Hochsaison. Alpenkrimi
für den ganz abgebrühten Top-Manager: eine Anschlagsserie.«
»Hm«, raunzte Jennerwein.
2. Willi Angerer, Oberforstrat
»Angerer hat gelogen«, sagte Hölleisen. »Er hat sich das Skispringen eben nicht im Fernsehen angeschaut. Er ist draußen gewesen im Skistadion, Zeugen haben das beobachtet. Er ist auf einen Hochstand gestiegen und hat sich das Springen mit einem Fernglas angeschaut. Wer weiß, was er in seiner Gewehrhülle drin hatte.«
»Motiv?«
»Er ist gegen den Ausbau des Kurorts zu einer Welt-Wintersportstätte. Er war immer schon gegen die Bewerbung um die Winterolympiade, von der der Bürgermeister dauernd redet. Er ist ein Intimfeind des Bürgermeisters und des Gemeinderats Harrigl.«
»Hm«, grunzte Jennerwein.
3. Gemeinderat Toni Harrigl
4. Der Bürgermeister
5. Josef Fischer vulgo ›Zither Beppi‹
»Warum?«
»Sie waren am Tatort.«
»Das waren sechsundzwanzigtausend andere auch.«
»Entsprechen denn diese drei nicht auch meinem Profil der infantilen Regression?«, fragte Maria. »Für den Nabel der Welt halten sie sich allemal. Der eine, der Vereinsmeier, behauptet, die Stimme der Region zu sein, der andere, der Schneeflüsterer, sieht sich schon in den Geschichtsbüchern. Und der dritte, der Zitherer, ist angeblich der Duzfreund des Papstes.«
»Hm«, brummelte Jennerwein.
6. Umweltschützer
»Da gibt es natürlich auch ein paar davon hier im Kurort«, fuhr Ostler fort. »Der Bürgermeister bezeichnet sie immer als
Die Üblichen
.«
»Ja«, fügte Hölleisen hinzu, »es gibt insgesamt drei Bürgerinitiativen gegen die Olympischen Spiele –«
»Aber Umweltschützer«, unterbrach Maria, »schreiben keine heimlichen Bekennerbriefe. Ich glaube nicht, dass der Marder ein Umweltschützer ist.«
»Mhm«, knurrte Jennerwein.
7. Pensionierte Polizisten, ausrangierte Militärs,
ausgemustertes Sicherheitspersonal
»Die pensionierten Polizisten haben sogar einen Stammtisch. Jeden Donnerstag nachmittag in der Bäckerei Krusti.«
»Diese Bäckerei scheint mir ohnehin ein Treffpunkt von interessanten
Leuten zu sein«, sagte Jennerwein. »Wenn wir mehr Personal hätten, könnten wir einen verdeckten Ermittler einschleusen.«
»Die Bäckerei interessiert mich auch«, sagte Maria. »Mich kennt hier im Ort kaum jemand. Ich kann mich da gerne umhören.«
»Hmhm«, knarzte Jennerwein.
8. W-Seminar »Alpspitz-Projekt«
»Was haben denn Schüler in einer Verdächtigenliste zu suchen?«, fragte Nicole Schwattke. »Ein W-Seminar ist doch ein wissenschaftspropädeutisches Seminar – früher hieß das einfach Leistungskurs.«
»Das ist zwar der verrückteste Punkt«, sagte Hölleisen, »aber auch der interessanteste und vielversprechendste. Am Gymnasium hier gibt es die Frau Oberstudienrätin – Moment – Ronge. Sie hat in ihrem Seminar Referatsthemen verteilt. Sie hat auch ein paar kriminologische Themen vergeben und die Jugendlichen dazu angeregt, sich mit Serientätern und ihren Motiven zu beschäftigen. Ausgerechnet!«
»Wann war das?«, fragte Jennerwein.
»Letztes Jahr. Die Schüler haben nun Seminararbeiten erstellt und Referate gehalten, in denen durchaus auch Sympathie mit den Serientätern durchschimmert. Ein paar davon könnten sich auch vorstellen, ich zitiere: s
o etwas auch mal zu machen
.«
»Äußerst abgefahren«, sagte Jennerwein nachdenklich, »aber wir sollten trotzdem mal hingehen und die Kids befragen. Ich teile das Team jetzt auf, jeder bekommt einen Spezialjob. – Maria, sind Sie inzwischen mit dem Profil weitergekommen?«
Maria rührte etwa zwei Tage in ihrer Kaffeetasse.
»Der Marder. Männlich, nicht über vierzig, gebildet, aber ohne Hochschulabschluss, lebt alleine. Er ist intelligent, hat
aber das Gefühl, dass er zu Höherem berufen wäre. Er ist hier im Ort einigermaßen bekannt und auch leidlich eingebunden, wird aber nicht so beachtet, wie er das gerne hätte. Er ist kein Ausländer, er ist kein Fremder, er ist ein Einheimischer.«
»Behalten Sie diese Punkte im Hinterkopf«, sagte Jennerwein und stand auf.
»Wir schwärmen aus. Schwattke, Sie sind die Jüngste, Sie gehen ins Gymnasium und sehen sich diese Facharbeits-Sympathisanten an. Nehmen Sie Hölleisen mit. Ich selbst gehe ins Klinikum und interviewe diesen glatzköpfigen Oberarzt, ich habe da noch ein paar Fragen. Maria, ich finde Ihre Idee gar nicht schlecht, sich in der Bäckerei Krusti umzusehen. Machen Sie das, fangen Sie Volkes Stimme ein. Stengele,
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