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Hochzeit auf Raten

Hochzeit auf Raten

Titel: Hochzeit auf Raten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Georg Kaufmann
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meiner Sandalen.
    Ich setzte es ihm auseinander.
    »Wie heißen?«
    Ich sagte ihm auch das.
    Nun wurde die Tür von neuem verschlossen und verriegelt. Als sie diesmal wiederkamen, waren sie zu fünft. Sie nahmen uns in die Mitte, und der Flügelmann kommandierte: »Kommen!«
    So marschierten wir die Straße hinauf, als sollten Isabell und ich aufs Schafott gebracht werden.
    »Zu Stefano?« erkundigte ich mich zaghaft.
    Der Flügelmann nickte.
    »Wohin?«
    Er nickte.
    »Wo ist Stefano?«
    Er nickte wieder.
    Vor dem Regierungspalast hielten wir an. Was nun? Die Meinungen innerhalb unserer Eskorte schienen darüber beträchtlich auseinanderzugehen. Sie redeten so heftig aufeinander ein, daß ich befürchtete, sie würden jeden Augenblick zum Messer greifen. Doch glücklicherweise kam es nicht zum Äußersten. Sie beschränkten sich darauf, uns finsteren Gesichts zu umzingeln, als befürchteten sie unsere Flucht, indessen der Flügelmann im Palast verschwand.
    Langsam wurde mir unheimlich.
    »Avanti! — Vorwärts!«
    Die Stimme unseres Führers riß mich aus meinen Überlegungen. Klirrenden Schrittes durchmaßen wir Säle, Gänge und wieder Säle, vorbei an farbenprächtigen, mit Hellebarden bewaffneten Posten der mittelalterlichen Palastgarde. Vor einer hohen Tür schwenkte unsere Begleitung aus.
    »II segretario di Stato« — der Staatssekretär!
    Und dann lag ich in den Armen Stefanos.
    »Du bist dick geworden, mein Lieber«, sagte er.
    Auch ich fand, daß er nicht mehr der schlanke Jüngling von ehemals war.
    »Signora«, wandte er sich an Isabell und küßte ihr galant die Hand, »ik bin serr glücklich!«
    »Du bist ein großer Mann geworden, meinen Respekt«, sagte ich, voll Bewunderung um den riesigen Schreibtisch marschierend.
    »Oh, nicht Respekt, gar nicht Respekt«, wehrte er mit großem Pomp ab. »Glück in Beruf, aber nicht Glück bei Frauen!«
    »Was für ein prächtiges Arbeitszimmer«, sagte ich hastig, um das Gespräch auf eine andere Bahn zu lenken. »Diese kostbaren Gemälde! Wenn ich nicht irre, ist darunter sogar ein echter Tintoretto.«
    Tintoretto hin, Tintoretto her. Sowohl Stefano als auch Isabell stand der Sinn nach anderem, sie blieben bei ihrem Thema.
    »Glück bei Frauen«, sagte er zu Isabell, »das hat diese Mann. Viel große Glück. Sonst könnte er nicht haben so charmante Dame.«
    »Sie sind ein Schmeichler«, erwiderte sie kokett und schenkte ihm einen vollen Blick, den er mit einem neuen Handkuß quittierte.
    »Aber geben Sie acht«, alberte er weiter, »er ist eine ganz große — große -- come si dice — wie hast du immer gesagt, dieses schöne Wort —«
    Ich beschloß, mich an nichts zu erinnern.
    »Spitz-Spitz —«
    »Spitzbub«, half ihm Isabell fröhlich weiter.
    Er lachte über sein ganzes breites Gesicht: »Jaja, so ist es. Er ist ganz große Spitzbub.«
    »Stefano!« warnte ich ihn.
    »Mädchen von San Marino träumen noch heute von ihm. Er hat alle Herzen gebroken. Immer, wenn mich Mädchen sehen, fragen, wann kommen dein Freund wieder in San Marino? Und jetzt ist er da.«
    »Stefano, wie kann man so lügen?«
    »Nicht lügen. Du ganz große Spitzbub. Aber jetzt Schluß, fertig, basta. Jetzt haben Frau. Povera Renata, povera Maria, povera Paola! Müssen suchen andere Mann.«
    Beunruhigt forschte ich in Isabells Miene nach einem sich ankündigenden Gewitter, während er wie ein Springbrunnen voll Vergnügen weitersprudelte. Doch sie schien sich vortrefflich zu amüsieren. Zu meiner Erleichterung vermochte ich an ihr nicht die geringste Verstimmung zu entdecken. Hatte sie nicht selbst gesagt, daß sie großzügig sei? Am Ende war sie es wirklich. Der Cognac, den uns Stefano in reichen Mengen anbot, überzeugte mich davon, daß es so war.
    Es wurde ein vergnüglicher Vormittag. Als Seine Exzellenz, der Herr Staatssekretär, die Audienz beendete, waren wir alle drei furchtbar aufgeräumt, wir bedauerten unentwegt, daß es unsere Zeit nicht zuließ, noch einige Tage zu bleiben. Immerhin versprachen wir, im nächsten Jahr wiederzukommen.
    »Ein bedeutender Mann«, sagte ich im Vestibül voll Stolz, als hätte ich es selbst zum Staatssekretär gebracht.
    »Ein ehrlicher Mann«, sagte sie.
    Ich spitzte die Ohren. Sollte das eine Anspielung gewesen sein? Nein, der freundliche Ausdruck ihrer Augen zerstreute alle Bedenken.
    »Ein bedeutender und ehrlicher Mann«, räumte ich ein, indem ich mich anschickte, an der Schildwache vorbei mit gravitätischen Schritten ins Freie zu

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