Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition)
Forderung.
»Unser Mandant hat ein Recht darauf zu erfahren, weshalb sein Wohnhaus durchsucht wurde.«
Die Kollegen machten einige Andeutungen und ließen ihn in dem Glauben, der Hinweis stamme von einem seiner Kunden, der regelmäßig Amphetamine bei ihm gekauft hatte.
Nach jeder Frage wiesen die Anwälte ihren Mandanten darauf hin, dass er sich nicht selbst belasten musste. Trotzdem gab er den einen oder anderen Verstoß zu. Kepplinger gewann den Eindruck, dass er mit dieser Taktik von anderen Straftaten ablenken wollte.
Als es um den Schusswaffengebrauch ging, unterlief Kaufmann ein großer Fehler. Offensichtlich und ohne sich mit seinen Anwälten abgesprochen zu haben, tischte er den Beamten eine Geschichte auf, nach der er in Notwehr gehandelt haben wollte.
»Ich dachte, das sei ein Überfall.«
Er gab an, ein paar Leuten Geld zu schulden. »Die fackeln nicht lange.«
»Wer sind diese Leute?«
Kaufmann schwieg. Einer der Kripobeamten klappte ein Laptop auf und konfrontierte ihn mit dem Einsatzvideo. Deutlich waren die Klingelgeräusche und die wiederholten Aufforderungen der Einsatzbeamten zu hören, mit denen Kaufmann auf das Betreten seines Hauses durch die Polizei vorbereitet wurde.
Kaufmann bestritt, diese Appelle gehört zu haben. Die Kollegen sagten, dass er damit vor Gericht keine Chance haben würde, und zeigten ihm die Konsequenzen seines Mordversuches in Kombination mit den anderen Straftaten auf, die ihm zweifelsfrei nachgewiesen werden konnten. Als der Begriff lebenslänglich fiel, schien Kaufmann für einen Augenblick den Boden unter den Füßen zu verlieren.
»Das muss nicht sein«, warf einer der Kollegen ein und klärte ihn über die gängigen Verfahrensweisen vor Gericht auf, wenn sich ein Angeklagter in vollem Umfang geständig zeigte.
»Darüber wollen wir alleine mit unserem Mandanten sprechen«, ließ einer der Anwälte verlauten.
Die Übertragung in das Nebenzimmer wurde unterbrochen. Die beiden Kollegen betraten den Raum.
»Läuft ganz gut«, sagte der ältere der beiden.
»Wir wollten ihn erst mal mit dem konfrontieren, was ihn mit dem bisherigen Mist erwartet, den er angestellt hat.«
»Ich habe den Eindruck, dass er einiges verschweigt«, sagte Kepplinger.
»Wir auch«, antwortete der Jüngere. »Aber gerade deshalb wird es jetzt spannend, wie er auf das Angebot reagiert.«
»Das verstehe ich nicht«, hakte Lea Thomann nach.
»Nun, Kaufmann vertreibt Kinderpornos, offensichtlich in großem Stil. Er handelt mit diversen Rauschmitteln und hat auf einen Polizisten geschossen. Wenn er jetzt alles zugibt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er von einem weiteren Verbrechen ablenken will …«
Sie wurden durch ein lautes Klopfen gegen die Metalltür unterbrochen. Offenbar hatte Kaufmann einen Entschluss gefasst. Die beiden Kollegen standen auf und gingen in Richtung Tür.
»… Schweigt er, was ihm seine Anwälte bestimmt geraten haben, können wir davon ausgehen, dass er darauf hofft, bis zur Hauptverhandlung mit einer anderen Verteidigungsstrategie ein geringeres Strafmaß zu bekommen.«
»In jedem Fall konfrontieren wir ihn im passenden Moment mit dem Vorwurf der Kindesentführung«, sagte der ältere Kollege. Sie verließen den Raum, und die Übertragungsanlage wurde wieder eingeschaltet.
Kaufmann wirkte nervös. Er wolle sich nicht mehr zu den Vorwürfen äußern, erklärte er verhalten. Kepplinger bekam den Eindruck, dass er unsicher war, ob ihm dieses Recht zustand.
Beiläufig schob einer der Kriminalbeamten das Fahndungsfoto von Manuela über den Tisch. Kaufmann warf einen Blick darauf, und starrte anschließend abwechselnd auf seine Verteidiger, die beiden Kriminalbeamten und das Lichtbild. Die beiden Anwälte verstanden offensichtlich nicht, worum es jetzt ging. Plötzlich sprang Kaufmann auf und begann zu schreien.
»Ich wusste, dass ihr Scheißbullen deshalb gekommen seid. Aber damit habe ich nichts zu tun.«
Kaufmann trat wieder vor den Tisch und deutete abwehrend auf das Bild.
» Das könnt ihr mir nicht anhängen!«
Die Kriminalbeamten klärten die Anwälte auf. Sie hat ten tatsächlich nicht die leiseste Ahnung von dem Vorwurf. Kepplinger beobachtete Kaufmann, der sich in die hinterste Ecke des Raumes verzogen hatte. Er hielt zitternd beide Hände vor den Körper und beteuerte seine Unschuld.
Der ältere Kriminalbeamte zog die Telefonprotokolle aus seinem Aktenkoffer und erklärte den Anwälten den Zusammenhang. Gespannt lauschte Kaufmann den
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