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Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition)

Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Frech
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geklärt«, fuhr Anja Kober fort. »Ob sie in irgendeiner Form missbraucht wurde, konnte man nicht mehr feststellen. Du hast die Leiche selbst gesehen. Aber was sicher nachgewiesen werden konnte, ist, dass sie erstickt wurde.«
    Alle starrten betroffen auf den Telefonapparat.
    »Da ist noch etwas, Moritz.«
    »Ja?«
    »Trotz des Wildfraßes und der Verwesung wurden in einigen Organen Spuren eines Medikaments gefunden. Eine Art Antidepressivum. Der Leiter der Rechtsmedizin tippt nach den ersten Untersuchungsergebnissen auf ein sogenanntes hochpotentes Neuroleptikum.«
    »Wo wird so etwas verwendet?«, erkundigte sich Kepplinger.
    »Meistens in der Psychiatrie. Man behandelt damit Schizophrenie, Manie oder organische Psychosen. Der Gehirnstoffwechsel des Patienten wird damit völlig aus der Bahn geknüppelt, wie sich die Ärzte hier ausdrücken. Außerdem haben solche Medikamente eine Menge übler Nebenwirkungen.«
    Kepplinger dachte lange nach.
    »Was könnte das für unseren Fall bedeuten?«
    »Solche Medikamente sind für Kinder unter zwölf Jahren völlig ungeeignet. Zumal die Dosierung sehr schwierig einzuschätzen ist und nur vom Facharzt bestimmt werden kann. Es lässt sich kaum feststellen, welche Menge der Getöteten verabreicht wurde. Fest steht jedoch, dass sie von ihrem Tod nichts mehr mitbekommen hat. Wir haben einen Spezialbehälter mitbekommen und sollen mehrere Zentimeter der Erde abgraben, auf dem die Leiche gelegen hat. In den abgesonderten Körperflüssigkeiten, die im Erdreich versickert sind, können die Pathologen das Medikament nachweisen und möglicherweise genauere Angaben zur Dosierung machen.«
    Nach ihrer Rückkehr aus Ulm informierten Anja Kober und Wolfgang Herder die Kollegen im Besprechungsraum über die Ergebnisse der pathologischen Untersuchung. Jetzt, nachdem klar war, dass es sich bei der Toten um Manuela Jessen handelte, mussten beide Eltern so bald wie möglich mit der Wahrheit konfrontiert werden. Das war keine leichte Aufgabe. Moritz beschloss, das am Ende der Sitzung zu klären.
    »Wie gehen wir mit den Medien um?«, erkundigte er sich stattdessen.
    »Können wir eine Pressemitteilung nicht zurückstellen?«, schlug Salvatore vor. »Aus ermittlungstaktischen Gründen?«
    »Wohl kaum«, warf Wolfgang Herder ein. »Da standen zu viele Leute im Wald herum.«
    »Man kann ja ruhig schreiben, dass eine Leiche gefunden wurde. Aber dass es sich dabei um Manuela Jessen handelt, könnte man doch wenigstens bis Montag zurückhalten«, fügte Salvatore hinzu.
    Kepplinger beobachtete seinen Vorgesetzten. Manfred Brandstätter wirkte verunsichert.
    »Ich kann mit unserem Pressesprecher reden. Aber vorher sollten wir uns genau abstimmen, was wir rausgeben möchten und was nicht. Dass mir aber dann ja niemand auf die Idee kommt, etwas auszuplaudern«, sagte er schließlich.
    »Das ist ja wohl eine Selbstverständlichkeit.« Kepplinger blickte in die Runde. »Wichtig wäre auch ein Hinweis an die Journalisten, sich mit Spekulationen zurückzuhalten. Nochmal so eine Schlagzeile wie heute Morgen, und die Bevölkerung dreht vollends durch.«
    »Verhindern können wir das leider nicht«, meinte Markus Ackermann.
    »Mich würde interessieren, woher die das mit Kaufmann haben«, sagte Wolfgang Herder provokant.
    »Die Kollegen in Stuttgart behaupten, sie wüssten von nichts.«
    »Schon klar. Das gibt doch niemand freiwillig zu.«
    »Vielleicht war es jemand von uns!«
    Wolfgang Herders Aussage entfachte eine heftige Debatte. Alle riefen empört durcheinander. Kepplinger platzte der Kragen. Er schlug vor Empörung mit der Hand auf den Tisch und stand auf.
    »Jetzt hört auf mit dem Quatsch! Das führt doch zu nichts. Wir können den Artikel von heute Morgen nicht zurücknehmen. Woher die Informationen kamen, können wir untersuchen, wenn wir den Täter gefasst haben. Und außerdem glaube ich nicht, dass es jemand von uns war!«
    Es war so ruhig geworden, dass man den Sekundenzeiger der Wanduhr hören konnte. Kepplinger fuhr fort.
    »Wir sollten uns jetzt wieder um unseren Fall kümmern. Was die Presseveröffentlichung angeht, schlage ich vor, dass wir die Informationen über das Wochenende zurückhalten. Den Arzt von Frau Jessen verständige ich im Anschluss an unsere Besprechung. Er soll selbst entscheiden, wann und wie er es der Mutter beibringen möchte. Danach fahre ich mit Lea persönlich zu Gerd Jessen und überbringe ihm die Todesnachricht.«
    Es gab keine Einwände. Anschließend bat Kepplinger

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