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HMJ06 - Das Ritual

HMJ06 - Das Ritual

Titel: HMJ06 - Das Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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der Renovierung hatte er die Fensterscheiben schwarz gestrichen und sie mit schweren Vorhängen zugehängt, damit auch nicht der winzigste Lichtstrahl eindringen konnte. Nun waren die Vorhänge aufgezogen und die Fenster aufgerissen worden. So dass die Sonne ungehindert in den Raum scheinen konnte. Das Licht veränderte das Aussehen grundlegend und ließ all seine sorgfältig arrangierten mystischen Requisiten irgendwie … schäbig erscheinen.
    Erleichtert, dass nichts beschädigt worden war, schloss Lyle die Fenster, zog die Vorhänge vor und kehrte in die Küche zurück.
    »Viel Zeit haben wir nicht mehr, Charlie. Mittags findet eine Sitzung statt, also …«
    Lyle stolperte beinahe, als er noch einmal durch das Wartezimmer ging: Die Fenster und die Haustür standen schon wieder offen.
    Charlie prallte gegen ihn und blieb ebenfalls stehen. »Was in Gottes Namen …«
    »Gott hat damit nichts zu tun, Charlie. Sie sind immer noch hier!«
    Lyle stürzte in die Küche – wo die Fenster und die Tür zum Garten übrigens ebenfalls offen standen – und schnappte sich zwei Messer. Eins reichte er seinem Bruder.
    »Na schön. Wir wissen, dass er nicht hier unten ist. Also stell dich an der Treppe auf und achte darauf, dass niemand runtergeschlichen kommt, während ich oben nachschaue.«
    Lyles Herz ratterte bereits im höchsten Gang, während er auf dem Weg nach oben immer zwei Stufen auf einmal nahm. Der Herzschlag beschleunigte sich weiter, während er mit stoßbereit gezücktem Messer durch die Diele schritt. Er war in einer gefährlichen Gegend aufgewachsen, aber er hatte sich von den Verrückten, den Crackheads und den notorischen Schlägern immer fern gehalten. Er war auch in ein paar Kämpfe verwickelt gewesen, meistens eher harmlose Prügeleien. Doch einmal hatte er eine Schnittwunde im Gesicht abgekriegt, als jemand ein Paketmesser aus der Tasche zog. Aber das war auch schon alles. Deshalb war er nicht gerade ein Spezialist für den Kampf mit dem Messer. Er wusste noch nicht einmal, ob er fähig war, auf jemanden einzustechen, aber immerhin war er wütend genug, um das herauszufinden.
    Er schaute im Wandschrank in der Diele nach – leer. Weiter in sein Zimmer. Scheiße! Die Fenster standen auch wieder sperrangelweit offen. Wie zum Teufel war das möglich? Aber die Fliegengitter waren nicht hinausgedrückt worden, demnach hatte auf diesem Weg niemand das Haus verlassen. Er sah in seinem Wandschrank nach und schloss dann die Fenster.
    Das Gleiche mit Charlies Zimmer: offene Fenster, leerer Wandschrank. Wer machte sich an den Fenstern zu schaffen und riss sie immer wieder auf? Nachdem er sie geschlossen hatte, begab er sich in ihr Wohnzimmer – eigentlich ein umfunktioniertes Schlafzimmer. Das ursprüngliche Wohn- und Esszimmer im Parterre diente jetzt als Channeling-Raum.
    Hier war alles in Ordnung.
    Unten schaute er noch einmal in der Küche und in der Speisekammer nach und ging sogar so weit, einen Blick unter das Sofa im Wartezimmer zu werfen.
    »Okay. Parterre und erster Stock sind sauber. Bleibt nur noch der Keller übrig.«
    Zuerst verriegelten er und Charlie die Haustür sowie die Hintertür zum Garten, dann trafen sie sich im Hausflur vor der Kellertür.
    »Wenn er sich noch im Haus aufhält, dann ist er da unten.«
    Charlie schüttelte den Kopf. »Die Papierhandtücher sind immer noch an Ort und Stelle, yo.«
    Richtig, dachte Lyle. Damit der Gestank im Keller bleibt. Aber vergessen wir das vorläufig.
    »Wir schauen trotzdem nach.«
    Er presste eine Hand auf Nase und Mund, während er die Tür aufzog. Er stieg ein paar Stufen die Treppe hinunter und wagte auf halbem Weg einen zaghaften Atemzug. Kein Gestank, nur der typische muffige Kellergeruch.
    »Es ist okay«, gab er Entwarnung an Charlie, der sich dicht hinter ihm hielt. »Der Gestank ist weg.«
    Den Keller zu durchsuchen war kinderleicht: keine Schränke, keine schweren Möbel, niemand, der sich versteckte. Der Spalt im Fußboden war jedoch immer noch da und auch so groß wie vorhin.
    Erleichtert atmete Lyle lange und langsam aus. Wer immer sich in dem Haus aufgehalten hatte, war also weg.
    Aber als sie ins Parterre zurückkehrten, wehte Lyle eine warme, feuchte Brise ins Gesicht. Unbehaglich näherte er sich dem Wartezimmer.
    Jemand hatte erneut die Fenster geöffnet.
    »Wie machen sie das, Charlie? Haben sie irgendwie unser Haus präpariert, während wir schliefen?«
    Charlie war in ihrer Partnerschaft der Techniker und sorgte für die

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