Hochzeit auf griechisch
Negligés wählte sie ein schlichtes Nachthemd.Hastig schlüpfte sie aus dem Kleid, zog das Nachthemd über und ging zurück ins Schlafzimmer.
Leon stand in der Mitte des Raums. Krawatte und Jackett hatte er ausgezogen, die Knöpfe des Hemdes waren geöffnet. In einer Hand hielt er den Schmuck, den sie einfach fallen gelassen hatte. Sobald Leon einen Schritt auf sie zumachte, wich sie zurück.
Ärgerlich blieb er stehen. „Willst du mir nicht endlich sagen, was das alles soll, Helen? Ich schätze es an keiner Frau, wenn sie sich ihren unberechenbaren Launen hingibt. Dich habe ich nicht für so exaltiert gehalten, aber offensichtlich lag ich damit falsch. Oder nicht? Kannst du mir bitte dein untypisches Verhalten heute Abend erklären?“
„Was weißt du schon, wie ich mich normalerweise verhalte? Du glaubst offenbar, mich zu kennen, nur weil wir das Bett miteinander teilen! Aber du hast nicht die geringste Ahnung!“, stieß sie aufgebracht hervor. „Denn sonst wüsstest du, dass ich vierzehn Jahre in der Schweiz gelebt habe. Dort gibt es vier verschiedene Sprachen. Und ich spreche zwei davon fließend: Französisch und Italienisch. Muss ich noch mehr sagen?“ Sie beobachtete, wie sich seine Miene veränderte. Er hatte aber auch allen Grund, sich schuldig zu fühlen.
„Ah.“ Leon steckte die Juwelen in seine Hosentasche. „Du hast gehört, was Louisa gesagt hat.“ Unter seinem festen Blick konnte sie sich nicht rühren, während Leon die Distanz zwischen ihnen verringerte. „Das war unbedacht und unhöflich von mir. Aber ich bin ins Französische gewechselt, um dich nicht in Verlegenheit zu bringen.“
„Wie überaus nett von dir.“
Er umfasste ihre Hände und zog Helen an sich. „Du hast gehört, dass sie meine Geliebte war, und das tut mir leid. Aber du hast keinen Grund zur Eifersucht, Helen. Ich habe die Affäre vor unserer Heirat beendet. Und solange ich dich habe, will ich keine andere Frau, das schwöre ich.“
Das war zu viel für Helen, sie geriet außer sich vor Wut. „Du musst mich für verrückt halten, wenn du denkst, ich würde dir auch nur ein Wort glauben. Du bist der arroganteste und berechnendste Mistkerl, den ich je das Unglück hatte zu treffen. Herrje, seit Jahren hast du eine Affäre mit dieser Frau! Noch in der Woche vor unserer Hochzeit hast du in ihrem Bett gelegen. Du hast mir sogar von einem dringenden Meeting in Paris erzählt. Ich hätte es wissen müssen. Delia hat mir gesagt, dass jeder Mann in dieser Familie untreu ist, und sie hatte recht. Vor zehn Tagen hast du behauptet, nach New York zu fliegen. Stattdessen warst du bei dieser Frau. Und im Bett hast du mich auf Französisch ma petite genannt, als wir zum ersten Mal Sex hatten.“ Liebe wollte sie es nicht mehr nennen. „Und jetzt weiß ich auch, warum … die Macht der Gewohnheit“, fuhr sie fort. „Als Krönung des Ganzen muss ich dann herausfinden, dass du deiner Geliebten ein Apartment geschenkt hast und weiß der Teufel, was noch alles. Da fragst du dich wirklich, warum die Juwelen dann auf dem Fußboden landen?“
„Bist du fertig?“, fragte Leon barsch.
Aus blitzenden veilchenblauen Augen sah sie ihn an. „Du hast keinen Funken Moral oder auch nur Anstand im Leib. Ich will nicht, dass du mich je wieder anrührst.“
Mehr konnte Leon nicht hinnehmen. Er war kein Heiliger, und es stimmte: In der Woche vor der Hochzeit hatte er mit Louisa geschlafen. Nachdem er ihr klargemacht hatte, dass die Affäre endgültig vorbei war, hatte sie sich nackt vor ihm ausgezogen und ihn gebeten, sie ein letztes Mal zu lieben. Noch vor Mitternacht war er wieder gegangen. Mit ihrem Erscheinen auf der Party hatte er nichts zu tun. Dass aber seine Frau so schlecht von ihm dachte, ging zu weit. Ihm zu unterstellen, die Reise nach New York vorgetäuscht zu haben – unmöglich.
Er drückte sie eng an sich, fuhr mit einer Hand durch ihr Haar und küsste Helen voller zorniger Leidenschaft. Dabeispürte er ihren Widerstand und kämpfte dagegen an.
Mit großer Anstrengung gelang es ihm, die Wut aus dem Kuss zu nehmen. Zärtlich liebkoste er ihre Lippen. Trotzdem reagierte sie nicht. Verführerisch schob er eine Hand unter ihr Nachthemd, um sanft über ihr Bein zu streichen. Gleichzeitig küsste er ihre Brüste durch den dünnen Stoff des Shirts hindurch.
Plötzlich fiel der schützende Mantel aus Distanziertheit und Teilnahmslosigkeit von Helen ab. Zurück blieb ein brennender Schmerz. Das Herz klopfte heftig in ihrer
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