Hochzeit in Glenrae
überhaupt?” Er sprach, als richtete er die Frage an sich selbst.
Dann zuckte er mit den Schultern, schien des Themas müde zu sein, und blickte wieder auf Jennas Ausschnitt. “Ich glaube, ich muss mich noch einmal um die Knöpfe kümmern”, meinte Duncan kühl und wollte danach greifen.
“Wagen Sie es ja nicht, mich noch einmal anzurühren, sonst können Sie etwas erleben!” Jenna schlug seine Hand fort und wich vor ihm zurück.
In seine Augen trat ein harter Glanz. “Fordern Sie mich nicht heraus, kleine Wildkatze. Wie Sie ganz richtig bemerkten, sind Sie hilflos. Da sollten Sie lieber keine leeren Drohungen ausstoßen.” Er lachte zynisch. “Aber vielleicht möchten Sie ja, dass ich Ihnen eine weitere Lektion erteile.”
Jenna warf ihm einen vernichtenden Blick zu. “Ich möchte nur, dass Sie gehen. Selbst unwillkommenen Gästen gesteht man immerhin ein Mindestmaß an Höflichkeit zu. Oder ist es in Schottland üblich, weibliche Besucher als Freiwild zu betrachten?”
Mit Genugtuung stellte sie fest, dass sein Gesicht rot anlief. Also war er doch nicht so unverletzbar, wie sie geglaubt hatte.
“Sie haben recht. Ich habe mich schlecht benommen”, gab er zu. “Die Andersons scheinen eine besondere Begabung zu besitzen, diesen Zug in mir zu wecken.”
“Ich heiße Wilde, nicht Anderson”, erinnerte Jenna ihn eisig. “Für meine Tante und meinen Vetter kann ich natürlich nicht sprechen, aber was mich betrifft … ich möchte keine Regung in Ihnen wecken, ganz gleich welcher Art.”
Duncan hob die Brauen. “Es würde mich interessieren, wie Sie das zuwege bringen wollen.”
“Indem ich Ihnen in Zukunft aus dem Weg gehe. Und ich versichere Ihnen, dass mir das nicht schwerfallen wird.”
“Sie überraschen mich”, erwiderte er gelassen und rieb sich das Kinn mit dem Zeigefinger.
Jenna nahm den schwachen Duft des Rasierwassers wahr und wappnete sich innerlich, als Duncan sie erneut betrachtete. Spitz fragte sie: “Darf ich jetzt aufstehen? Es wird mir nichts passieren. Ich habe mir schließlich nur das Handgelenk verletzt. Meine Beine sind in Ordnung.” Damit schlug sie die Decke zurück und schwang die Füße über die Bettkante.
“Das sehe ich.” Er ließ den Blick über Jennas Beine schweifen. Hastig versuchte sie, sie mit dem Nachthemd zu bedecken, woraufhin Duncan spöttisch lachte. Rasch glitt sie ins Bett zurück und deckte sich zu. “Ich stehe auf, sobald Sie gegangen sind”, erklärte sie würdevoll. “Dann verlasse ich mit Suzie das Haus. Wenn es sein muss, laufen wir eben nach Glenrae.”
“Barfuß und in Annies Nachthemd? Die Kleidungsstücke, die Sie gestern trugen, sind in der Wäsche. Im Übrigen hat Dr. McRae Ihnen Ruhe verordnet … nein, empfohlen, sich zu schonen. Entscheidender dürfte wohl sein, dass Ihre Schwester vermutlich eine Gehirnerschütterung hat. Das ließ sich nicht so genau feststellen. Wenn Ihnen Ihre eigene Gesundheit gleichgültig ist, sollten Sie wenigstens an die Ihrer Schwester denken.”
Jenna wurde blass. “Gehirnerschütterung! Nicht nur … oh, es wird doch hoffentlich nichts zurückbleiben?”, fragte sie angstvoll.
“Nein, das wohl nicht.” Duncan fuhr ihr wie geistesabwesend über das zerzauste Haar. “Sie sind beide ziemlich mitgenommen. Also seien Sie vernünftig, und entspannen Sie sich.”
“Ich will zu Suzie”, sagte Jenna und richtete sich wieder auf. “Sicherlich ist sie verstört und fragt sich, wo ich bin.”
“Glauben Sie mir, Ihre Schwester befindet sich in besten Händen. Sie können sie später sehen. Annie wird Ihnen gleich das Frühstück bringen.” Ironisch setzte er hinzu: “Eine Riesenportion gesunden Haferbrei, wenn ich mich nicht irre, damit Sie bald wieder fit sind.”
Sie ließ sich auf das Kissen zurücksinken. Vor so viel Beharrlichkeit kapitulierte ihr Kampfgeist. Fürs Erste. “Ich esse einen ganzen Eimer voll”, murrte sie, “wenn ich hier nur herauskomme.”
“Dann können wir nur hoffen, dass das Frühstück wirkt.” Duncans Miene war grimmig.
Jenna entging das nicht. Er wollte sie im Grunde hier nicht haben. Warum bestand er dann darauf, dass sie blieb? Gehörte das zu seiner Rache an ihrer Familie? Was …
In diesem Augenblick wurde die Tür geöffnet, und Annie kam mit einem beladenen Tablett herein.
Zu Jennas Verwunderung lächelte Duncan. “Da ist Annie ja schon. Obendrein mit so viel zu essen, dass eine ganze Truppe davon satt werden müsste”, scherzte er.
Die Haushälterin
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