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HMJ06 - Das Ritual

HMJ06 - Das Ritual

Titel: HMJ06 - Das Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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von dem?«
    Jack wünschte sich, sie würde ihre Lautstärke ein wenig herunterdrehen. Es würde ihn nicht wundern, wenn Bellitto und Minkin sie oben im ersten Stock hören konnten.
    »Ich, ahm, habe vor ein paar Jahren einiges an Maurerarbeiten erledigt, wissen Sie, in seinem Keller, und er sagte, ich solle ihn hier treffen.«
    Gerts Augen verengten sich. »Hat er das? Wann soll das gewesen sein?«
    »Oh, ahm, heute Morgen, am Telefon.«
    »Heute Morgen? Oh, da habe ich aber gewisse Zweifel. Er ist nämlich schon seit einigen Jahren tot.«
    »Unmöglich! Sie lügen!«
    »Sir, ich lüge nicht. Er war einer unserer Stammkunden. Er und der Inhaber dieses Ladens waren miteinander befreundet.«
    »So was habe ich mir fast gedacht.«
    Jack holte tief Luft und atmete zischend aus. Da war sie. Die letzte noch fehlende Verbindung zwischen der Menelaus-Villa, Tara Portman und Eli Bellitto.
    Gert schüttelte den Kopf. »Es war sehr tragisch, wie er gestorben ist.«
    »Ganz und gar nicht tragisch«, widersprach Jack und ließ seine Rolle fallen. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass sein Tod längst überfällig war.«
    Gerts Augen weiteten sich, während sie ihre breiten Schultern straffte. »Wie bitte?«
    Jack machte kehrt und ging zur Tür. »Vielen Dank, Lady. Sagen Sie Eli, ich hätte nach Dimitri gefragt.«
    »Sie kennen Mr. Bellitto? Wer sind Sie?«
    »Sagen Sie es ihm. Er weiß dann Bescheid.«
    Jack trat hinaus auf den Bürgersteig und machte sich sofort auf den Weg zur U-Bahn.
     
     

3
     
    »Das ist doch nicht zu fassen!«
    Eli knallte den Telefonhörer auf die Gabel. Er brachte kaum ein zusammenhängendes Wort heraus. Die Dreistigkeit dieses Kerls verschlug ihm die Sprache. Was für eine bodenlose Frechheit!
    »Was ist los?«, wollte Adrian wissen. Er stand abwartend da.
    »Er war es! Dieser geheimnisvolle ›Jack‹! Er war gerade im Laden und hat Gert nach Dimitri gefragt!«
    Adrian glotzte ihn an. »Gerade eben? Dann habe ich ihn gesehen. Ich hab ihn direkt vor mir gehabt und habe ihn nicht erkannt. Aber wie sollte ich auch? Ich weiß ja nicht mal mehr, was am Montagabend überhaupt passiert ist. Das Letzte, woran ich mich erinnere …«
    »Wie sah er aus?«
    »Wie ein … wie ein ganz normaler Arbeiter. Er war schmutzig und roch nach Schweiß. Ich kann nicht glauben …«
    »Glaub es ruhig! Er sagte, Dimitri hätte ihn angerufen und ihm erklärt, er solle ihn im Laden treffen.«
    Adrian erbleichte. »Aber Dimitri ist tot!«
    Eli sah seinen Assistenten mitleidig und zugleich irritiert an. Was ihn an Adrian am meisten beeindruckt hatte, war außer seiner Größe und Kraft sein wacher Geist. Aber seit den Schlägen auf seinen Schädel schienen seine mentalen Funktionen nur noch im Zeitlupentempo abzulaufen.
    »Dessen bin ich mir durchaus bewusst. Er versucht, uns durcheinander zu bringen.« Obwohl Eli »uns« sagte, meinte er mich. »Er will uns aus dem Konzept bringen.«
    »Aber weshalb?«
    Plötzlich erkannte Eli alles, er begriff den Plan des geheimnisvollen Mannes in all seiner schrecklichen Einfachheit.
    »Er wollte uns davon abhalten, in diesem Zyklus die Zeremonie durchzuführen. Das setzt uns erheblich unter Druck, denn dann sind wir gezwungen, die Zeremonie um jeden Preis während des nächsten Zyklus abzuhalten, zum letzten Neumond vor der Tagundnachtgleiche, oder …«
    Seine Stimme versiegte, als er sich die Konsequenzen bewusst machte.
    Adrian starrte ihn an. »Oder was? Was wird geschehen?«
    »Dir? Nicht viel. Deine Zeremonienfolge wird unterbrochen, und du musst wieder von vorne anfangen.«
    Adrian stöhnte. »O mein Gott, nein!«
    »Aber für mich wird es viel, viel schlimmer sein. Wenn ich versage, dann werden sämtliche Krankheiten und Traumata, vor denen ich während der letzten zwei Jahrhunderte geschützt war, auf einmal auf mich einstürzen und mich zermalmen.«
    Das Grauen schien sich wie eine eisige Faust um sein Herz zu legen und brutal zuzudrücken. Er würde langsam und unter unsäglichen Qualen sterben. Und dann hätte dieser Eindringling freie Hand und könnte ohne Schwierigkeiten den Zirkel übernehmen.
    Genau deshalb hatte dieser Jack ihn nicht schon am Montagabend getötet. Er wollte, dass Eli einen Monat der Schmerzen und der Angst durchlebte, ehe ihn ein grässlicher Tod heimsuchte.
    »Wenn ich mir vorstelle, wie nahe ich dran war!« Adrian knirschte mit den Zähnen. »Wenn ich es gewusst hätte, dann wäre ich …« Er ballte die Hände zu Fäusten, als wollte er seinen

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