Hochgefickt
trotzdem wollte er mir immer mal wieder Vorschläge zukommen lassen); und auch bei Ralf und dem BVB lief es recht gut. Somit konnten wir wirklich guter Dinge nach vorn blicken. Dass es dafür auch noch andere Gründe gab, kapierte ich, als Ralf nicht nach vorn zum Kamin, sondern zur Seite blickte und auf einmal Dr. Reza Ahangi in der Lobby auftauchte.
»Na, hallo, ihr zwei Hübschen! Kann ich mich nach meinem Sauna- und Wellness-Marathon jetzt auf ein Gläschen Rotwein in den gemütlichen Teil des Abends bei euch einklinken?«, sagte er nicht nur mit seinem leicht schwyzerdütschen Akzent, sondern vor allem mit einer unglaublich angenehmen, entspannten Selbstverständlichkeit.
»Hallo, Dr. Ahangi«, erwiderte ich grinsend und erhob mich, um mich von ihm mit Küsschen links und recht begrüßen zu lassen.
»Nanana, das schöne, junge Mädchen mit dem guten Blick für italienische Schuhe nennt mich bitte nur noch Reza!«, bat er schmunzelnd. »Und ich bin sehr froh, dass wir uns heute unter angenehmeren Umständen als im Krankenhaus begegnen.«
Unterstützt von fabelhaftem Wein und prasselndem Kaminfeuer, das wir eigenmächtig am Brennen hielten, weil der Concierge sich mittlerweile in seinen Ruheraum zurückgezogen hatte, erzählten, lachten und kasperten wir herum, bis es kurz vor vier in der Früh war.
Ich war heilfroh, dass für den nächsten Tag Sauwetter angesagt worden war und ich auf der Piste nichts verpassen würde außer Nebel und Schneefall. So konnte ich mir nämlich ohne Reue einen Saunatag gönnen und den Gesamteindruck, den ich von diesem wirklich bezaubernden Paar gewonnen hatte, sacken lassen. Natürlich ist es für eine heterosexuelle Frau mit intakter Libido schon ein bisschen gemein, wenn einem vor der Nase zwei solche Prachtexemplare herumspringen, die man aber nicht haben kann.
Doch Ralf und Reza hatten eine solche Kraft als Paar, dass ich schon nach zehn Minuten nicht anders konnte, als mich völlig neidfrei mit den beiden zu freuen, dass sie einander gefunden hatten. Ihrer Erzählung nach waren sie bereits seit Ralfs ersten Tagen bei den Grasshoppers zusammen, weil Reza damals den sportmedizinischen Check zum Vertragsabschluss gemacht hatte – dabei war es bei beiden eingeschlagen wie eine Bombe.
Auch nach viereinhalb Jahren Beziehung, die sie nun schon auf dem Buckel hatten, wirkten sie noch sehr glücklich miteinander und schmiedeten eifrig Pläne für eine weitere gemeinsame Zukunft. Daher hatte Ralf Reza auf dem Rückweg von Dortmund (wo sie mit Ralfs gesamter Familie Weihnachten gefeiert hatten) auch die Kneipp-Kur-Klinik gezeigt und von der Idee einer Privatklinik unter Rezas medizinischer und Ralfs wirtschaftlicher Leitung erzählt.
Abgesehen davon, dass sich die zwei geschmacks- und stilsicheren Herren erwartungsgemäß in das pittoreske Anwesen verliebt und sogar schon erste konkrete Umbau- und Finanzierungsmöglichkeiten überlegt hatten, freute es mich, dass ich ihnen vor dem Kamin einen weiteren Vorteil des Gesamtkonstrukts aufzeigen konnte, an den sie noch gar nicht gedacht hatten: Durch die berufliche Verquickung der beiden würden sie ihre heiß geliebten, heimlichen Pärchenurlaube in Florida und Kalifornien dann sogar noch als Geschäftsreise von der Steuer absetzen können.
Neben diesen ernsthaften Vorzügen war es darüber hinaus vor dem Kamin für uns alle drei ein großer Spaß gewesen, das Konzept dieser Klinik und das damit verbundenen Werbe- und PR-Trara zu konkretisieren. Am nächsten Tag und nüchtern betrachtet waren unsere erdachten Slogans allerdings nicht unbedingt alle zu nutzen – zumindest nicht in den Formulierungen, die wir nachts um halb drei auf einen Zettel gekrakelt hatten:
»Liegt der Liebste hier verletzt danieder – komm mit, und dein Busen hebt sich wieder!«
»Hängt die Visage dir in Falten, lass mal Dr. Ahangi walten!«
»Mit einem neuen, kleinen Näschen bist du noch ein viel süß’res Häschen!«
»Melonen statt Mandarinen!«
»Vergessen Sie Ihren Rettungsring in einer ehemaligen Kneipp-Klinik!«
»Vom alten Besen zum heißen Feger!«
Die Jungs machten die Sache mit der Klinik aber tatsächlich klar, sobald das neue Jahr begonnen hatte: In ihrem Kurzurlaub hatten Ralf und Reza einen überzeugenden Businessplan ausgearbeitet und darauf basierend einen ordentlichen Kredit bewilligt bekommen; zusätzlich griff auch noch Rezas kinderloser und wohlhabender Onkel seinem Lieblingsneffen finanziell großzügig unter die Arme. Somit
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