerlei Schwierigkeiten gemacht haben. Aber an die Nummer heranzukommen, deutete auf beste Verbindungen zu amtlichen Stellen, wenn nicht gar zum NYPD selbst hin.
    Vielleicht war Bellitto kein Schaumschläger. Vielleicht verfügte er tatsächlich über die guten Beziehungen, mit denen er sich brüstete.
    Und vielleicht war es auch so, dass er Jack am Reden hielt – und nicht andersherum. Falls sein »Zirkel« zwei Prüfwagen durch die Gegend fahren ließ, um sein Telefon aufzuspüren, wäre es dann möglich, dass sie Jacks augenblickliche Position bestimmen und ihm auf die Pelle rücken konnten?
    Ein Glück, dass er sich weit entfernt von zu Hause befand.
    Jack trat aus dem Ladeneingang und ließ sich mit dem Strom der Passanten in Richtung der Treppen zur hoch gelegenen U-Bahnstation mittreiben. Er wollte die Verbindung noch für einige Zeit aufrechterhalten, dann in den Zug steigen und von der Bildfläche verschwinden.
    »Was ist los?«, fragte Bellitto. »Hat es Ihnen die Sprache verschlagen?«
    Jack zwang sich zu einem Lachen. »Wenig originell. Sie haben nicht die geringste Ahnung, wer ich bin und was ich vorhabe. Sie werden es auch niemals wissen. Ihre Zeit

Weitere Kostenlose Bücher