Hochzeit auf Sizilianisch
Verwerfliches tat, ehe er sich in ihr breit machen konnte.
Als sich ihre Lippen endlich trafen, war die Berührung so leicht, dass Heather fast enttäuscht war. Kurz entschlossen legte sie den Arm um Renatos Nacken und zog ihn an sich. Seine Reaktion ließ sie insgeheim aufatmen. Er küsste sie mit einer Leidenschaft, die auch die letzte dunkle Wolke vertrieb.
Heather war sich im Klaren darüber, dass dieser Zustand nur von kurzer Dauer sein würde. Erst vor wenigen Stunden hatten Renato und sie sich gegenseitig beschimpft, und bei nächster Gelegenheit würden sie sich wieder streiten.
Doch daran wollte sie jetzt nicht denken. Sie wollte nur den Augenblick genießen, der ganz von dem Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit erfüllt war, das Renatos Nähe und Zärtlichkeit in ihr auslöste.
Unwillkürlich ließ sie die Hand durch sein Haar gleiten und erschrak fast darüber, wie widerspenstig es war. Doch auch das passte zu diesem Mann. Man musste ihn nehmen, wie er war. Und dass man ihm nicht trauen konnte, schloss nicht aus, dass er wunderbar sein konnte.
Als er ihre Stirn küsste, spürte Heather, dass sein Atem unregelmäßig ging.
Erst jetzt wurde sie sich klar, dass der Lauf der Dinge für ihn ebenso überraschend gekommen sein musste wie für sie.
"Erinnerst du dich noch an dein Versprechen?", fragte sie und löste sich aus Renatos Umarmung.
"Das kommt darauf an, welches du meinst", erwiderte er lächelnd.
"Dass ich immer auf dich zählen könne, wenn ich dich mal brauchen sollte."
"Habe ich das nicht gerade nachdrücklich bewiesen?"
Heather war versucht, ihm Recht zu geben. Doch dazu war die Erinnerung an das Gespräch mit Baptista noch zu frisch. Jetzt brauche ich deine Hilfe", sagte sie leise. "Bitte ruf gleich morgen im Gossways an. Wenn ich erst meine Arbeit wiederhabe, gelingt es mir vielleicht, zu vergessen, was geschehen ist."
8. KAPITEL
Schon nach wenigen Tagen merkte Heather, dass sich die Ruhe und der Friede von Bella Rosaria auf sie übertrugen.
Es war Baptistas Vorschlag gewesen, dass Heather eine Weile aufs Land fahren sollte. "Dann kannst du dich an das Gut gewöhnen und das Gut sich an dich", hatte sie lächelnd gesagt. "Und damit du mich zwischendurch besuchen kannst, leihe ich dir ein Auto."
Heather hatte zugestimmt, ohne zu zögern. Bella Rosaria war für sie der ideale Ort, um vor der Rückkehr nach England ein wenig auszuspannen. Und dass sie sich nicht als Eigentümerin des Landgutes fühlte, würde Baptista spätestens dann merken, wenn sie, Heather, die Schenkung rückgängig gemacht hätte.
Zu ihrer großen Verwunderung ging das Personal jedoch mit großer Selbstverständlichkeit davon aus, in ihr die neue Besitzerin vor sich zu haben.
Jocasta, das Hausmädchen, hieß sie mit einer Herzlichkeit willkommen, die sie beschämte, und deren Mann Gino kochte ihr zu Ehren am ersten Abend einen sizilianischen Eintopf, den Heather auf Anhieb zu ihrem Lieblingsgericht erklärte. Entsprechend bedauerte sie, dass sie nicht allzu oft die Gelegenheit bekommen würde, es zu genießen ...
Schwieriger gestaltete sich das Verhältnis zu Luigi, dem Verwalter des Gutes.
Er war ein kleiner, griesgrämiger Mann in den Fünfzigern, der es gewohnt war, selbstständig zu arbeiten. Er sprach Heather in einem sonderbaren Gemisch aus Sizilianisch und Englisch an, und erst als sie ihm im selben Kauderwelsch antwortete, legte sich sein Misstrauen gegenüber dem Eindringling allmählich.
Sobald sich herausstellte, dass Heather reiten konnte, war das Eis endgültig gebrochen. Er bot sich an, zwei Pferde aus dem eigenen Stall zu satteln und Heather die Ländereien zu zeigen. Mit Freuden nahm sie an, und der Ritt durch die fruchtbare Landschaft tat ihr so gut, dass sie es sich zur täglichen Gewohnheit machte.
Die Wirkung ließ nicht lange auf sich warten. Mit jedem Tag hellte sich ihre Stimmung mehr auf. Trotzdem hielt sie es für ratsam, ihre Besuche auf dem Anwesen der Familie Martelli auf jene Tageszeiten zu legen, zu denen Renato gewöhnlich nicht zu Hause war.
Zu ihrer Erleichterung kam Baptista mit keiner Silbe mehr auf ihren Vorschlag zu sprechen, sondern unterhielt sich mit ihr meistens über Bella Rosaria. Dabei achtete sie stets darauf, Heather als Besitzerin des Landgutes zu behandeln. Und selbst wenn Heather sich an diesen Gedanken gar nicht erst gewöhnen wollte, merkte sie, dass die Vorstellung, einen solchen Betrieb zu führen, sie immer mehr faszinierte.
Insgeheim wunderte sie
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