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Hochsaison. Alpenkrimi

Titel: Hochsaison. Alpenkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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Nach einem endgültigen Versteck für den bedauernswerten Allgemeinarzt Dr. Steinhofer und den heldenhaften Xun Yü samt einer halben zerschossenen Schweinehälfte. Karl Swoboda stapfte zu den beiden hoch gelegenen Badeseen hinauf, dem Riessersee und dem Pflegersee, landschaftlich beide wunderschön, aber die Seebestattung wählte der Problemlöser nur im Notfall. Er ging zurück in den Ortskern und kam an einigen Baustellen vorbei. Sakra, Sakra, dachte Swoboda angesichts eines voluminösen Lidl-Projekts mitten im Ortskern, eine reizvolle Idee wäre es schon, diesem
Brachial-Discounter zwei einbetonierte Leichen in den Grundstein zu legen. Doch die Baustelle lag zu zentral, man konnte sie von allen Seiten einsehen, hier etwas zu verstecken schien ihm zu riskant. Swoboda spazierte wieder aus dem Ort heraus. Und am Ortsrand entdeckte er dann das, was er suchte.
     
    Das Baugeschäft Schwaiger bestand aus ein paar verstreuten, altmodisch anmutenden Lagerhäuschen inmitten eines weitläufigen Geländes. Ein paar Arbeiter waren gerade damit beschäftigt, frischen Beton anzurühren und in ein mit Holzbrettern verschaltes Erdloch zu füllen. Drei rednerpultgroße Betonklötze, die schon auf einen Lastwagen geladen worden waren, zeigten die Endergebnisse ihrer Bemühungen. Es waren maßgefertigte Stabilisierungselemente, wie sie für Hochspannungsmasten, aber auch Kellergeschosse in schrägen Hanglagen, verwendet wurden. Jedem der Quader stand auf der Oberseite ein T-förmiger Bügel aus Eisen heraus, der augenscheinlich dazu diente, den Kranhaken einzuhängen. Swoboda stapfte im Greisentempo zum Zaun des Baugeschäftes. Der neue Block war schon gegossen, der eiserne Haken wurde gerade in den weichen Brei gesteckt und fixiert.
    »Wann wird er denn hart sein?«, fragte er einen der Arbeiter und versuchte, bayrisch und nicht österreichisch zu reden, was einem Österreicher eigentlich nie so ganz gelingt. Mit jahrelangem Training schaffte es meinetwegen der Kieler, das halbdunkle a im bayrischen
Mass
(oder das helle in
Leberkaas
) einigermaßen korrekt auszusprechen, der Österreicher versucht es normalerweise gar nicht erst.
    »Der Beton, meinst du?«, antwortete der Arbeiter und bemerkte Swobodas gekünsteltes Bayrisch nicht, denn erstens war er ein Tiroler Leiharbeiter, zudem hatte er eine monströse Bierfahne, wie sie nur ein Bauhofverschaler um fünf Uhr, kurz vor Feierabend, haben kann.
    »Ja, den Beton meine ich«, sagte Swoboda, und sein Bayrisch wurde von Wort zu Wort besser.
    »Drei oder vier Stunden dauerts immer, bis er hart wird.«
    Perfekt, dachte Swoboda.
    »Und wo kommen die Blöcke hin?«
    »Die kommen in ganz Europa umeinander.«
    Noch perfekter, dachte Swoboda.
    »Bis wann ist denn hier jemand da?«
    »Bis um fünf.«
    Sakra, heute läufts aber, dachte Swoboda.
     
    »Das ist ein absolut sicheres Versteck, Freunde«, sagte Swoboda zu Shan und Wong in der Pension Alpenrose.
    »Wann machen wir’s?«
    »Heute noch. Jetzt gleich. Um fünf schließt das Baugeschäft Schwaiger, dann ist dort kein Mensch mehr. Es ist ein handgemischter Spezialbeton, den die da verwendet haben. Sie lassen ihn über Nacht hart werden. Am nächsten Tag ziehen sie den Block mit einem Flaschenzug heraus und verladen ihn. Mehr brauche ich nicht zu sagen, oder?«
    »Festes Schuhwerk empfehlenswert?«, fragte Shan.
    »Für Wong und mich schon, für dich nicht«, sagte Swoboda. »Du ziehst dir Pumps an und richtest dich ein bisserl auf Sexy Hexy her. Während wir unsere Arbeit machen, stellst du dich auf die Straße und pfeifst, wenn was ist. Wenn es ganz wild wird, lenkst du sie mit deinem Outfit ab, bis wir verschwinden können.«
    »Übertreib es nicht«, sagte Wong zu Shan.
    »Be-ei-lung!«, bellte Swoboda wie ein k. u. k. Feldwebel. »In einer halben Stunde fahren wir zum Baugeschäft.«
    Und so geschah es. Man konnte mit Swobodas Auto direkt auf das Gelände fahren. Shan, die nun eine große Ähnlichkeit mit China Blue aus dem gleichnamigen Film aufwies, bezog
Position. Swoboda fotografierte den frisch gegossenen Betonblock mit einer Digitalkamera, markierte auch die Einfüllhöhe des Betons. Sie zogen das Eisenstück aus der zähflüssigen Masse und legten Dr. Steinhofer und Xun Yü auf die Oberfläche. Die beiden Leichen waren tiefgefroren und zusammengekrümmt. Beides war von großem Vorteil, denn labbrig und ausgerollt hätte man einige Mühe gehabt, sie in dem Steinquader unterzubringen. Sie hatten die Körper einige Meter

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