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Hochsaison. Alpenkrimi

Titel: Hochsaison. Alpenkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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und auf das Grabkreuz nebenan deuten.
     
    Ostler und Hölleisen kamen genau rechtzeitig. Sie waren die einzig Uniformierten im Team, sie waren momentan auch die saubersten. Zudem waren sie ortsbekannt, so konnten sie sich den Respekt verschaffen, der nötig war, um die Neugierigsten der neugierigen Katastrophenguckermeute zurückzuscheuchen.
    »Ist das unser Mann?«, fragte Ostler, doch Jennerwein war durch die Buddelei so außer Atem gekommen, dass er immer noch zu keiner Antwort fähig war. Er deutete noch einmal hinüber. Dort war ein fernöstlich aussehender Mann am eisernen Grabkreuz angekettet.
    »Haben Sie ihn gut festgemacht?«, fragte Ostler.
    Jennerwein nickte. Ostler sah Handlungsbedarf, denn der Trubel wurde durch die anwogende Menge immer größer. Er tippte einem der Sanitäter auf die Schulter.
    »Kann ich mal euren Lautsprecher im Wagen benutzen?«
    »Natürlich, weißt du, wie er funktioniert?«
    »Wahrscheinlich wie bei einem Polizeiauto.«
    »So ist es.«
    »Achtung, Achtung«, hörte man Ostlers Stimme über Lautsprecher. »Dies ist ein Einsatz der Kriminalpolizei. Beruhigen Sie sich, es besteht keine Gefahr mehr. Wir bitten Sie allerdings, den Bereich um diese Grabstätte zu verlassen und sich zügig zu den Ausgängen des Friedhofs zu begeben.«
    Ostlers Stimme war weich und warm, die Worte waren gut gewählt, kurz und knapp, bestimmt, aber nicht zu autoritär. Die mehr oder weniger prominente Meute wich tatsächlich zurück. Hölleisen schob einige Unentschlossene weg, so dass schließlich nur noch übrig blieben:
    1 leitender Ermittler
am Boden liegend, halbtot
1 Polizeipsychologin
schwer keuchend, mit vollständig abgesplitterten Fingernägeln
1 Allgäuer Kommissar
vollkommen außer Atem, mit dem festen Vorsatz, das Rauchen auf- zugeben
2 Ortspolizisten
letzte Neugierige zurückscheuchend
3 Sanitäter
diverse Erste Hilfe leistend
1 Bewusstloser
im Sanitätsauto, bereit zum Ab- transport
1 Recklinghauser Kommissarin
putzmunter, mit »zwei kleinen Blessuren«
1 Verdächtiger
angekettet am eisernen Grabkreuz
    Hölleisen beugte sich über diesen Verdächtigen und vergewisserte sich, ob die Handschellen ordentlich am Grabkreuz befestigt waren. Dann tastete er ihn vorsichtig ab und durchsuchte seine Taschen. Der Mann war unbewaffnet und hatte keine Papiere bei sich.
    »Verstehen Sie mich?«, fragte Hölleisen, der Mann antwortete nicht. Hölleisen trat einen Schritt zurück. Dieser Asiate hatte große Ähnlichkeit mit dem Asiaten, den er auf der Phantomzeichnung gesehen hatte.
    »Ich bin mir sicher, dass Sie mich verstehen. Ich bin gesetzlich dazu verpflichtet, Sie zu fragen, ob Sie einen Arzt brauchen. Das habe ich hiermit getan, ich werte Ihr Schweigen als nein. Sie haben eine Polizeibeamtin tätlich angegriffen. Außerdem
besteht der dringende Tatverdacht, dass Sie in die Anschläge hier im Ort verwickelt sind –«
     
    Wong schwieg zu alledem. Er musste nur noch bis morgen durchhalten. Nur noch bis morgen! Morgen kam Rogge in den Kurort. Morgen fanden die Vorführungen im Military-Paragliding statt. Shan würde den Anschlag auf ihn allein durchführen müssen, aber auch so müsste es klappen. So nervig der Österreicher war, so zuverlässig war er. Karl Swoboda hatte den Angriff gut vorbereitet.

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    Mi|li|gli|ding [miːliglˈeidin] Wortbildung aus »Military« und »Paragliding«, Sommersportart, bestehend aus Paragliding mit eingeschobenen Schießübungen.
Sportgeräte:
Dazuwerden, wie beim Spezial-Kleinkalibergewehre (5,6 mm) mit offenem Visier und ohne Ladeautomatik benutzt.
»Challenge«
: Eine Spezialform des Miligliding. Neben dem Zielschießen mit Kleinkalibergewehren dürfen gegnerische Paraglider mit Paintballmunition beschossen werden. Weltweit nimmt das Interesse an dieser Sportart zu. Ab 2022 soll es olympische Disziplin werden. (siehe auch: Ex|trem|sport|ar|ten, )
    Er konnte das nicht mit ansehen. Er konnte eigentlich überhaupt kein Blut sehen. Er hatte in einer kindischen Geste das Gesicht in den Händen vergraben, und erst als er keine gurgelnden und röchelnden Geräusche mehr zu hören glaubte, wagte er es, zu dem leblosen Körper der Frau hinzublicken. Er hatte Angst, den Kopf zu verlieren und durchzudrehen. Aber er musste handeln. So etwas hatte er nicht eingeplant. Er ging hin und stieß den Körper vorsichtig mit dem Fuß an. Keine Reaktion. Ihre Augen standen offen, er konnte den Anblick keine Sekunde länger ertragen, er musste

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