Hochgefickt
Beziehungskrach, wie aufregend!
»Außerdem habe ich mein Wissen nur preisgegeben, weil ich dachte, das mit der Kurklinik wäre vielleicht eine tolle Möglichkeit für euch. Also nimm bitte diesen vorwurfsvollen Ton aus der Stimme, das ist nämlich echt nicht angemessen!«, forderte ich ihn auf.
Er war über meinen vehementen Ausbruch so erstaunt, dass er plötzlich ganz handzahm wurde, mich zaghaft anlächelte und mir mit Zeige- und Mittelfinger die zusammengekniffenen Zornesfalten auf der Stirn auseinander zog. »Du hast absolut recht, Lina, tut mir leid. Bitte nicht so böse gucken, das gibt Falten!«, sagte er mit besänftigendem Schmelz in der Stimme – wenn ich nicht gewusst hätte, dass das leider nur nutzlos vergeudete Ressourcen wären, hätte ich mit Sicherheit allein durch dieses Timbre sofort ein feuchtes Höschen gehabt.
Weil es mich so aber auch noch zusätzlich ärgerte, von Ralf ganz sicher keinen Versöhnungssex zu bekommen, blieb ich noch ein bisschen patzig. »Falten, pah, die kann ich mir ja wohl erlauben! In Wirklichkeit bin ich nämlich erst zwanzig! So, jetzt ist das auch raus, wenn wir hier schon mal beim Großreinemachen sind!«
»Weiß ich doch längst«, grinste er mich breit an, »als du das im Krankenhaus so dahingesagt hast, hab ich mit Reza heimlich deinen Perso aus deinem Portemonnaie gekramt, während du deine restlichen Sachen aus dem Auto geholt hast.«
Nach einer nunmehr wirklich entspannten Restrückfahrt aßen wir in Köln noch gemeinsam zu Mittag, bevor ich für die wöchentliche Aufzeichnung zum Sender musste. Wir erweiterten die ohnehin schon geplanten Paar-Termine für den Dezember (die Bild -Nikolausparty in Berlin, eine Advents-Charitygala in Hamburg, die Weihnachtsfeier bei meinem TV-Sender und die bei seinem Fußballverein, sowie Gänsekeulen braten und servieren für die Obdachlosenhilfe Dortmund) auf seinen Wunsch hin um einen weiteren Besuch in der Eifel: Er wollte sich die Kur-Klinik ansehen.
10
2-in-1, vertikal:
»Einfach zweifach gut«
(Ende Dezember 1994 – Mai 1995)
Wir hatten 1994 bestens hinter uns gebracht. Ich fand es besonders schön, dass Ralf und ich nach den ganzen absolvierten offiziellen Terminen in der Vorweihnachtszeit tatsächlich noch Gelegenheit hatten, sentimental Rückschau zu halten. Solch einen kurzen Moment gab es zwar auch schon auf der Nikolausparty in Berlin – wo ein Jahr zuvor alles angefangen hatte mit uns beiden –, aber die private und pathetische Variante des Jahresrückblicks gönnten wir uns im Roth Flüh.
Ralf entschloss sich auf dem Weg von Dortmund (wo er Weihnachten mit seiner Familie gefeiert hatte) in die Schweiz (wo er mit Reza Silvester verbringen wollte) wieder zu einem kleinen Abstecher ins Tannheimer Tal, um als Überraschungsgast bei Renates Geburtstagsessen im Loch Ness aufzutauchen. Ich wusste nichts von seinem Plan und freute mich tierisch, genau wie Renate und Günther – dass ich mich mit Ralf nach dem Dessert noch auf eine Flasche Wein vor den brennenden Kamin in der menschenleeren Lobby setzte, nutzten sie auch umgehend zu ihrem Vorteil und verdrückten sich zügig in unsere Ferienwohnung, um ihre sturmfreie Bude zu genießen.
»Hoffentlich verteilt Renate nicht wieder ihre Reizwäsche in der ganzen Wohnung!«, dachte ich mir – drei Tage vorher hatte mich jemand in der Schlange am Skilift auf den ungenutzten rückwärtigen Klettverschluss meiner Skijacke aufmerksam gemacht, an den sich ein schwarzes Spitzenhöschen geheftet hatte und nun dort vor sich hin baumelte. Auch der nächste Satz des Höschen-Hinweisers: »Ich kenn Sie doch aus dem Fernsehen! Sie machen doch diese Sendung da, die mit den Sex-Tipps!«, machte die Situation nicht angenehmer für mich. Aber Renate hatte Tränen vor Lachen in den Augen, als ich ihr am Mittag auf der Hütte vorwurfsvoll davon erzählte. Immerhin entschuldigte sie sich nach ihrem Lachanfall für den Wäsche-Fauxpas und gelobte Besserung.
Ralf und ich ließen also unser erstes gemeinsames, turbulentes und letztlich sehr erfolgreiches Jahr Rotwein trinkend Revue passieren, bedankten uns beieinander für die Unterstützung und freuten uns auf ein aufregendes 1995. Immerhin hatte ich noch vor Weihnachten die Verträge für weitere zwei Staffeln à dreizehn Folgen » Echte Sünde « unterschrieben; Tom Kosly hatte mir ein paar Songs zugesandt, die ich mir mal anhören sollte, ob da was bei ist, was ich mir vorstellen könnte zu singen (leider nein, aber
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