Hochzeit auf Sizilianisch
meinst, bin ich nicht. Im Gegenteil, manchmal wünsche ich mir ... "
Unvermittelt ließ er Heather los, als fürchtete er, ihr wehzutun. "Egal", sagte er kurz angebunden, "ich werde mit Bernardo reden. Nur versprich dir nicht zu viel davon. "
Am Tag nach ihrer Rückkehr aus dem Krankenhaus ließ Baptista Heather und Renato zu sich rufen.
Als ihr das Hausmädchen die Nachricht überbrachte, war Heather drauf und dran, sich entschuldigen zu lassen. Sie war in einer eigentümlichen Stimmung.
Mehrere Nächte hatte sie denkbar schlecht geschlafen, und allmählich begann die Mauer, hinter der sie sich verschanzt hatte, zu bröckeln. Instinktiv ahnte sie, dass eine Winzigkeit reichte, und die Gefühle, die sich in ihr angestaut hatten, würden sich unkontrolliert Bahn brechen.
Dass dieser Moment kurz bevorstand, wusste sie deshalb so genau, weil in den letzten Tagen ihre Verzweiflung immer öfter in blanke Hysterie umzuschlagen und sie in ein ungehemmtes Lachen auszubrechen drohte, das zu unterdrücken sie schier unmenschliche Anstrengungen kostete.
Allein die tiefe Zuneigung zu Baptista brachte sie schließlich dazu, ihr Zimmer zu verlassen und in den Salon zu gehen. Baptista lag auf dein Sofa, und sie und Renato schienen bereits auf Heather gewartet zu haben.
"Wir müssen dringend etwas unternehmen", sagte sie streng. "Mit der Schande, die über unser Haus und unsere Familie gekommen ist, kann und will ich mich nicht abfinden."
"Vielleicht solltest du das lieber Lorenzo sagen", wandte Renato ein.
"Ach Lorenzo. " Baptista winkte entrüstet ab. "Die Vergangenheit interessiert mich nicht. Die Zukunft bereitet mir Kopfzerbrechen."
"Was mich angeht, sehe ich sie klar und deutlich vor mir", erklärte Heather.
"Sobald die Schenkung von Bella Rosaria rückgängig gemacht ist..."
"Nicht so stürmisch", unterbrach Baptista sie. "Als Erstes sollten wir uns über die Geschehnisse in der Kathedrale unterhalten."
"Ich dachte, wir wollten über die Zukunft sprechen", wandte Heather ein. Sie hatte nicht das geringste Interesse, an Wunden zu rühren, die alles andere als verheilt waren.
"Das tun wir bereits", widersprach Baptista bestimmt "Schließlich wirst du die Schmach doch nicht auf dir sitzen lassen wollen."
"Ehrlich gesagt, kann ich mit dem Wort Schmach nicht viel anfangen."
"Ich umso mehr." Baptista wirkte regelrecht empört. „Es mag dir altmodisch erscheinen, aber für uns Sizilianer ist Ehre kein leeres Wort. Wenn mir so etwas passiert wäre, hätte mein Vater den Mann auf der Stelle erschossen. Und kein Gericht hätte ihn je dafür zur Verantwortung gezogen."
"Ich habe nicht vor, jemanden zu erschießen", erwiderte Heather. Baptistas Moralvorstellungen waren ihr völlig fremd. Doch weil sie fürchtete, ihr zu nahe zu treten, setzte sie scherzhaft hinzu: "Jedenfalls nicht Lorenzo."
Renatos Blick ließ sie ihren Leichtsinn augenblicklich bereuen. "Lorenzo und ich haben uns ausgesprochen", sagte sie rasch.
"Das freut mich zu hören." Baptista quittierte ihre Bemerkung mit einem wohlwollenden Lächeln. "Damit ist die Angelegenheit jedoch noch nicht aus der Welt. Wir müssen Mittel und Wege finden, wie wir das, was dir meine Familie angetan hat, wieder gutmachen können. "
Heather sah ein, dass Baptista nicht eher Ruhe geben würden, als bis sie sich in irgendeiner Form erkenntlich zeigen könnte. "Mir wäre sehr damit geholfen, wenn Renato seine Beziehungen spielen lassen würde, damit ich wieder im Gossways arbeiten kann", schlug sie vor.
"Und was würde dir das bringen?" fragte Renato skeptisch.
"Einiges", erwiderte Heather. "Wenn alles wie früher ist, kann ich zum Beispiel so tun, als wäre ich dir nie begegnet. Und etwas Besseres könnte mir kaum passieren."
"Schönen Dank", reagierte Renato beleidigt.
"Gern geschehen."
Baptista hatte die kleine Szene mit sichtlichem Vergnügen verfolgt. "So gut ich dich verstehen kann, muss ich Renato gleichwohl Recht geben. Selbst wenn du dich mit Lorenzo ausgesprochen hast, beseitigt das nicht die Schande, die über der Familie liegt. Das kann nur eine Heirat..."
"Ich denke nicht daran, Lorenzo zu heiraten! " platzte Heather heraus.
"Das verlangt auch niemand von dir." Baptista ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Vielmehr hatte sie es offensichtlich nur darauf angelegt, dass Heather ihr das Stichwort lieferte. "Ich dachte eher an Renato", fuhr sie unbeirrt fort,
"selbst wenn ich zugeben muss, dass er bislang wenig getan hat, um dir den Gedanken schmackhaft
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