Hochzeit auf griechisch
Leon las das Namensschild an ihrem Revers, bevor er sie charmant anlächelte. „Ja, Tracy, das habe ich. Helen ist noch schöner, als ich sie in Erinnerung hatte. Und Nicholas ist wirklich ein ganz entzückender Junge.“ Verschwörerisch beugte er sich ein wenig näher zu ihr. „Ich werde Ihnen ein kleines Geheimnis anvertrauen. Ich habe Helen gebeten, mich zu heiraten, und sie hat Ja gesagt.“
„Oh, wie romantisch!“
„Das finde ich auch.“ Leon lächelte noch einmal, bestellte etwas zu essen und ging. Sobald er in seinem Zimmer war, schaltete er den Laptop ein und las seine E-Mails. Louisa beschwerte sich in ihrer Nachricht über seine lange Abwesenheit. Sie war ein Problem, um das er sich bald kümmern musste. Sehr zu seiner Überraschung verspürte er bei diesem Gedanken Erleichterung.
Gerade als Helen sich von Mick verabschiedet hatte, klingelte das Telefon. Es war Tracy, die ihr überschwänglich zur bevorstehenden Hochzeit gratulierte. Leon hatte keine Zeit verschwendet. Diese Tatsache entsetzte Helen so sehr, dass sie sich mit allen von Tracys Vorschlägen einverstanden erklärte, ohne wirklich zuzuhören.
Ihre Gedanken rasten immer noch, als sie endlich zu Bett ging. Sie weinte rückhaltlos, als die Trauer über Delias Tod sie überwältigte. Den Rest der Nacht lag Helen wach unddachte daran, dass sie tatsächlich zugestimmt hatte, Leon Aristides zu heiraten.
Sie musste verrückt gewesen sein. Die Nachricht vom Tod ihrer Freundin musste eine Art Kurzschluss in ihrem Gehirn verursacht haben. Sosehr sie es sich auch wünschte, Nicholas war nicht ihr Kind. Sie konnte nicht einfach so heiraten, nur um den Jungen zu behalten.
Im Morgengrauen stand ihr Entschluss fest. Sie würde Leon Aristides sagen, dass sie es sich anders überlegt hatte. Eine andere Möglichkeit gab es nicht.
„Bitte, Nicholas, iss deinen Joghurt.“ Der Kleine verhielt sich ausgesprochen störrisch an diesem Morgen. Nachdem Helen ihn gebadet und angezogen hatte, saß sie nun mit ihm am Küchentisch, damit Nicholas frühstückte. Sie selbst trug nur einen flauschigen roten Bademantel, der hervorragend zu ihren geröteten Augen passte.
Das Klingeln an der Tür ließ sie aufstöhnen. Verflixt, wer klingelte denn um acht Uhr morgens? Helen öffnete – und stand Leon gegenüber. Er wirkte hellwach und voller Energie. In dem dunklen Anzug und dem grauen Hemd sah er noch attraktiver und verbotener aus. Vielleicht bin ich auch nur zu übermüdet, überlegte sie.
Ein einziger Blick genügte Leon, um zu erkennen, dass sie ihre Meinung geändert hatte. In einen unförmigen roten Morgenmantel gehüllt, stand sie unschlüssig im Flur, die feuchten Haare fielen ihr lose auf die Schultern.
„Ich kümmere mich um Nicholas“, schlug er beschwingt vor. „In der Zwischenzeit ziehst du dich an. Wir reden später.“ Im Vorbeigehen küsste er sie flüchtig auf die Stirn.
Eine Viertelstunde später kehrte Helen in die Küche zurück. Sie trug Jeans und einen rosafarbenen Kaschmirpullover.
Irgendwie war es Leon gelungen, Nicholas aufzuheitern. Binnen einer Stunde hatte er seine Fröhlichkeit wiederge-funden, sodass er nun munter und glücklich mit seinem Onkel plauderte.
Sie beobachtete die beiden, während sie im Kinderzimmer die Schienen einer Eisenbahn aufbauten. Wie Leon Aristides mitten in der ländlichen Gegend der Cotswolds so schnell dieses Spielzeug hatte auftreiben können, war Helen ein Rätsel.
„Mr. Aristides“, setzte sie an, als sie für kurze Zeit mit Leon allein war. „Es geht um gestern … Ich habe meine Meinung geändert. Ich möchte nicht nach Griechenland umziehen, und ich möchte auch nicht heiraten. Wir müssen eine andere Lösung suchen.“
Leon ließ seinen Blick über ihren schlanken Körper gleiten. Er antwortete nicht sofort. Neben der Entschlossen-heit las er noch etwas anderes auf ihrem Gesicht … eine gewisse Furcht, die sie einfach nicht verbergen konnte.
„Zu spät“, erwiderte er sanft. „Ich habe Nicholas gesagt, dass wir alle nach Griechenland gehen. Wenn du ihm sagen willst, dass du nicht mitkommst, ist das in Ordnung. Aber wenn du das tust, könntest du ihn sehr verunsichern und vielleicht ganz verlieren. Sei also gewarnt.“
„Du hast kein Recht, so etwas zu tun!“
Leon stand auf und griff nach ihrem Arm. „Doch, das habe ich. Wir haben eine Vereinbarung“, meinte er kühl und beobachtete, wie sie blass wurde. „Ich bin ein Mann, der zu seinem Wort steht. Du, wie die meisten Frauen,
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