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HMJ06 - Das Ritual

HMJ06 - Das Ritual

Titel: HMJ06 - Das Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Erdwand grub. Charlie befand sich hinter ihr und hielt sie in Position, indem er sich gegen die Rückseiten ihrer Oberschenkel stemmte. Er hatte die ersten vier Löcher in Rekordzeit gegraben – die Fähigkeit, etwas zu tun, das ihnen beiden zur Freiheit verhelfen konnte, hatte ihn in den reinsten menschlichen Bagger verwandelt –, und hatte sich dabei beim letzten Loch so weit wie möglich gestreckt. Dann war Gia an die Reihe gekommen. Man musste die Stufen benutzen, um sich weiter in die Höhe zu arbeiten. Da sie kleiner und leichter war, schien es einfacher, wenn Charlie sie festhielt.
    »Mein Gott, ist die Erde hart!«
    Sie hatte die Augen geschlossen und drehte das Gesicht zur Seite, um es vor der losen Erde zu schützen, die herunterrieselte, sobald sie das Kreuz in die Schachtwand bohrte. Sie selbst war mit Erde bedeckt. Vor allem ihr blondes Haar war voller Erdkrumen. Sie fühlte sich schmutzig und unansehnlich, arbeitete aber beharrlich weiter. Sie machten deutliche Fortschritte, was bedeutete, dass sie sich am Ende aus ihrem Gefängnis befreien würden.
    Das Kreuz schlug klirrend gegen etwas Solides in dem Loch. Ein weiteres Ausholen, erneutes Klirren, und nur wenig Erde rieselte heraus.
    »Hm-hm. Ich glaube, ich bin auf festes Gestein gestoßen.«
    »Ist das Loch denn groß genug für einen Fuß?«
    Gia schätzte, dass die Öffnung höchstens knapp fünf Zentimeter tief war. »Noch nicht.«
    »Versuchen Sie, um das Hindernis herumzugraben.«
    »Und wenn es zu groß ist?«
    Sie spürte, wie Charlie unter ihr seine Haltung veränderte.
    »Los. Klettern Sie auf meine Schultern und sehen Sie sich genauer an, worauf Sie gestoßen sind. Wenn es wirklich zu groß ist, müssen wir das Loch ein Stück zur Seite verschieben.
    Wenn nicht, versuchen Sie, was immer es ist, aus dem Loch herauszuholen.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Tun Sie’s. Sorgen Sie aber bloß dafür, dass es mir nicht auf den Kopf fällt.«
    Indem sie in der flachen Vertiefung, die sie gegraben hatte, Halt suchte, stellte Gia einen Fuß zögernd auf Charlies Schulter, dann den anderen. Sie streckte die Knie, so dass ihr Kopf in die Höhe stieg, auf gleiche Höhe mit der Öffnung gelangte, und sie …
    … in die leeren Augenhöhlen eines Kinderschädels blickte.
    Gia stieß einen entsetzten Schrei aus und wich zurück. Sie verlor den Halt und stürzte. Verzweifelt ruderte sie mit den Armen, fand aber nichts, woran sie sich hätte abstützen können. Irgendwie schaffte Charlie es, sie aufzufangen und vor einem schlimmeren Schaden zu bewahren.
    »Was ist los?«
    Gia schluchzte. »Das Skelett eines Kindes. Vielleicht ist es sogar Taras. Oh. Ich hasse das alles!«, rief sie und ließ ihren Tränen freien Lauf. Sie dachte an Vicky. Es war nichts als reines Glück, dass es nicht ihr Schädel war. »So etwas sollte niemandem zustoßen, vor allem keinem Kind!« Sie wischte sich die Tränen mit dem Handrücken ab, der anschließend schwarz von Erde war. »Was für ein Monstrum …?«
    In diesem Augenblick erbebte die Erde. Nur wenig, aber es reichte aus, um sie aus ihrer Verzweiflung zu reißen und in die Gegenwart zurückzuholen.
    Charlie starrte zu den Schachtwänden empor. »Haben Sie das auch gespürt?«
    Gia nickte. »Natürlich …«
    Aus der Wand über ihnen löste sich ein Erdbrocken und fiel herab. Gia hustete und würgte, als sie in der Staubwolke einatmete. Eine weitere Ladung landete auf ihrem Rücken und ließ sie in die Knie gehen.
    »Hier bricht alles zusammen! Wir werden lebendig begraben!«
    Der Erdregen dauerte an, während Charlie ihren Arm packte und sie auf die Füße hochzog. »Bewegen Sie Ihre Beine! Sehen Sie zu, dass Sie oben bleiben, während sich der Schacht füllt!«
    Es war, als befänden sie sich unter einem Wasserfall aus Geröll und Staub, aber Gia begriff, was er meinte. So lange nicht zu viel auf einmal herunterkam, hätten sie die Chance …
    Sie schrie auf, als sich etwas Kaltes um ihr Fußgelenk legte. Sie blickte nach unten und sah eine kleine, geisterhaft bleiche Hand nach ihrem Fuß greifen. Sie versuchte, den Fuß wegzuziehen, konnte sich aber nicht befreien. Die kleinen Finger hielten sie so fest wie stählerne Fesseln.
    Charlie stieß einen lauten Ruf aus. Gias Kopf zuckte herum, und sie sah, wie eine andere Hand sich aus dem Erdreich wühlte und seinen Fuß packte. Ringsum stieg der Erdpegel, und sein Gesicht bekam einen zunehmend verzweifelten Ausdruck, während er versuchte, sich zu befreien.
    »Es ist

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