Hochzeit auf griechisch
sah ich keinen Grund, mich scheiden zu lassen.“
Ungläubig sah Helen ihn an. Tina hatte ihn betrogen? Wie konnte eine Frau einen anderen wollen, wenn sie Leon hatte? Das konnte sie nicht nachvollziehen. Dann überlegte sie, was es für einen Mann mit einem so großen Ego bedeutete. Wenn Leon so freimütig eingestand, von seiner Frau betrogen worden zu sein …
Nachdenklich betrachtete sie ihn. „Wenn das wahr ist, tut es mir leid.“
„Das muss es nicht, und es ändert nichts. Du und ich, wir haben geheiratet, damit wir uns um Nicholas kümmern können. Ein leibliches Kind ist mir nicht wichtig.“
In einer Hinsicht gab sie ihm recht: Sie würde Nicholas nie freiwillig verlassen. Weder wegen seines Charakters noch um mit ihm Sex zu haben hatte Helen Leon das Jawort gegeben. Und mehr, wurde ihr jetzt bewusst, würde es nie sein. Ihr Traum, dass er sie irgendwann liebte, blieb eine realitätsferne Fantasie.
„Ich muss aufstehen und duschen, wenn du nichts dagegen hast.“
„Wenn du mich nett bittest, komme ich mit.“
„Eher friert die Hölle zu“, erwiderte sie schnippisch und eilte ins Badezimmer. Hinter sich hörte sie ihn spöttisch lachen.
Als sie ins Schlafzimmer zurückkehrte, lag Leon flach auf dem Rücken und schlief. Lange beobachtete sie ihn. Er war wirklich extrem attraktiv … in sexueller Hinsicht perfekt. Aber war sie bereit und reif genug, um Sex ohne tiefe Gefühle zu wollen?
Am nächsten Morgen war er gegangen, bevor sie aufwachte. Zum ersten Mal hatte er neben ihr geschlafen, ohne sie zu berühren. Und er hatte sich davongeschlichen, ohne sie nach dem Aufwachen zu küssen. Offensichtlich machte er seine Ankündigung wahr. Er wird mich also nicht wieder von sich aus anfassen. Und ich werde ihn nicht darum bitten, schwor Helen sich.
Am Abend verkündete er, dass sie drei morgen auf eine griechische Insel flogen, um die zwei Wochen Urlaub über Ostern dort zu verbringen. Das Kindermädchen hatte noch einige Tage frei und würde später nachkommen.
Später im Bett wünschte Leon ihr eine gute Nacht, wandte ihr den Rücken zu und war binnen weniger Minuten eingeschlafen. Helen fand jedoch nicht so leicht Schlaf.
Wie geplant reisten sie am nächsten Tag in einem kleinen Flugzeug auf die Insel. Nicholas war aufgeregt, Helen bedrückt. Und Leon benahm sich gewohnt distanziert.
11. KAPITEL
„Ich muss heute Morgen zum Festland zurück“, kündigte Leon am Frühstückstisch an, der auf der Terrasse der Villa gedeckt war. Helen warf ihm einen vorsichtigen Blick zu. Am liebsten hätte er sie geschüttelt. Nein, was er am allerliebsten tun würde, war, sie heiß und leidenschaftlich zu lieben. Zum hundertsten Mal verfluchte er seine idiotische Idee. Er musste verrückt gewesen sein. Dennoch gebot ihm sein Stolz, Wort zu halten.
Sie würde fragen. Er konnte die Sehnsucht in ihren Augen lesen. Aber er wusste, dass sie sich mehr vor den eigenen Gefühlen fürchtete als vor ihm.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis Helen ihn bitten würde, sie zu lieben. In der Zwischenzeit musste er die Insel verlassen, um sich wenigstens kurz der Versuchung zu entziehen. Glücklicherweise gab es einige geschäftliche Angelegenheiten, die er mit Chris besprechen musste.
„Ich treffe mich mit Chris. Wenn du willst, kannst du gern mitkommen.“ Woher zur Hölle war das denn gekommen? Ihre höfliche Ablehnung erleichterte ihn.
Befreit seufzend breitete Helen ihr Handtuch im Sand aus. Sie hatte einen wunderschönen Tag mit Nicholas verbracht. Nach der Erkundung des Hafengeländes hatten sie versucht zu angeln und dann in einem der örtlichen Cafés gegessen. Schließlich hatte sie Nicholas’ beharrlichemDrängen nach dem Mittagsschlaf nachgegeben und war mit ihm an den Strand gegangen.
Sie blickte zu ihm hinüber, wie er ein paar Meter entfernt glücklich eine Sandburg baute und seufzte erneut. Wenigstens ihm machten die Ferien Spaß. Ihr hingegen lagen die Nerven blank. In den letzten Tagen hatte sie Leon nur mit Shorts und T-Shirt oder noch weniger bekleidet gesehen. Es fiel ihr schon schwer genug, ihn nachts in dem großen Bett nicht zu berühren.
„Wann kommt Dad zurück? Er soll mir noch eine Schwimmstunde geben“, sagte Nicholas und ließ sich neben sie auf das Handtuch sinken.
„Ich kann dir auch beibringen zu schwimmen“, erwiderte Helen, stand auf und umfasste seine Hand. „Frauen schwimmen genauso gut wie Männer, weißt du. Ich will nicht, dass du zu einem Chauvinisten
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