Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition)
Ausführungen, schließlich brach es aus ihm heraus.
»Verdammt. Es stimmt, dass ich in dem Kaff war und mit dem Typen telefoniert habe. Der wollte Filme kaufen. Sonst nichts. Das hat aber nichts mit diesem Kind zu tun. Ich kenne sie nicht mal. Den ganzen anderen Scheiß gebe ich zu. Aber mit dem Mädchen habe ich nichts zu tun.«
Kaufmanns Stimme überschlug sich bei seinen Ausführungen.
»Liefern Sie uns einen Beweis«, sagte der jüngere Kriminalbeamte eiskalt.
»Was soll ich denn beweisen?«, schrie ihn Kaufmann an. »Gott, ich war dort. Und ja, ich hab einem Kumpel in Süßen ein paar Pillen vercheckt. Dann hat der Typ angerufen und wollte sich nach den Filmen erkundigen. Was die kosten und so weiter. Aber das wissen Sie ja sowieso alles. Was zur Hölle soll ich denn noch sagen?«
Die Kriminalbeamten warteten ab, bis sich Kaufmann einigermaßen beruhigt hatte. Jetzt waren sie es, die einen Trumpf in den Händen hielten. Der Jüngere blätterte in einem Bericht der Spurensicherung.
»Erzählen Sie uns etwas darüber, was Sie bisher verschwiegen haben. Vielleicht etwas über die Versteckmöglichkeiten, die sie eingerichtet haben.«
Kaufmann kniff ungläubig die Augen zusammen. Er dachte krampfhaft nach. Auf seiner Stirn glänzte eine ganze Armee Schweißperlen. Das Ganze wirkte wie das Ende einer Pokerrunde. Kaufmann hatte sich verzockt und war gezwungen, seine Karten auf den zu Tisch legen.
Er erzählte von einem alten Gewölbekeller unter seinem Haus. Die Beamten vermittelten ihm den Eindruck, als ob sie nichts Neues hören würden. Er gab zu, dass er vorhatte, dort Fotografien und Filme in eigener Produktion herzustellen. Auf die Idee hätten ihn seine Kunden gebracht, die immer ausgefallenere Wünsche vorbrachten.
»Filme welcher Art?«, erkundigte sich der ältere Kriminalbeamte.
»Erotikfilme.«
»Mit Kindern?«
Kaufmann starrte auf den Boden. »Auch.«
»Wie wollten Sie die Kinder dazu bewegen, in Ihren Keller zu gehen und bei den Aufnahmen mitzumachen?«
»Keine Ahnung.«
»Vielleicht mit Gewalt oder indem Sie Ihnen Drogen verabreicht hätten?«
Kaufmann zögerte.
»Ja, vielleicht.«
Kepplinger wurde beinahe schlecht vom Zuhören.
»Haben Sie dieses Kind entführt?«
»Scheiße, nein. Das schwöre ich bei Gott. Ich kenne das Bild nur von der Vermisstenanzeige in der Zeitung.«
»Gehört Sie nicht zu dem Typ von Mädchen, die Ihre Kunden wünschen?«
»Das schon.«
»Und?«
»Was und? Mein Gott, die wollen …«
»Was?«
»Na, die wollen die Kinder nackt sehen. Das Aussehen spielt keine Rolle.«
Kepplinger war im Begriff, aufzustehen und den Raum zu verlassen. Lea hielt ihn zurück. Während Kaufmann weitere Details schilderte, überkam ihn der blanke Hass. Mit einem Mal wünschte er sich, er hätte Kaufmann am gestrigen Morgen erschossen.
»Ich frage Sie zum letzten Mal, haben Sie dieses Mädchen in Ihrer Gewalt?«
»Nein.« Kaufmann war jetzt mit den Nerven völlig am Ende und schluchzte wie ein kleines Kind. »Nein, nein, nein!«
Nach einer kurzen Pause wurde das Verhör fortgesetzt. Kaufmann wirkte gebrochen. Auf die Fragen der Ermittler antwortete er nur noch mit wirren und zusammenhanglosen Phrasen. Die Anwälte drängten darauf, die Befragung zu beenden und vereinbarten einen weiteren Termin. Kaufmann wurde von zwei Justizangestellten abgeführt. Auf dem Flur drehte er sich noch einmal zu den Kriminalbeamten um.
»Wie geht es Ihrem Kollegen?«
»Das dürfen wir Ihnen nicht sagen.«
»Sagen Sie ihm, dass es mir leidtut.«
Kepplinger fuhr mit halsbrecherischer Geschwindigkeit durch die Stuttgarter Innenstadt. Im Grunde war es nicht nötig, dass er sich beeilte, da die Kollegen der zuständigen Kriminalpolizei längst verständigt waren. Aber er wollte unbedingt wissen, was es mit dem angeblichen Gewölbekeller auf sich hatte. Lea Thomann schien die Raserei nichts auszumachen. Aufmerksam presste sie den Hörer des Funkgeräts an ihr Ohr, um die Gespräche, trotz des schrillen Signals des Martinshorns, mithören zu können.
»Und?«
»Bisher nichts«, rief sie zurück.
Kepplinger nutzte seine Ortskenntnisse und vermied die Hauptverkehrsstraßen. Sie erreichten das Wohnhaus kurz nach dem Eintreffen der ersten Streife. Während er den Motor abstellte, bemerkte er das Zittern seiner rechten Hand. Lea sah, wie schwer es ihm fiel, den Zündschlüssel abzuziehen.
»Was ist mit dir?«
»Keine Ahnung, das hatte ich noch nie.«
Er versuchte, die Hand festzuhalten. Als er
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