Hochzeit auf griechisch
hätte sie beinahe dem Schmerz und der Trauer nachgegeben.
Aber das Leben hatte sie zu viel gelehrt, um jetzt schwach zu werden. Der Verlust der Eltern, die Blindheit für über ein Jahr, die Tatsache, niemals eigene Kinder zu haben, der Tod der besten Freundin – Helen wusste, dass Tränen nicht halfen. „Es geht mir gut. Und du hast recht, es ist Zeit, sich wieder auf der Party blicken zu lassen.“
„Bist du sicher?“
„Absolut“, erwiderte Helen und zog die Tür auf.
Sie fühlte sich seltsam frei, als sie in den Saal zurückging. Weder die Geräusche der Menge noch die Musik konnten die Kälte durchdringen, die sie wie ein unsichtbarer Mantel umfing. Nichts hat sich geändert, sagte Helen sich. Sie hatte immer noch Nicholas. Leon war eben ein unverbesserlicher Schürzenjäger. Seine eigene Schwester hatte sie gewarnt. Und was ihre Liebe zu diesem Mann anging … das war vorbei.
Leon wusste sofort, dass etwas nicht stimmte. Er erkannte es in dem Augenblick, in dem er Helen hinter Mary aus dem Waschraum kommen sah. Sie lächelte ihn an, doch ihr Lächeln wirkte brüchig und erreichte nicht ihre Augen.
Besorgt trat er auf sie zu und legte einen Arm um ihre Taille. „Ich habe dich vermisst“, flüsterte er und streifte ihre Lippen mit seinen. Sie erwiderte den Kuss nicht, sondern blieb einfach still stehen. „Ich empfinde das starke Verlangen, mit dir zu tanzen“, versuchte er es noch einmal. „Ich will dich in meinen Armen halten.“
„Tut mir leid. Mary und ich haben uns unterhalten.“
Entschlossen zog er sie auf die Tanzfläche. Statt sich zu wehren, legte Helen sogar eine Hand auf seine Schulter. Elegant ließ seine Frau sich von ihm im Takt der Musik führen. Aber etwas war anders.
„Geht es dir gut?“ Er küsste die Stelle unterhalb ihres Ohres.
Sofort drehte sie den Kopf weg. „Natürlich. Warum sollte es mir nicht gut gehen?“
Sie hielt die Distanz zwischen ihnen aufrecht. Obwohl er Helen noch fester hielt, schmiegte sich ihr wundervoller Körper nicht an seinen, wie er es erwartet hatte. Physisch war sie in seinen Armen, aber geistig hundert Meilen entfernt.
„Hat Mary etwas gesagt, das dich wütend gemacht hat?“
„Nein.“
Mit einer Hand streichelte er sanft über ihren Rücken, Helen blieb unnahbar. Ein ihm bislang unbekanntes Gefühl beherrschte ihn plötzlich. Überwiegend war es Zorn, unglaublicherweise gemischt mit Furcht. Nein, er bildete sich alles nur ein. Er wusste doch, wie schüchtern Helen sich in großen Menschenmengen fühlte. Diese schillernde Party erlebt sie sicher als echte Prüfung, erklärte er sich ihr seltsames Verhalten. Natürlich war sie nervös, aller Augen waren auf sie gerichtet.
„Entspann dich“, sagte er und zog sie noch enger an sich. „Du bist die schönste Frau hier, und alle lieben dich.“
Du ganz bestimmt nicht, wollte Helen rufen. Laut erwiderte sie nur: „Das bezweifle ich.“
Sie warf einen Blick auf seine harte Miene und schaute ebenso schnell wieder weg. Glaubte er wirklich, sie sei auf beruhigende Worte eines arroganten Lügners angewiesen? In einer Hinsicht jedoch schien es, als sollte Leon recht behalten. Für die Hitze in ihrem Blut, die sie bei seiner Berührung spürte, gab es nur eine Erklärung: Sex. Glücklicherweise empfand Helen nichts mehr für ihn. Sein Betrug hatte alle Gefühle in ihr getötet.
Indem er eine Hand auf ihren Nacken legte, zwang er sie, ihn anzusehen. „Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist? Wir müssen nicht mehr viel länger bleiben, wenn du nicht willst.“
„Es würde mir nicht im Traum einfallen, jetzt schon zu gehen.“ Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln und schlang ihm nun die Arme um den Hals. „Ich habe vor, die ganze Nacht zu tanzen.“
In der Limousine setzte Helen sich so weit wie möglich von Leon entfernt. Sie lehnte sich zurück und schloss die Augen. Sie wollte ihn nicht ansehen, und ganz sicher wollte sie nicht mit ihm sprechen. Die ganze Nacht über hatten sie getanzt und gelacht. Wochenlang hatte Helen an den schönen Schein geglaubt, jetzt nicht mehr.
Kaum hielt der Wagen an, stieg sie aus, stürmte ins Haus und direkt nach oben ins Schlafzimmer. Dort angelangt, löste sie die Diamantkette vom Hals und ließ sie zusammen mit dem Armband und den Ohrringen auf den Boden fallen. Dann betrat sie den begehbaren Kleiderschrank. Sie zog die Nadeln aus der Frisur und schüttelte den Kopf, sodass ihr die blonden Haare über die Schultern fielen. Statt eines sexy
Weitere Kostenlose Bücher