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Hochsaison. Alpenkrimi

Titel: Hochsaison. Alpenkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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des großen Olympiafisches. Wong hatte dabei die Aufgabe, einen Skispringer beim Neujahrsspringen aus der Bahn zu werfen, der Unfall sollte für große Verwirrung sorgen, vor allem bei den Sicherheitskräften und Personenschützern im VIP -Bereich.«
    »An und für sich gesehen gar keine schlechte Idee«, sagte Swoboda. »Eine große Katastrophe als Ablenkungsmanöver, nicht übel. Und weiter?«
    »Ich und der verstorbene Xun Yü«, fuhr Shan fort, »wollten die Verwirrung nützen, um in die VIP -Lounge zu gelangen. Wir waren als lokale Helfer verkleidet, warteten vor dem Eingang
und schlenderten gemütlich hinein, in dem Augenblick, als sich Åge Sørensen in die Lüfte erhob. Niemand hielt uns zurück, es war wirklich ein Spaziergang. Ein Zitherspieler ließ eine liebliche Weise erklingen, und wir waren guter Dinge.«
    »In der VIP -Lounge selbst, kurz nach dem Sturz«, fuhr Wong fort, »im Moment der größten Verwirrung, sollte Shan den Präsidenten finden, ihn in seiner Muttersprache ansprechen, wie eine alte Bekannte, oder wie eine Autogrammjägerin, ihn aber dann sofort auf Xun Yüs gezückte Waffe hinweisen.«
    »Das sollte Rogge nur zeigen, dass er für uns jederzeit erreichbar ist«, sagte Shan.
    »Waffen, Gewalt, Drohungen, Abschüsse, Katastrophen, Stürze!«, sagte Swoboda kopfschüttelnd. »Das geht alles viel einfacher und eleganter, glaubt mir. Ich hätte den Angriff auf Rogge anders durchgeführt. Aber ganz anders!«
    »Wir haben die Aktion zu Hause tausendmal geübt. Aber vor Ort ist sie schiefgegangen.«
    »Warum?«
    »Als wir in den VIP -Bereich kamen, war Rogge nicht im Raum, er tauchte erst nach einiger Zeit wieder auf, aber da war das Gedränge schon zu groß. Ich habe mich trotzdem dazu entschlossen, wie geplant auf ihn zuzugehen, ihn um ein Autogramm zu bitten und ihm den Zettel zu zeigen:
    Herr Präsident!
Diese Aktion zeigt, dass wir Sie überall finden können.
Wir raten Ihnen dringend, keinen Alarm zu schlagen.
Wir wollen, dass die Spiele in Chaoyang stattfinden.
Folgen Sie unseren weiteren Anweisungen.
    – aber dann hat uns so eine Kröte beschossen. Xun Yü wurde getroffen, ich habe ihn gerade noch stützen können und wir
konnten entkommen. Wir haben ihn äußerst mühsam und umständlich hierhergebracht.«
     
    »Sakra, sakra!« Swoboda blies die Backen auf und stieß mehrmals Luft aus. »Da ist ja alles danebengegangen, was danebengehen konnte.«
    Er trat ans Fenster und blickte in den klaren Nachthimmel. Dann wandte er sich zu den beiden Unglücksraben und sagte:
    »Erst einmal müssen wir die Leichen aufräumen. Die von eurem Chef muss vollständig und ganz verschwinden. Und die von dem Arzt – da müssen wir uns eine gute Geschichte drumherum einfallen lassen.« Er schüttelte den Kopf. »Wie kann man nur so blöd sein!«
    »Es war eine Verkettung unglücklicher Umstände«, verteidigte sich Shan.
    »Reine Unfähigkeit war das«, unterbrach Swoboda. »Jetzt aber: Disziplin! Habt ihr schon eine Idee?«
    Wong holte eine Wanderkarte und legte sie auf den Tisch. »Es gibt rundherum viel Natur, viel Wald, viele Wiesen, viele Felder. Und der Herr Problemlöser kennt sich ja wohl gut in der Gegend aus.«
    Swoboda zog die Augenbrauen hoch. »Vergraben? Vergraben würde ich die beiden nicht, Freunde. Es gibt hier nämlich auch viele Wanderwege, viele Querfeldeinläufer, Jogginghaserl, Schmetterlingssammler, und, was am meisten gegen das Vergraben spricht: viele Hunde. Unendlich viele Hunde, man hat den Eindruck, jeder hier hat zwei und noch drei daheim in Reserve.«
    »Zweite Möglichkeit«, sagte Wong und deutete mit dem Finger auf einen großen hämatomblauen Fleck auf der Karte.
    »Das ist der Eibsee, Freunde. Ja, da habt ihr schon recht, der wäre tief genug, aber da ist mir die Umgebung zu belebt: Hotels rundum, mit vielen schlaflosen Rentnern drin; ein Spazierweg,
der direkt und brettlbreit um den ganzen See führt; schließlich Liebespaare, die nachts auf die Insel rausfahren –«
    »Wir können so ein Liebespaar spielen«, sagte Shan. »Die letzten Abkömmlinge zweier ceylonesischer Teepflückerdynastien auf Hochzeitsreise –«
    »Nein, nichtsda, der Eibsee gefällt mir nicht, Freunde.«
    »Wie steht es mit diesem Moor nördlich von hier?«
    Wongs Finger wanderte Richtung Norwegen.
    »Das Murnauer Moos? Ja, schon besser. Aber ihr wisst, dass Moorleichen mitunter ewig konserviert werden. Wenn der Huminsäure-Anteil im Moor sehr hoch ist, können die sich schon zehn- oder

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