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Hochsaison. Alpenkrimi

Titel: Hochsaison. Alpenkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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Nicole zu dieser Stütze und sehen sich die an. Maria und Ostler, Sie gehen mit mir zu dieser Hütte. Wie heißt sie nochmals? Schlenggerer-Hütte.«
    »Da ist heute aber einiges los«, sagte Hölleisen.
    »Was denn?«
    »Ich glaube, ein paar Sportgrößen schauen sich eine neue Paragliding-Disziplin an.«
    »Das könnte es sein!«
     
    Der Himmel war schon übersät mit den bunten Gleitschirmen, Jennerwein musste seinen Dienstausweis etwa zweitausendmal zeigen, bis er in der Wirtsstube der Schlenggerer-Hütte stand, in der
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und
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ausgeschenkt wurden. Ein Rundblick: Kein Rogge weit und breit.
    »Sie schon wieder?«, hörte er von ein paar Leibwächtern und von ein paar Prominenten.
    »Kriminalpolizei. Gefahr im Verzug«, sagte er zu einem bulligen Sicherheitsdienstler, der ihm den Weg versperrte. »Wo ist Rogge?«
    »Draußen auf der Terrasse. Aber Sie können jetzt nicht –«
    Jennerwein konnte. Durch die Wirtsstube durch, viel Vorabendserienprominenz, Sportler, Sportreporter, ehemalige Sportler, ehemalige Sportreporter, im Gespräch vertieft, das Schaufliegen draußen sah sich kaum jemand an. Das entschied ohnehin Rogge allein. Miligliding, so ein Schmarren! Einige blickten mürrisch von ihren Lachsterrinen auf, als die Polizisten näher kamen. Draußen auf der Terrasse: Ebenfalls keine Spur von Rogge. Niemand wusste, wo der IOC -Präsident hingegangen war. Jennerwein blickte hoch zum Himmel: Eine Invasion von bunten Gleitschirmen. Und wie bequem konnte man von dort oben mit einem Präzisionsgewehr herunterschießen! Ein kleines Gatter, das von der Terrasse wegführte.
    »Suchen Sie hier weiter nach Rogge« sagte Jennerwein zu den anderen, »vergessen sie die Toiletten und Besenkammern nicht.«
    Für weitere Anweisungen blieb keine Zeit. Jennerwein sprang über das kleine Gatter, von dem aus ein Weg zu einer kleinen Hütte führte. Eine Anhöhe, ein Hügelchen, fünfhundert Meter entfernt. Er rannte, was das Zeug hielt. Fünfhundert Meter im Spurt, und dann noch bergauf. Schon bei der Hälfte der Strecke war er total außer Atem. Als er noch näher gekommen war, sah er, dass es eine Imbissbude war, die ein paar Dutzend Touristen angezogen hatte, die sich das Miligliding ebenfalls ansehen wollen. Viele hatten etwas Essbares in der Hand.
    »Acht Euro für eine Thüringer Bratwurst? Unverschämtheit«, hörte er einen Gast sagen.
    »Was wollen Sie, es ist Hochsaison!«, sagte die Frau hinter der Theke.
    Jennerwein lief um den Bauernhof herum. Es war ein typischer Bergbauernhof, mit Wohnhaus und einigen Viehställen. Alle Gebäude waren mit Lüftlmalereien verziert. Aus einem besonders aufwendig geschmückten Fenster mit grünen Fensterläden blickte eine Kuh heraus. Zuerst dachte er, dass es eine gemalte Kuh war, aber sie schlackerte mit den Ohren und schnupperte die würzige Luft, sie war echt. Aber so ganz wusste man hier im Kurort nie, was echt war, das hatte er inzwischen gelernt. Und dann sah Kommissar Jennerwein den IOC -Präsidenten Jacques Rogge. Er stand in einiger Entfernung auf einer Wiese, er war allein, er schaute gut gelaunt in die Luft, er biss genussvoll in eine extragroße Thüringer Bratwurst. Er gab ein ideales Ziel ab. Jennerwein eilte auf ihn zu.

64
    Stengele war ein strammer Bergwanderer, und so hatte er die beiden anderen, Hölleisen und Schwattke, bald weit hinter sich gelassen. Er hielt sich an die Trasse der Seilbahn, die vom Eibsee zur Zugspitze führte. Die Stütze, die die mächtigen Drahtstränge trug, ragte wuchtig und trotzig in den Mittagshimmel. Stengele als alter Kommisskopf, als ehemaliges Mitglied eines Allgäuer Pionier-Bataillons hatte eine dunkle Ahnung, was die Fotografien einer solchen Stütze bedeuten könnten. Noch eine Steigung der Trasse, noch eine Kurve, dann sah er sie in ihrer ganzen Pracht stehen, sie wuchs monumental aus dem Boden, das Fundament wirkte solide, wie für die Ewigkeit gemacht. An den roten und weißen Stahlstreben schlängelten sich dünne farbige Drähte und Kabel hoch. Stengele trat neugierig näher.
     
    Als Jennerwein noch zwanzig Meter von Rogge entfernt war, zerfetzte eine Explosion die Idylle. Es begann mit einem dröhnenden, tiefen Wummern, das sich zu einem metallischen Kreischen auswuchs. Die vielen, sich in Tempo und Lautstärke steigernden Nachexplosionen ließen alle Anwesenden unwillkürlich in Deckung gehen. Die meisten warfen sich längs auf den Boden, andere kauerten sich in die Hocke, alle

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