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Hochzeit auf Raten

Hochzeit auf Raten

Titel: Hochzeit auf Raten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Georg Kaufmann
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schwankend über mich ergehen. Frau Bertram, nicht mehr ganz jung, mußte einmal sehr hübsch gewesen sein. Seine zwei Töchter, noch sehr jung, waren es. Ich gesellte mich zu ihnen, während Herr Bertram den Anwesenden seine Lebensgeschichte auseinandersetzte, so wie er sie für mich niederschreiben wollte.
    Ich mühte mich redlich, gerade zu sitzen und das Wasser, die Segelboote und Badegäste in der richtigen Perspektive zu behalten.
    »Sie ahnen gar nicht, wie langweilig Pap ist«, säuselte Karin an meiner Linken.
    Renate ergänzte von rechts: »Sie ahnen gar nicht, wie langweilig das Ganze überhaupt ist.«
    Und dann beide zusammen: »Und — erst — zu — Hause.«
    Binnen kurzem wußte ich, wie es zu Hause war.
    Karin: »Professor Nebelstein meint, ich wäre begabt.«
    Renate: »Dasselbe sagt meine Tanzlehrerin.«
    Karin: »Sie müssen wissen, ich singe seit zwei Jahren im Kirchenchor.«
    Renate: »Wenn Sie mich bloß einmal sehen könnten.«
    Karin: »Man weiß ja, wie das heute ist.«
    Renate: »Sie dürfen nicht glauben, wir wüßten nicht Bescheid.«
    Karin: »Die Stimme ist gar nicht wichtig, nicht wahr? Es kommt nur auf das Mikrofon an.«
    Renate: »Vor allem, wie man aussieht, die Figur.«
    Karin: »Daß man fotogen ist.«
    Renate: »Und die richtigen Beziehungen hat.«
    Beide: »Oh — Sie müssen uns helfen!«
    Über meinen Schoß ergoß sich eine Flut von Bildern. Hilfesuchend sah ich nach Herrn und Frau Bertram. Doch deren Blicke ruhten in mildem Wohlwollen auf uns.
    Ermutigt durch die erfolgreiche Attacke der Familie Bertram, bewarben sich nun auch andere um mich. Ich taxierte und registrierte sie nach dem, was sie mir zum Trinken anboten.
    Cinzano hell war ein hoffnungsvoller junger Mann, der von der Idee besessen war, ein Drehbuch in Hexametern zu schreiben. Einer Fernet-Branca war von einer Wahrsagerin prophezeit worden, daß ein Seeaufenthalt die entscheidende Wende ihres Lebens bringen würde. Zwei Stock-Cognacs erinnerten mich, daß sie bei einem Fotowettbewerb des Fernsehens den ersten Preis gemacht hätten. Eine Hennessy wollte sich unbedingt mit mir in ihrem Wochenendhaus im Schwarzwald aussprechen. Am erstaunlichsten war ein Gumpoldskirchner; er dankte mir für meine Bemühungen um die »helle Welle«. Schließlich konnte ich auch die einzelnen Getränke nicht mehr auseinanderhalten. Ich behielt nur, daß die Welt voll unentdeckter Talente war und daß die entdeckten nichts taugten.
    Das Ende war, daß ich mich in ein stilles Örtchen rettete, wo selbst die Großen der Welt unangefochten bleiben. Irrtum. Selbst dort sprach man bereits von mir.
    »Er ist der gewissenloseste Schürzenjäger, den ich kenne«, sagte eine weibliche Stimme von nebenan.
    Eine zweite antwortete: »Sehen Sie, das habe ich mir gleich gedacht.«
    »Bereits zweimal vorbestraft. Wegen Affären mit Minderjährigen. Aber man weiß ja, wie das ist, die meisten Dinge kommen gar nicht an die Öffentlichkeit.«
    Beide bedauerten diese Tatsache.
    »Und seine Karriere! Na ja —«
    »Am besten, man spricht gar nicht darüber.«
    Daraufhin besprachen sie es so schnell und ausgiebig, daß ich nicht folgen konnte.
    »Sie brauchen ihn ja nur anzusehen. Verlebt, krank, heruntergekommen!«
    »Freilich, da helfen auch die teuersten Medikamente nichts mehr.«
    »Das arme junge Ding, das er bei sich hat.«
    »Eine Schickse!«
    »Na wenn schon, sie könnte etwas Besseres haben.«
    »Vielleicht ist er ihr Vater?«
    Abreisen! Auf der Stelle abreisen! Das war mein einziger Gedanke. In der Haltung eines geübten Verbrechers schlich ich ins Freie und erreichte unangefochten meinen Liegestuhl. Alles war, wie ich es verlassen hatte, nur Isabell fehlte.
    Ein Mann, der versetzt wird, bleibt nicht ohne Hilfe. Gütige Mitmenschen finden sich bereit, ihn wie einen Jagdhund auf die richtige Fährte anzusetzen.
    Die junge Dame habe mit einem älteren Herrn eine Segelbootpartie unternommen. Gute Augen vorausgesetzt, könne ich das Boot mit Leichtigkeit von meinem Standort aus an dem Kennzeichen D 517 ausmachen.
    Nachdem ich das ausgiebig getan hatte, hieb ich mir die Schirmmütze über die Ohren, schleuderte das Filmjournal in den See und stelzte in mein Zimmer. Gefährliche Drohungen auf den Lippen, stopfte ich meinen Koffer mit Hemden, Krawatten, Hosen, Röcken und Schuhen voll. Dann warf ich mich mit meinem ganzen Grimm darauf.
    In dieser Stellung fanden sie mich.
    »Meister«, sagte er, sich theatralisch verbeugend, »es ist mir eine Ehre, Sie

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