Hochzeit auf Sizilianisch
Mitternachtsschlagen einer Kirchturmuhr in den Garten, in den sich Heather zurückgezogen hatte, um ihre tiefe Trauer zu vertreiben.
Sie setzte sich auf den Rand eines Springbrunnens und sah hinaus aufs Meer, auf dem sich das Licht von Tausenden und Abertausenden Sternen reflektierte.
Bislang hatte sie geglaubt, mit dem, was geschehen war, irgendwie fertig zu werden und einigermaßen nahtlos dort anknüpfen zu können, wo sie aufgehört hatte. Nun sah sie zum ersten Mal mit Bangen in die Zukunft.
Dass Baptista entschlossen war, sie gegen ihren Willen zu verheiraten, hatte sie getroffen wie ein Schock. Ihre mütterliche Freundin wusste doch aus eigener Erfahrung, wie unerträglich der Gedanke war, einen Mann heiraten zu müssen, den man nicht liebte, und sich den, den man liebte, aus dem Herzen reißen zu müssen.
Die Rosen im Garten, bei denen es sich ausschließlich um Ableger aus Bella Rosaria handelte, kündeten jetzt noch davon, dass es ihr selbst nie gelungen war.
Und trotzdem verlangte sie es von Heather.
"Ich muss mich für das Verhalten meiner Mutter entschuldigen." Ohne dass sie ihn bemerkt hätte, war Renato aus der Dunkelheit aufgetaucht. "Und für das, was ich dir an den Kopf geworfen habe, natürlich auch", setzte er deutlich leiser hinzu.
"Was das angeht, sind wir wohl quitt“, erwiderte Heather abweisend. "Und Baptistas Verhalten war sehr aufschlussreich für mich. Immerhin weiß ich jetzt, von wem du die Dreistigkeit geerbt hast, mit der du dich in das Leben deiner Mitmenschen einmischst."
"Ich hoffe, du bist ihr nicht böse."
"Warum sollte ich?" Heather sah zu Renato auf, der unmittelbar vor ihr stand.
"Auf ihre Weise hat sie es sicherlich gut gemeint. Auch wenn ich zugeben muss, dass der Vorschlag ziemlich absurd ist."
„Es ist mir nicht entgangen, wie sehr dich der Gedanke amüsiert, meine Frau zu werden." In seiner Stimme lag plötzlich eine eigentümliche Schärfe.
"Eigentlich war mir überhaupt nicht zum Lachen zu Mute", erwiderte Heather.
"Dafür ist alles viel zu..."
Einer dieser quälenden Lachanfälle verhinderte, dass sie den Satz zu Ende sprechen konnte. Er war ohne jede Vorwarnung gekommen, und entsprechend hilflos reagierte Heather. Das Lachen barst förmlich aus ihr hervor, ohne dass sie es hätte steuern oder gar beenden können. Immer heftiger wurde es, bis es schließlich nahtlos in einen hemmungslosen Weinkrampf umschlug.
Renato war die Veränderung, die in ihr vorgegangen war, nicht entgangen.
"Heather", sagte er leise und legte ihr die Hand auf die Schulter.
"Es ist gleich vorbei", erwiderte sie mit tränenerstickter Stimme. Es beschämte sie zutiefst, dass Renato sie in diesem Zustand sah.
Zu ihrem Schrecken setzte er sich neben sie und umarmte sie behutsam. "Du brauchst dich deiner Tränen nicht zu schämen", sagte er sanft. „Im Gegenteil.
Ich habe dir doch gesagt, dass es mir viel lieber ist, wenn du deinen Gefühlen freien Lauf lässt.“
"Umso mehr Grund habe ich, mich davor zu hüten."
Ihre Antwort ließ ihn unwillkürlich lächeln. "Kannst du nicht mal einen Moment lang vergessen, dass du mich verabscheust?"
"Und wie soll ich das machen?"
„Eines muss man dir lassen", erwiderte Renato und zog Heather in seine Arme.
"Ehrlich bist du wenigstens."
Gern hätte sie etwas darauf erwidert, doch seine plötzliche Nähe hatte sie sprachlos gemacht. Er hielt sie in seinen starken Armen und flüsterte ihr beruhigende Worte ins Ohr.
Das Erschreckendste daran war jedoch, dass es Wirkung zu zeigen begann.
Denn auch wenn die Tränen nicht versiegen wollten, war das Weinen plötzlich wie eine Erlösung. Tagelang hatte sie sich gezwungen, stark zu sein, und jetzt musste sie einsehen, dass sie mit ihren Kräften am Ende war. Es tat unendlich gut, jemanden zu haben, an den man sich anlehnen und bei dem man Trost finden konnte - selbst wenn es der ärgste Feind war.
"Nichts und niemand ist es wert, dass du so weinst", sagte Renato zärtlich und strich ihr das Haar aus der Stirn. Dann beugte er sich herunter und küsste ihr die Tränen von den Wangen.
Alle Ängste und Sorgen schienen schlagartig von Heather abzufallen. Von einer drückenden Last befreit, schmiegte sie sich kraftlos an Renato und genoss das Gefühl der Geborgenheit, während er ihr Gesicht mit Küssen bedeckte.
Instinktiv wusste sie, dass sein Mund jeden Augenblick ihre Lippen finden konnte, und die Dringlichkeit, mit der sie diesen Moment herbeisehnte, vertrieb den Gedanken, dass sie etwas
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