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HMJ06 - Das Ritual

HMJ06 - Das Ritual

Titel: HMJ06 - Das Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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ist zu Ende, Eli. Die neue Generation wartet schon darauf, Ihren Platz zu übernehmen. Treten Sie ab, oder sterben Sie!«
    »Niemals! Die Zeremonie ist meine Domäne! Ich habe keine Ahnung, wie Sie davon erfahren haben, aber kein Anfänger wird mir meine Macht streitig machen!«
    Anfänger? Macht streitig machen? Dieser Bursche war ein totaler Spinner.
    Aber diese Zeremonie, von der er ständig faselte … Jack hatte das ungute Gefühl, dass sie etwas mit dem Töten von Kindern zu tun hatte. Wenn er mit seiner Vermutung Recht hatte, vielleicht könnte er die ganze Geschichte umdrehen, um Bellitto auf diesem Weg einen Tritt in seine bereits demolierten Eier zu verpassen.
    »Die Zeremonie in ihrer alten Form mag Ihre Domäne sein, Eli, aber ich habe meine eigene Variante entwickelt. Die Zeremonie, Version Zwei-Punkt-Null, gehört mir.«
    »Was?« Ein unsicherer Klang. »Was reden Sie da?«
    »Ich habe die Zeremonie umgedreht, Eli.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Ich kann sie zurückholen.«
    »Was? Unsinn! Das ist unmöglich!«
    »Ist es das? Am Sonntag in Ihrem Laden, das war ich, als ich versucht habe, den Roger-Rabbit-Schlüsselanhänger zu kaufen.«
    »Sie? Aber … aber warum wollten Sie ihn haben?«
    »Nicht ich wollte ihn. Tara hat ihn sich gewünscht.«
    »Wer?«
    »Tara Portman.« Jack hätte schwören können, dass er da ein zischendes Einatmen hörte. »Sie erinnern sich an sie, nicht wahr? Die hübsche kleine neunjährige Blondine, die Sie 1988 bei den Reitställen in Kensington haben entführen lassen.« Jack hatte Mühe, seine auflodernde Wut im Zaum zu halten und nicht laut loszubrüllen. Er musste weiter völlig cool klingen und so tun, als wäre er mindestens genauso krank, genauso abartig wie dieser Typ am anderen Ende der Leitung. »Sie ist zurückgekommen und verlangt ihren Schlüsselanhänger. Also habe ich ihn für sie geholt. Tara ist zurück, Eli. Und sie ist ganz schön sauer.«
    Damit unterbrach Jack die Verbindung und schaltete sein Mobiltelefon so heftig ab, dass er beim Betätigen der aus-Taste das Gerät beinahe zerquetscht hätte.
    So, darüber kannst du dir für den Rest des Tages deinen perversen Kopf zerbrechen, du Dreckschwein.
     
     

15
     
    »Fahr langsamer«, befahl Eli, während er durch das Fenster auf der Beifahrerseite in die zunehmende Dunkelheit starrte. »Es ist nur noch ein kurzes Stück. Nummer siebenhundert –fünfunddreißig.«
    Adrian saß am Lenkrad von Elis Mercedes, einer schwarzen 1990er Limousine. Trotz seines Alters war der Wagen vergleichsweise wenige Kilometer gefahren. Eli benutzte ihn eher selten, und dann auch nur für kurze Strecken. Er bevorzugte diesen alten Klassiker wegen seiner Geräumigkeit, seines Komforts und seiner sprichwörtlichen Schönheit. Die neuen Modelle fand er reizlos.
    Elis Wunden ging es heute viel besser, aber noch nicht gut genug, um damit fahren zu können. Sein Bein strecken und anziehen zu müssen, um Brems- und Gaspedal zu bedienen, hätte die Schmerzen wieder aufflammen lassen, daher hatte er Adrian die Wagenschlüssel gegeben. Adrian hatte zwar noch immer Probleme mit seinem Knie, doch glücklicherweise war das linke in Mitleidenschaft gezogen worden, so dass er trotzdem fahren konnte.
    Es war ganz gut, dass Eli eine körperliche Begründung vorweisen konnte, nicht fahren zu können, denn er war auch emotional nicht dazu in der Lage. Nicht heute. Er war zu nervös, zu verwirrt … in seiner augenblicklichen Verfassung hätte er nicht auf den Verkehr ringsum achten können und einen schweren Unfall riskiert.
    Aber er konnte und durfte sich vor Adrian und Strauss nichts von seinem Unbehagen, seiner Unsicherheit anmerken lassen. Er hatte sich noch nie in einer solchen Situation befunden und empfand diese unerklärliche Entwicklung der Ereignisse als beinahe überwältigend. Alles war so lange so gut gegangen, und nun …
    Anfangs hatte er sich darüber gefreut, mit seinem Angreifer, diesem mysteriösen »Jack«, Kontakt aufzunehmen. Er hatte ihn mit der Absicht angerufen, ihn in Unruhe zu versetzen, ihm klar zu machen, dass er mit seiner hinterhältigen, dreisten Tat nicht ungeschoren davonkäme, dass Jagd auf ihn gemacht und dass er am Ende aufgestöbert würde.
    Stattdessen war Eli es, der völlig durcheinander gebracht worden war.
    Der Mann wusste, dass er Tara Portman gekidnappt hatte, wusste, dass der Schlüsselanhänger ihr gehört hatte. Wie? Woher? Er glaubte nicht für eine Sekunde, dass die Zeremonie umgekehrt werden

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