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Hochsaison. Alpenkrimi

Titel: Hochsaison. Alpenkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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kein Unfall, so viel kann ich Ihnen schon mal sagen.
    Ich habe mich unter die Gaffer gemischt – wenn Sie das gewusst hätten, gell! Ich habe einen Ihrer Beamten gefragt, was denn da los ist, ob da ein Film gedreht wird. Nein, ich habe natürlich nicht selbst gefragt, aber ich habe gehört, wie so ein Trottel neben mir gesagt hat:
    »Entschuldigen Sie, sind die Polizisten hier echt? Oder wird da vielleicht ein Krimi gedreht? Wo steht denn aber dann die Kamera? Und wann wird der gesendet? Oder ist es sogar was Amerikanisches? Das da drüben ist doch der Hugh Grant, oder?«
    Mit besorgten Grüßen – Ihr (zukünftiger) Gejagter und braver Steuerzahler
     
    PS : So viele Steuern sind es natürlich nicht, die ich zahle. Denn was verdient man schon als Sachbearbeiter, Hebamme, Koch (wäre ich gerne!), Volksschullehrer, Gärtner, Bergführer, Pfarrer, Stewardess, Fußballtrainer, Bauingenieur, Ornithologe, Journalist, Elektriker, Kunstmaler, Tierpfleger, Türsteher, Zauberkünstler …

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    Des|in|for|ma|ti|on [deːsinforˈmazion] Die bewusst falsche oder unvollständige Information;

zum Zweck, den Gegner über die wahren Absichten der Kriegsführung zu täuschen (siehe auch »Potemkinsche Dörfer« );

Versuch des psychiatrischen (meist simulierenden) Patienten, den Psychiater zu einer falschen Diagnose zu bringen;

= Eisegese (Das Fälschen von Statistiken und deren absichtliche Fehlinterpretation);

= Grubenhund , die absichtlich gesetzte Zeitungsente;

nach A. Süttermayr findet man bei Tatankündigungen die versteckte Desinformation , bei der die zu platzierende falsche Information inmitten nachprüfbarer Tatsachen untergebracht wird; (auch »Rumsfeldisierung« genannt): Die gezielte Überversorgung mit objektiv nutzlosen Informationen. (Siehe auch Se|ri|en|tä|ter )
    Ja, zugegeben,
ein
Österreicher war doch in den Kurort gekommen. Er war mit dem Föhn über die Alpen geflogen und auf der ungewohnten Nordseite gelandet. Er trug einen Ziegenbart, und er hatte kleine schwarze Augen, die unstet umherirrten und scheinbar ziellos von Punkt zu Punkt sprangen.
     
    Der Spitzbärtige schlenderte die Fußgängerzone entlang und betrachtete den ausgestellten Krimskrams. Besonders genau sah er sich die Hauseingänge zwischen den Schaufenstern an, dort las er die Klingelschilder. Er verschränkte dabei die Hände
auf dem Rücken, als wäre er ein rüstiger Frührentner, der seit Jahren schon Urlaub im Kurort machte und heute mal anhand der Klingelschilder ein wenig die ortsüblichen Namen studieren wollte, die Graseggers und Schnitzers, die Hauterers und Bibergbachers, die es hier eben so gab. Dann hatte er aber wohl den Namen gefunden, den er gesucht hatte. Er hustete, er nieste, er schnäuzte sich. Was war mit dem Mann mit Spitzbart los? War er krank? Hatte er sich bei mützenlosen Spaziergängen in den Loisachauen einen Schnupfen geholt? Es hatte den Anschein, denn er klingelte Sturm bei dem Allgemeinarzt
Dr. med. O. Steinhofer
. Er klingelte mehrmals. Niemand öffnete. Natürlich nicht.
     
    Shan und Wong wussten allzu genau, dass die Tiefkühltruhe nur eine vorläufige Lösung war. Vor allem Xun Yüs sterbliche Hülle musste dauerhaft entsorgt werden. Xun Yü hatte sie angewiesen, Hilfe zu holen und den eigentlichen Auftrag zu Ende zu führen. Der direkte Kontakt nach Chaoyang kam nicht in Frage, in diese Richtung durften keinerlei Spuren führen. Was nun? Nachdem sie ihren Einsatz nun schon einmal verpatzt hatten, hatten sie sogar erwogen, die Chaoyanger Variante des ehrenvollen Freitods zu wählen, des gleichzeitigen, gegenseitigen Abschlagens des Kopfes, aber zum einen hätten sie dazu zwei rituell geschmiedete Schwerter gebraucht, die im Kurort kaum aufzutreiben gewesen wären, auch im bestsortierten Andenkenladen nicht, zum anderen hätten sie in diesem Fall noch zwei weitere Leichen zurückgelassen und dadurch eine autobahnähnliche Spur in ihren Heimatort gelegt. Shan und Wong steckten in enormen Schwierigkeiten. Aber sie hatten einen Auftrag. Sie mussten handeln.
    Sie hatten einige Nummern gewählt. Viele Teilnehmer hatten gleich aufgelegt. Bei anderen hatte die Nennung des Ortes
Chaoyang
genügt, das Gespräch zu beenden. Sie waren ins
Internetcafé gegangen, hatten einige Mails verschickt und um Rückruf gebeten. Bisher waren sie noch nicht zurückgerufen worden. Sie waren in einige Internet-Foren gegangen. Sie hatten sich in fremde WLAN

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