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Hochsaison. Alpenkrimi

Titel: Hochsaison. Alpenkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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keinerlei Spuren eines Kampfes waren zu finden, geschweige denn Blutspuren auf einem Teppich. Zwei blitzende Schürhaken hingen sauber und unschuldig in ihren Halterungen. Der Schreibtisch sah sauber und aufgeräumt aus. Auch der Bullerofen war geputzt, die Asche war ordentlich in den Aschenkübel geschichtet worden.
    »Aber die Blutspuren!«, schrie Penck. »Bei einer Untersuchung mit Luminol müsste man sie finden, die Blutspuren!«
    »Sie schreien mir zu viel«, sagte Jennerwein.
    »Es ist mir sehr peinlich, Hubertus«, sagte Maria leise.
    »Lassen Sie nur«, gab Jennerwein leise zurück, »dieser Mann sieht mir nicht nach einem lästigen Wichtigtuer aus. Dieser Mann hat wirklich Angst.«
    »Was machen Sie jetzt mit mir?«, schrie Penck weinerlich.
    »Für die Polizistenohrfeige bekommen Sie eine Anzeige«, sagte Jennerwein. »Das wird ganz schön teuer, das kann ich Ihnen gleich sagen. Aber es gibt keinen Grund, Sie einzusperren. Wir gehen jetzt.«
    »Nein!«, rief Penck verzweifelt. »Sperren Sie mich ein!«
    Er schrie es so verzweifelt, dass Maria und Jennerwein sich zunickten.
     
    Sie fuhren mit dem kläglich krakeelenden Penck aufs Revier, dort schloss sich die Zellentür hinter ihm.
    »Bin ich hier auch wirklich sicher?«
    »Nein, es gibt einen Geheimgang, der direkt zu Doktor Mabuse führt«, sagte Maria.
    »Ja, mach dich nur über mich lustig.«
    Als sie wieder alleine waren, sagte Jennerwein: »Was halten Sie von ihm, Maria?«
    »Ein Wichtigtuer, ja, das war er immer schon. Aber er braucht psychologische Betreuung.«
    »Ein Psychologe braucht psychologische Betreuung?«
    »Eigentlich brauchen fast alle Psychologen psychologische Betreuung. Ich kümmere mich darum. Und dann die Schrift. Die Schrift an der Wand und die Schriftprobe, die uns der österreichische Gendarm zugeschickt hat, ähnelt doch sehr der unseres Marders, ich werde nachprüfen lassen –«
    Becker und Hölleisen traten, ohne anzuklopfen, herein, sie breiteten die Fotoausdrucke auf dem Tisch des Besprechungszimmers aus. Nach kurzer Zeit stand das ganze Team um den Tisch herum. Der Mardermanfred Penck war vergessen.
     
    »Der erste Schwung Fotos bezieht sich wohl auf das Neujahrsspringen«, sagte Hölleisen. »Bilder von der VIP -Lounge, von den angrenzenden Zufahrtswegen, aber auch von dieser Wohlfühl-Wellness-Oase, wo wir waren, und die dazugehörigen Bilder von einem Laserapparat. Der zweite Schwung Bilder sind Landschaftsaufnahmen, alle aus der Umgebung von der Schlenggerer-Hütte, die in der Nähe vom Osterfelderkopf steht.«
    »Schlenggerer-Hütte, noch nie gehört. Was ist das für eine Hütte?«
    »Ein exklusives Restaurant in tausend Meter Höhe. Zutritt wieder nur für superwichtige Prominente. Etwas Ähnliches
wie die VIP -Lounge im Skistadion, bloß nicht so kalt. Und dann noch ein dritter Schwung Fotos von der unteren Stütze der Eibsee-Seilbahn, die auf die Zugspitze führt.«
    »Sonst nichts? Keine Fotos vom Schachen, vom Haus der alten Kreitmayerin, von der amerikanischen Garnison? Oder vom Haus des Zitheres?«
    »Nein, nichts dergleichen.«
    »Jedenfalls waren ihm diese Fotos außerordentlich wichtig«, sagte Nicole. »So wichtig, dass er mich ausschalten wollte, als ich ihn aufgefordert habe, die Kamera auf den Boden zu legen.«
    Alle schwiegen und dachten nach. Niemand wurde aus den Fotos schlau.
    »Ach, was ich vergessen habe«, sagte Hölleisen, »es gibt auch ein Personenfoto. Nur ein einziges.«
    Er wühlte in dem Berg und holte schließlich die Porträtaufnahme eines gebräunten und sportlichen Mittsechzigers heraus.
    »Wer ist das?«, fragte Jennerwein.
    »Den kennen Sie nicht? Das ist Jacques Rogge, der IOC -Präsident. Einer von den Superwichtigen. Er ist für die Vergabe der Olympischen Spiele verantwortlich.«
     
    Und jetzt ratterte es in den Köpfen, und jetzt blitzte es auf, jetzt arbeiteten die grauen Beamtengehirnzellen, und schließlich blickten sie sich an, und der eine oder andere schnappte nach Luft. Niemand sagte etwas, jeder versuchte Zusammenhänge herzustellen. Jeder überlegte fieberhaft. Was lag da auf dem Tisch ausgebreitet: Eine Dokumentation eines ausgeübten Anschlags. Dann die Planung eines weiteren Anschlags. Gemeinsames Bindeglied: Jacques Rogge. Nur die Seilbahnstütze passte nicht ganz ins Bild. Trotzdem schrillten die Alarmglocken. Jeder wusste, dass jetzt etwas unternommen werden musste.
    »Wir teilen uns auf«, sagte Jennerwein plötzlich. »Stengele, Sie gehen mit Hölleisen und

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