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HMJ06 - Das Ritual

HMJ06 - Das Ritual

Titel: HMJ06 - Das Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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er ihn zurück in den Briefumschlag.
    »Weißt du«, sagte Julio. »Ich glaube, Barney hat ihn erkannt. Ich meine gehört zu haben, wie er rief: ›Sieh mal an, wer da ist.‹ Oder so was Ähnliches.«
    »Barney?« Jack suchte den Raum ab. Gewöhnlich hing Barney zusammen mit Lou an der Bar herum. »Wo ist er?«
    »Arbeiten. Er hat diese Woche Nachtschicht. Morgen früh ist er wieder hier.«
    »Ich auch.« Jack stopfte sich den Rest seines Sandwiches in den Mund, spülte ihn mit dem letzten Schluck Bier hinunter und erhob sich dann.
    »Ich muss mich beeilen. Lass Barney ja nicht weg, ehe ich morgen hier erschienen bin. Gib ihm was zu essen, lass ihn auf meine Rechnung trinken, was er will, tu alles, was nötig ist, um ihn hier festzuhalten, bis ich komme.«
    Jack eilte zurück auf die Straße. Es wurde Zeit, mit dem Graben fortzufahren. Er empfand eine gewisse Zufriedenheit. Jetzt waren nur noch zwei Fragen offen: War Tara Portman tatsächlich unter dem Menelaus Manor begraben worden, und wer hatte ihn angeheuert, um Eli Bellitto zu überwachen? Am nächsten Tag um diese Uhrzeit hoffte er, die Antworten auf beide Fragen zu kennen.
     
     

6
     
    Trotz des wuchtigen Rhythmus und mehrstimmigen Gesangs von der Point of Grace-CD hörte Charlie das Geräusch. Er hörte auf zu graben. Es kam von oben. Ein dumpfes, wiederholtes Dröhnen, als schlüge ein Riese ohne Rhythmusgefühl mit einem Kantholz auf das Haus ein.
    Charlie ließ die Schaufel fallen und rannte die Kellertreppe hinauf. Er erreichte die Küche gerade noch rechtzeitig, um mit ansehen zu können, wie die Fenster sich mit lautem Knallen schlossen. Dann fiel die Hintertür zu.
    Für einen kurzen Moment namenloser Panik glaubte Charlie, eingesperrt zu werden. Er machte einen Satz zur Tür, legte die Hand um den Knauf, drehte und zog gleichzeitig, und die Tür schwang auf. Erleichtert atmete er aus. Als er den Knauf losließ, fiel die Tür abermals ins Schloss.
    Was hatte das zu bedeuten? Was immer den Wunsch gehabt hatte, dass Türen und Fenster offen standen, es musste es sich anders überlegt haben. Jetzt sollte offenbar alles geschlossen sein.
    Nun ja, nicht alles, dachte er, als er einen Blick in den Wohnraum warf. Die Fenster waren zwar geschlossen, doch die Haustür stand sperrangelweit offen. Er drückte sie zu, doch sie entriegelte sich selbst und pendelte wieder auf.
    Seltsam, wie diese Sache ihm noch vor zwei Tagen schreckliche Angst eingejagt hatte. Mittlerweile betrachtete er sie als etwas völlig Alltägliches. Es zeigte, dass man sich an so gut wie alles gewöhnen konnte.
    Charlie fragte sich, weshalb diese Tür offen stand, während alle anderen Öffnungen verschlossen waren, und entschied, dass es im Grunde egal war. Nach dem heutigen Tag wäre es sowieso nicht mehr seine Sorge. Und Lyles auch nicht.
    Er kehrte in den Keller und zu dem Loch zurück, das er gegraben hatte. Er war bis in eine Tiefe von knapp eins fünfzig vorgestoßen und hatte bislang das Gleiche gefunden wie in den anderen Löchern: nichts. Er würde noch gut dreißig Zentimeter tiefer graben und dann an dieser Stelle Schluss machen.
    Während die Schaufel sich ins Erdreich fraß, verstummte die Musik.
    »Dir wird ja richtig warm.«
    Charlie schrie beim Klang der Kleinmädchenstimme hinter ihm vor Schreck auf. Er ließ die Schaufel fallen und wirbelte so schnell herum, dass seine Füße sich verhedderten und er rücklings zu Boden stürzte.
    »Nein!«, schrie er, während er hingestreckt auf der Erde lag und zu dem blonden Mädchen hochstarrte, das in Reitkleidung über ihm stand. Er wusste, wer sie war und was es in Wirklichkeit war, das ihre Rolle spielte. »Der Dämon! Heiliger Jesus, schütze mich!«
    »Vor mir?«, fragte sie. Dabei lächelte sie und spielte mit einer Strähne ihres golden glänzenden Haars. »Sei nicht albern.«
    »Bleib weg von mir!«
    Charlies Herz schien in seiner Brust wild um sich zu treten. Er rammte die Absätze ins Erdreich, krallte sich mit den Fingern fest und krabbelte wie ein Krebs rückwärts, auf der Flucht vor einem zu mächtigen Gegner.
    Das Gesicht des kleinen Mädchens verzog sich, und ihre blauen Augen funkelten vergnügt, während sie lauthals loskicherte. Ihr Lachen war ansteckend und glockenhell. »Du siehst vielleicht lustig aus!«
    »Du kannst mich nicht täuschen! Ich weiß genau, was du bist!«
    Sie trat auf ihn zu. »Weißt du das wirklich?«
    Charlie zog sich weiter zurück, dann stieß er mit dem Kopf gegen die Mauer, und das

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