Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition)
Göppingen.«
»Dann fahr doch einfach bei ihm vorbei. Wenn er leibhaftig vor dir steht, erinnerst du dich vielleicht daran, woher du ihn kennst«, schlug Markus Ackermann vor.
»Schaden kann es nicht«, gab Moritz ihm recht.
Sie vereinbarten für den nächsten Morgen einen Besprechungstermin. Die Aussicht, dass sich die Ermittlungsarbeit über das gesamte Wochenende ziehen würde, wurde gelassen aufgenommen.
Es war Freitagabend, der 26. Juli 2013.
Der Wetterdienst kündigte schwere Gewitter für die nächsten Tage an.
Das Dienstgebäude wirkte wie ausgestorben, als Moritz Kepplinger und Lea Thomann gegen sieben Uhr von ihren Ermittlungen zurückkehrten. Kepplinger war frustriert, weil sie nichts erreicht hatten und ihm seiner Meinung nach zwei unverzeihliche Fehler passiert waren. Gerd Jessen war weder daheim noch auf seinem Mobiltelefon zu erreichen gewesen. Lea schlug vor, zu seiner Freundin nach Donzdorf zu fahren. Claudia Behrens war zu Hause, wusste aber nicht, wo er sich aufhielt. Sie lehnte mit verschränkten Armen im Türrahmen und antwortete widerwillig auf Leas Fragen. Kepplinger gewann den Eindruck, dass es ihr unangenehm war, die Polizei im Haus zu haben. Ihre selbstgefällige Art nervte ihn von Beginn an.
»Wir haben uns gestritten, und? Was geht Sie das an? Er wird schon irgendwann wieder aufkreuzen.«
Lea gab ihr eine Karte mit ihrer Telefonnummer.
»Bitte rufen Sie mich an, wenn er sich bei Ihnen meldet.«
»Wenn ich es nicht vergesse!«
Daraufhin verlor Moritz für einen Moment die Fassung.
»Wenn Sie es vergessen, lasse ich Sie festnehmen«, drohte er ihr.
Claudia Behrens zeigte ihm provokativ den Vogel.
»Sie spinnen ja! Das dürfen Sie doch gar nicht!«
»Und ob ich das kann!« Jetzt wurde er richtig laut. »Wenn Sie es nicht vergessen, lesen Sie mal im Internet Paragraf 164 der Strafprozessordnung durch!«
»Jetzt spielen Sie sich doch nicht so auf.«
Moritz war außer sich vor Wut, doch bevor er etwas darauf erwidern konnte, nahm ihn Lea am Arm und drängte ihn zurück zum Wagen. Als er sich erneut über Claudia Behrens auslassen wollte, drückte sie ihm sanft ihren Zeigefinger auf die Lippen und sah ihm in die Augen.
»Sie ist es nicht wert!«
Er erwiderte ihren Blick.
»Hörst du?«
Moritz atmete tief durch. Dann ließ die Anspannung nach.
Später dachte er daran, dass er Lea in diesem Moment am liebsten geküsst hätte.
Auf der Rückfahrt fuhren sie nochmal bei Jessen vorbei. Da er immer noch nicht zu Hause war, beschlossen sie, ihm eine Nachricht auf seinen Anrufbeantworter zu sprechen. Moritz suchte nach den richtigen Worten. Dabei wählte er eine so unglückliche Formulierung, dass es ersichtlich war, dass Manuela nicht mehr am Leben war. Er bemerkte den Fauxpas und bat Gerd Jessen um einen sofortigen Rückruf.
»Ich hasse es, Anrufbeantworter zu besprechen«, sagte er, nachdem er aufgelegt hatte.
»Klar ist das blöd«, erwiderte Lea. »Aber was hätten wir sonst tun sollen?«
Er war anderer Meinung, sagte aber nichts.
Danach fuhren sie schweigend zurück zur Dienststelle. Gerade als er Lea fragen wollte, ob er sie zum Essen einladen dürfte, kam sie ihm zuvor.
»Ich gehe heute Abend zum Training. Ich brauche etwas Abstand. Ist das in Ordnung?« So gut es ging unterdrückte er seine Enttäuschung.
»Na klar. Ich werde mir nochmal alle Zeugenaussagen durchlesen.«
»Du solltest dich ausruhen«, sagte sie zum Abschied. »Hast schon mal besser ausgesehen.«
»Vielen Dank für das Kompliment«, antwortete Moritz und grinste.
Nachdem sie gegangen war, blickte er in einen Wandspiegel im Flur. Lea hat recht, dachte er. Mein Aussehen verrät, wie sehr mich dieser Fall beschäftigt. Er beschloss, am Abend wieder früh ins Bett zu gehen und am Wochenende auszuschlafen. So gut es die Ermittlungen zulassen würden. Dann beschäftigte er sich nochmal ausgiebig mit den Aussagen der Kegelbrüder. Nichts deutete darauf hin, dass Gerd Jessen gelogen oder sich mit den anderen abgesprochen hatte.
Schließlich zwang ihn sein hungriger Magen, die Arbeit zu beenden.
Alexandros begrüßte ihn mit der gewohnten Herzlichkeit.
»Moritz, der neue Göppinger. Willkommen in meine Haus.«
Im Hintergrund tönten Sirtakiklänge. Er fühlte sich erneut vom Charisma des Griechen überwältigt. Die fröhliche Musik tat ihr Übriges. Er lächelte, während Alexandros ihn an denselben Tisch dirigierte, an dem er vergangenen Samstag gesessen hatte. Er bestellte einen Vorspeisenteller und
Weitere Kostenlose Bücher