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Hochsaison. Alpenkrimi

Titel: Hochsaison. Alpenkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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Pfeiffberger
    23. März, 09.30 Uhr, 12 °, leicht bewölkt Strammer Marsch, übersichtliches Gelände, respektables Plateau! Generalmajor a.D. Alfred Ritz
    29. März Schön hier oben – Tschüs Pit und Anni aus Flensburg
    2. April Toller Ausblick! – Herbert und Charlotte
    5. April Lieber Kommissar Jennerwein, Sie haben auf meine bisherigen Briefe nicht reagiert. Vielleicht nehmen Sie mich ernster, wenn ich mich auf diesem Weg an Sie wende: Den Anschlag am Neujahrstag diesen Jahres habe ich verübt. Es war Anschlag Nummer eins, es werden weitere folgen. Bei Sørensen hat alles nicht ganz so geklappt, wie ich mir das vorgestellt habe, aber die nächsten Aktionen werden perfekt sein – versprochen! Fangen Sie bitte jetzt endlich an, zu ermitteln, Herr Kommissar, Sie
werden es nicht bereuen. Ich muss jetzt schließen, Sie hören wieder von mir, denn ich sehe gerade, dass die nächsten Wanderer schon den Bergweg von der Weilheimer Hütte heraufkommen. Es ist ein Ehepaar – ich kenne sie, sie kennen mich – drum hurtig weg von hier. Ich bitte Sie dringend um eine Antwort, Herr Kommissar, sonst macht das wirklich keinen Spaß. Mit vielen Grüßen – Ihr (flüchtiger) Täter
    Maximilian und Traudl Utzschneider lasen den Eintrag, dachten an einen Scherz, an den höhenluftbeschwingten Einfall eines frühen Vogels, packten aber das Gipfelbuch trotzdem sicherheitshalber in den Rucksack und brachten es auf dem Rückweg bei der Polizeidienststelle vorbei. Dort lag es jetzt aufgeschlagen auf dem Tisch.
    »Eines hat der Spaßvogel zumindest erreicht«, sagte Jennerwein, der seinen Staubmantel noch gar nicht ausgezogen hatte. »Wir müssen die Ermittlungen im Fall Sørensen wiederaufnehmen.«
    Maria hatte sich eine starke Lupe besorgt und sah sich das Schriftbild des luftigen Eintrags genauer an. Mit vielen Lauten der Überraschung und der fachkundigen Verwunderung fuhr sie die Schriftzüge nach. Sie war ganz in ihrem Element. Sie hatte ihre Doktorarbeit über Serientäter geschrieben. Über Trittbrettfahrer, Machtspielchen, Schnitzeljagden, Bekennerschreiben, Psychostress und Profilerirrtümer. Sie hatte damals im Studium dieses Spezialgebiet gewählt, das, statistisch gesehen, von äußerst geringer Bedeutung war. Denn der Typus des Hannibal Lecter ist so selten wie das australische dreizehige Pinselohrfaultier. Der Serientäter ist die rarste Spezies in der großen und bunten Familie der kriminellen Welt, der seltenste Schmetterling unter den Nachtfaltern. Jetzt hatte Maria endlich einen im Netz.

24
    Protokoll Zeugenbefragung durch POM Johann Ostler, AZ 8458-000029-9/2
     
    (Ein Mikrophon pfeift.)
     
    Ostler Test, Test. Einundzwanzig, zweiundzwanzig. Test, Test. Passt. Zeugenbefragung Polizeiobermeister Johann Ostler – Uhrzeit – äh –
    Zeuge Viertel nach elf ist es.
    Ostler Gut, danke. Also 11.15 Uhr. Dann – Traudl und Max, schön, dass ihr da seid. Alles Gute zum Hochzeitstag. Und jetzt erzählt bitte die ganze Geschichte noch einmal von vorn.
    Zeuge Also, Johann, das war so –
    Ostler Ich glaube, wir sollten ›Sie‹ zueinander sagen. Das ist ein offizielles Protokoll.
    Zeuge Ist das vorgeschrieben?
    Ostler Nein, aber wie klingt denn das:
Servus Traudl, hast du was gesehen? – Nein! Nix hab ich gesehn, Johann!
– das klingt ja nach einem Bauerntheaterstück und nicht nach einem offiziellen Protokoll.
    Zeuge Ja, gut, dann siezen wir uns halt.
    Ostler Also. Was haben Sie eigentlich jetzt gesehen, Herr – sag einmal, wie heißt du eigentlich mit Nachnamen, Max. Ich kenne bloß deinen Hausnamen: Hauterer.
    Zeuge Utzschneider ist mein Nachname. Hauterer
heiße
ich, der Maximilian
bin
ich und Utzschneider s
chreibe
ich mich.
    Schwattke Ähem – wenn ich mich da einmischen darf: Das habe ich jetzt nicht so ganz verstanden.
    Ostler Entschuldigung, das ist die Frau Kommissarin Schwattke, die kommt aus Recklinghausen, da gibt es wahrscheinlich keine Hausnamen. Also: Der Hausname, der Vulgoname, das ist im ländlichen Bayern immer noch der eigentliche Name, mit dem man angeredet wird. Das ist der Name der Sippe, des Clans, der bäuerlichen Familie.
So hoaßt ma
.
    Wie man sich schreibt, das ist der amtliche Name. Schwattke So ho-asst ma.
    Zeuge Ja, fast, Frau Kommissarin – das »a« müssen Sie aber noch etwas dunkler aussprechen: »So hoaßt ma«
.
    Schwattke »So ho-asst-ma«. Ich werde es nie lernen.
    Ostler Das ist richtig. Jetzt aber weiter. Den Hausnamen Hauterer lassen wir dann hier weg und sagen bloß

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