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Hochzeit auf Raten

Hochzeit auf Raten

Titel: Hochzeit auf Raten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Georg Kaufmann
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Stefano nur ein Vorwand ist, um diese Person wiederzusehen, mit der du dich damals in schamloser Weise vergnügt hast.«
    »Ich schwöre dir —«
    »— daß ihr nur Briefmarken auf geklebt habt, nicht wahr?«
    »Du weißt, daß ich mir aus Briefmarken nichts mache.«
    Diese Äußerung nahm sie als Geständnis.
    »Schön, dann lassen wir San Marino eben fallen«, sagte ich resigniert.
    Sie zog die Augenbrauen hoch: »Fallen? Jetzt, da ich dich entlarvt habe, fahren wir erst recht hin.«
    »Mir ist die Lust dazu vergangen.«
    »Du bekommst es mit der Angst zu tun?«
    »Ich habe nichts zu fürchten.«
    »Um so besser. Im übrigen bin ich großzügig.«
    Das war mir neu. Ich war mir aber darüber im klaren, daß es ein Kapitalfehler gewesen wäre, das zuzugeben.
    »Ich habe mich damit abgefunden«, fügte sie hinzu, »keinen Heiligen geheiratet zu haben. Womit ich mich aber nicht abfinde, sind deine Versuche, jetzt so zu tun, als wärest du einer gewesen.«
    Auf diese Weise kam ich zum zweitenmal in meinem Leben nach San Marino.
    Bereits auf der Fahrt von Rimini zum Monte Titano verlor ich mich in Erinnerungen. In dieser Trattoria hatten wir Spanferkel gegessen, in jener Osteria unzählige Flaschen des herrlichen Moscato geleert. Mir fiel ein Motorradrennen ein, bei dem der Onkel Stefanos als Favorit an den Start gegangen und nur deshalb um den Siegerpokal gekommen war, weil er vergessen hatte, seine Gilera vorher aufzutanken. Ich sah den bulligen Mann mit dem schwarzen Schnauzbart noch vor mir, wie er die unschuldige Maschine mit Fußtritten traktierte und schließlich in heller Wut in den Straßengraben stieß.
    »Wenn man dich so erzählen hört«, sagte Isabell mißtrauisch, »könnte man glauben, San Marino bestünde überhaupt nur aus Männern.«
    »Ganz recht«, sagte ich vorsichtig, »die Frauen spielen eine völlig untergeordnete Rolle. Sie besaßen nicht einmal das Wahlrecht.«
    »Als ob es darauf ankäme.«
    Ich verbreitete mich über die Bedeutung des Frauenwahlrechts im allgemeinen und im besonderen.
    »Um so besser haben sie wahrscheinlich ihre Männer in der Hand«, unterbrach sie mich. »Wir daheim dürfen zwar alle Augenblicke wählen, aber dafür macht ihr sonst mit uns, was ihr wollt. Sagtest du etwas?«
    Nein, ich hatte nichts gesagt.
    »Ich finde«, setzte sie fort, »die Italiener sind Frauen gegenüber überhaupt aufmerksamer als unsere Männer.«
    Ich war in der angenehmen Lage, diesen fundamentalen Irrtum korrigieren zu können.
    »Als Stefano und ich bei seinem Onkel Besuch machten«, sagte ich eifrig, »war es lediglich uns Männern gestattet, zu sitzen. Die Frauen standen ehrerbietig herum und hatten nichts anderes im Sinn, als uns die Wünsche von den Augen abzulesen.«
    »Welche Frauen?« fragte sie.
    »Nun, die Gattin des Onkels, die — die —«
    Ich erkannte, daß ich auf Glatteis geraten war.
    »Sprich nur weiter!« ermunterte sie mich.
    »Die Großmutter, die Großtante, die Großnichte, die Tochter—«
    »Ich dachte, Stefano hätte keine Kusinen?«
    »Wieso Kusinen?«
    »Wenn der Onkel eine Tochter besitzt«, sagte sie freundlich, »dann ist sie doch eine Kusine deines Stefano. Oder?«
    »Ich bitte dich«, sagte ich und war sehr aufgeräumt, »das Kind zählte höchstens neun Jahre.«
    »Ich wußte nicht«, sagte sie noch freundlicher, »daß in Italien die Verwandtschaftsgrade von der Zahl der Jahre abhängig sind.«
    »Dieses Land«, murmelte ich, plötzlich ganz vom Verkehr in Anspruch genommen, »ist voller Imponderabilien.«
    »Voller was?«
    »Imponderabilien. «
    Darauf schwieg sie und legte ihre Stirn in Falten, wie immer, wenn ihr etwas in die Quere kam, mit dem sie nichts anfangen konnte.
    Das Haus, in dem ich damals gewohnt hatte, war völlig unverändert. Nur der altmodische Glockenzug war durch eine elektrische Klingel ersetzt worden.
    »Dove e Stefano?« fragte ich den jungen Mann, der geöffnet hatte. »Sono un amico di Stefano — ich bin ein Freund von Stefano.«
    Der Jüngling betrachtete meine Sandalen und ließ keinen Zweifel daran, daß ich nicht sein Vertrauen fand. Er schüttelte stumm den Kopf. Ich tippte auf das Türschild, wo der Familienname Stefanos in klaren Buchstaben prangte.
    »Ja doch«, sagte ich ungeduldig, »Stefano, Ste-fa-no!«
    Daraufhin machte er kehrt, schloß die Tür und verriegelte sie von innen. Als er wieder auftauchte, waren sie zu dritt.
    »Was wollen?« radebrechte der rechte Flügelmann und vertiefte sich ebenfalls in den Anblick

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