Hochzeit auf Sizilianisch
zu machen. Doch er trägt nun einmal die Hauptverantwortung, und deshalb ist es an ihm, die Schmach zu tilgen. Ich denke, ihr solltet unverzüglich heiraten."
Der Satz verhallte, ohne dass irgendjemand das Wort ergriff. So gern Heather das unerträgliche Schweigen beendet hätte, war sie außer Stande dazu. Die Selbstbeherrschung, die sie mühsam aufrechterhalten hatte, drohte sie endgültig im Stich zu lassen. Um nicht augenblicklich einem hysterischen Anfall zu erliegen, wandte sie sich um und schlug sich die Hand vor den Mund.
Doch es war bereits zu spät. Ohne dass sie es kontrollieren konnte, brach sie in schallendes Gelächter aus. Es dauerte eine ganze Weile, bis Baptistas entrüsteter Blick sie wieder zur Besinnung brachte.
"Es tut mir Leid", sagte sie atemlos, "aber die Vorstellung, dass ich Renato ... "
Noch immer war sie unfähig, das Undenkbare auszusprechen. "Ich ertrage ja nicht einmal seinen Anblick! "
Renato hatte sie die ganze Zeit beobachtet, und sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich zunehmend. Als er plötzlich zu sprechen begann, verfiel er reflexartig in seine Muttersprache. Heather verstand so gut wie nichts von dem, was er seiner Mutter zu sagen hatte, doch seiner Stimme war die Empörung deutlich anzuhören.
Umso mehr überraschte es Heather, dass Baptista von ihrem Vorhaben nicht abzubringen war. "Du bist nach Sizilien gekommen, um einen Martelli zu heiraten. Nichts anderes schlage ich vor", sagte sie bestimmt.
"Ich verstehe nicht, wie du auf eine solch abwegige Idee kommst", widersprach Heather empört. "Es ist völlig ausgeschlossen, dass ich Renato ... "
„Ausnahmsweise sind wir mal einer Meinung", fiel er ihr ins Wort. "Bei allem Respekt, Mamma, aber bitte schlag dir das aus dem Kopf."
"Ich denke nicht daran", erwiderte Baptista starrköpfig. "Du hast große Schande über deine Familie gebracht, und bevor die Sache nicht aus der Welt ist..."
"Ein Anruf im Gossways genügt", wandte Heather ein, um die unsägliche Unterhaltung endlich zu beenden.
"Von mir aus können wir es sofort hinter uns bringen", stimmte Renato zu. "Je eher du dieses Haus verlässt, desto besser."
"Wenn du mir damals im Ritz nicht nachgegangen wärst, hätte ich es nie betreten."
"Wenn ich dir nicht nachgegangen wäre, wärst du überfahren worden."
"Zu dem Unfall ist es nur gekommen, weil ich mich vor dir in Sicherheit bringen musste."
"Ich kann mich nicht erinnern, dir einen Anlass dazu gegeben zu haben."
"Wie bitte?" Renatos Selbstgefälligkeit brachte Heather zunehmend in Rage.
"Dann muss ich deinem Gedächtnis wohl auf die Sprünge helfen. Du hast mich behandelt wie ein Stück Vieh, das man auf Herz und Nieren prüft, bevor man es in die eigene Herde aufnimmt. Und ich sollte mich dadurch auch noch geschmeichelt fühlen."
"Ich musste mich doch davon überzeugen, dass Lorenzo die richtige Wahl getroffen hatte."
"Lorenzo? Der wusste doch gar nicht, wie ihm geschah. Du hast die Wahl getroffen, und er hatte sich gefälligst danach zu richten. Leider hat er dir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Es sieht ganz so aus, als sollte das kein Einzelfall bleiben, Renato, denn auch ich werde nicht nach deiner Pfeife tanzen.
Um es klar und deutlich zu sagen: Ich denke nicht daran, dich zu heiraten. "
"Ich kann mich nicht erinnern, dir einen entsprechenden Antrag gemacht zu haben", erwiderte Renato kühl. "Ehrlich gesagt, fiele mir nicht im Traum ein, mich an eine Frau zu binden, mit der es nichts als Ärger gibt."
"Umso besser!"
"Seid ihr wirklich so töricht, oder tut ihr nur so?" Baptista unterbrach den Streit, doch sie wirkte eher amüsiert als empört. "Wenn ihr nur eine Sekunde nachdenken würdet, anstatt dauernd miteinander zu streiten, würde euch auffallen, dass eine Ehe euch beiden Vorteile bringt. Eine Frau, die nicht zu allem Ja und Amen sagt, findest du kein zweites Mal, Renato, und du, Heather, hättest die Möglichkeit, auf Sizilien zu bleiben."
"Du weißt, wie sehr ich mir das wünsche", erwiderte Heather, "aber der Preis ist mir einfach zu hoch."
"Viel zu hoch", pflichtete Renato ihr bei. "Vergessen wir die ganze Angelegenheit."
"Ist das euer letztes Wort?" Baptista ließ den Blick zwischen den beiden hin-und hergleiten, und weil keiner von ihnen etwas erwiderte, schien sie einzusehen, dass ihr Vorhaben gescheitert war. "Dann lasst mich jetzt bitte allein", sagte sie barsch. "Bevor du gehst, schenk mir noch einen Brandy ein, Renato. Am besten einen doppelten."
Der Wind trug das
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