Hochzeit auf Sizilianisch
forderte Heather mit allem Nachdruck. Um Lorenzo nicht ansehen zu müssen, blickte sie hinaus aufs Meer und wartete regungslos, bis sie sicher sein konnte, dass er ins Haus gegangen war.
Die Erinnerung an glückliche Zeiten hatte ihr mehr zugesetzt, als sie sich eingestehen mochte. Dass es zwischen ihr und Lorenzo aus war, stand außer Frage. Doch ihn sich aus dem Herz zu reißen war weniger leicht.
Als Lorenzo in Renatos Arbeitszimmer kam, traf er auf seine beiden Brüder, die am Schreibtisch standen und Whiskey tranken.
"Trinkst du einen mit?" fragte Renato und schenkte Lorenzo einen Drink ein, ohne seine Antwort abzuwarten.
"Den kann ich jetzt gebrauchen", erwiderte Lorenzo. Er leerte das Glas in einem Zug und hielt es Renato hin, damit er es erneut füllte.
"Was ist denn passiert?" erkundigte sich Bernardo.
"Nichts ist passiert!" platzte Lorenzo heraus. "Das is t es ja gerade, was mich so aufbringt. Ich habe eben mit Heather gesprochen. Auf alles war ich gefasst, aber nicht darauf, dass sie so unbeteiligt bleibt. Nicht eine einzige Träne hat sie vergossen."
"Das hätte ich dir gleich sagen können", wandte Renato ein. "Um sich von dir unterkriegen zu lassen, hat sie viel zu viel Selbstachtung. Was das angeht, kann sie es mit jedem von uns aufnehmen."
"Da kann ich dir nur zustimmen", pflichtete Bernardo bei. "Heather ist wirklich eine außergewöhnliche Frau."
"Allerdings." Nachdenklich griff Renato zur Whiskeyflasche. Der Drink, den er sich einschenkte, fiel besonders groß aus.
„Findest du nicht, dass du allmählich genug getrunken hast?"
"Ich wüsste nicht, was dich das angeht! " herrschte Renato Bernardo an.
"Lass ihn ruhig", mischte sich Lorenzo ein. "Renato hat nicht weniger Grund, sich zu betrinken, als ich. Schließlich habe ich das alles dir zu verdanken", richtete er sich an seinen ältesten Bruder. "Wenn du dich nicht eingemischt hättest, wären Heather und ich vielleicht..."
"Hör endlich auf zu träumen!" fiel Renato ihm ins Wort. "Zwischen Heather und dir ist es aus. Und zwar endgültig!"
"Da wäre ich mir nicht so sicher", widersprach Lorenzo. "Mit ein wenig Abstand wird sie schon merken, was sie an mir hat. Darauf gehe ich jede Wette ein..."
Weiter kam er nicht. Renato hatte ihm die Hände um den Hals gelegt und sah ihn wutentbrannt an.
"Bist du wahnsinnig?" Bernardo schrie seinen großen Bruder an, um ihn zur Besinnung zu bringen. Gleichzeitig versuchte er, ihn von Lorenzo wegzuzerren, der schon blau anlief, weil er keine Luft mehr bekam.
Endlich löste Renato den Würgegriff. "Geh mir aus den Augen!" forderte er Lorenzo unmissverständlich auf.
"Nichts lieber als das! " Lorenzo warf ihm einen vernichtenden Blick zu. "Und wehe, du mischst dich noch einmal in meine Angelegenheiten ein."
Kaum hatte Lorenzo den Raum verlassen, knöpfte sich Renato seinen anderen Bruder vor. "Was machst du eigentlich noch hier?" fragte er bitter. "Wolltest du nicht längst bei deiner neuen Freundin sein?"
"Wenn mich nicht alles täuscht, werde ich Angie noch häufig genug sehen", erwiderte Bernardo.
"Soll das heißen, dass ihr heiraten wollt?"
"Wenn es nach mir ginge, sofort. Aber du hast ja auch noch ein Wörtchen mitzureden. "
"Und wenn ich Nein sagen würde?"
"Das wäre ausgesprochen schade", erwiderte Bernardo und lächelte ausnahmsweise. "Ändern würde es allerdings nichts."
"Das dachte ich mir." Renato schien die Entschlossenheit seines Bruders zu imponieren, denn er nickte ihm aufmunternd zu. "Wie schön, dass wenigstens einer von uns dreien glücklich verliebt ist."
7. KAPITEL
Angies Abreise ließ sich nicht länger aufschieben. Sie hatte ihren Urlaub ohnehin schon eigenmächtig verlängert, doch allmählich wurde es für sie allerhöchste Zeit, nach London zurückzufliegen.
Wobei sich Heather sicher war, dass ihre Freundin schon sehr bald die Zelte in England abbrechen würde, um für immer auf Sizilien zu bleiben. Lange würde sie es ohne Bernardo nicht aushalten, und ihre Liebe zu ihm war so tief empfunden, dass Heather fest davon ausging, dass sich die beiden noch vor Angies Abreise verloben würden.
Dafür sprach die Tatsache, dass sie sich gleich nach dem Frühstück verabschiedet hatten, ohne etwas über das Ziel ihres Ausflugs zu verraten.
Sicherlich wollten sie das Nötige veranlassen, um die Familie später am Tage zu überraschen.
Doch als Heather das Zimmer betrat, das sie sich mit Angie teilte, wusste sie instinktiv, dass etwas Entsetzliches geschehen sein
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