Hochzeit in Glenrae
befand, gab Jenna der Versuchung nach, näher zu treten. Bewundernd strich sie mit der Hand über die glänzende Oberfläche des geschnitzten Schreibtisches und das weiche Leder der Sessel.
“Suchen Sie etwas?”
Die dunkle Stimme ließ sie zusammenfahren. Duncan stand so dicht hinter ihr, dass sie seinen warmen Atem an ihrem Ohr spürte. Sie drehte sich hastig um und wurde plötzlich von einer Schwäche übermannt, die sie leicht schwanken ließ.
“Setzen Sie sich lieber, ehe Sie umkippen.” Duncan deutete auf einen der Ledersessel.
Jenna tat, wie ihr geheißen, und sah zu, wie Duncan sich ihr gegenüber niederließ.
“Suchen Sie etwas Bestimmtes?”
Mit der Anspielung, sie beim Herumschnüffeln ertappt zu haben, wollte er sie offenbar bewusst herausfordern. Kühl erwiderte sie: “Nein. Ich habe nur Ihr Haus bewundert. Es ist faszinierend.”
“Das fänden Sie möglicherweise nicht, wenn Sie ständig darin leben müssten”, erklärte er.
Sie schüttelte den Kopf. “Das glaube ich nicht. Ich liebe alte Gebäude mit dicken Mauern und geheimen Verstecken. Dieses Haus ist ein Stück Geschichte, es muss schon viele Generationen erlebt haben. Ich hasse den modernen Block, in dem Suzie und ich wohnen …”
Jenna verstummte. Sie hatte ihre Gefühle impulsiv in Worte gefasst und fragte sich nun voll Unbehagen, wie viel sie von ihrer Sehnsucht nach dem Althergebrachten, den traditionellen Werten verraten hatte.
Duncans Reaktion war schwer zu deuten, doch er blickte Jenna eindringlich und, wie es schien, ohne Groll an.
“Da es Ihnen so gut gefällt, möchten Sie es sich vielleicht eines Tages, wenn Sie wieder bei Kräften sind, vom Keller bis unters Dach ansehen.”
Sie fühlte sich verunsichert. War das ein Angebot oder nur eine Höflichkeitsfloskel? “Danke, das würde ich gern tun.”
Duncan erhob sich und half Jenna beim Aufstehen. Sie spürte die Wärme seiner Hand durch den Stoff des Nachthemds.
“Für heute sollten Sie Ihren Erkundungsgang lieber beenden und ins Bett zurückkehren”, schlug Duncan vor.
Gereizt sah sie ihn an. “Ich habe es satt, die Zeit im Bett zu verbringen. Schließlich bin ich nicht krank, auch wenn Sie so tun, als wäre ich es.”
Seine Augen verengten sich. “Ich bemühe mich nur, darauf zu achten, dass Sie Dr. McRaes Rat befolgen und nach dem Unfallschock ein, zwei Tage ruhen.”
“Danke für Ihre Besorgnis, aber fürs Erste habe ich mehr als genug geruht”, behauptete Jenna spitz. “Ich wollte gerade nach unten zum Teetrinken … im Freien.”
Er trat zurück und musterte sie erheitert. “In diesem Aufzug?”
Sie folgte seinem Blick und stellte fest, dass ihre Brustspitzen sich unter dem Stoff des Nachthemds deutlich abzeichneten.
“Es ist Ihre Schuld, dass ich so herumlaufe!”, rief sie aufgebracht. “Ich bestehe darauf, dass Sie mir endlich mein Gepäck geben, damit ich meine Sachen anziehen kann.”
Duncan lächelte sie an. “Ich könnte mir vorstellen, dass Ihre Hitzköpfigkeit etwas mit dem leichten Rotton Ihres schönen Haares zu tun hat.”
Er ließ seinen Charme spielen, um ihren Widerstand zu brechen. Jenna sah, dass Duncans Blick erneut zu ihren Brüsten glitt und holte mit dem gesunden Arm aus. Duncan kam ihr zuvor und fing ihre Hand ab. Hilflos musste sie mit ansehen, wie er ihre Hand an die Lippen zog und küsste.
“Ich kann mich nicht entscheiden, wie ich Sie bezaubernder finde”, sinnierte er laut. “Blass und verängstigt … oder rot vor Zorn wie jetzt.”
“Sie sind ein schrecklich arroganter Mensch!”, fauchte Jenna, als Duncan sie trotz ihrer Gegenwehr in die Arme nahm. “Außerdem ein Feigling! Die Situation auszunutzen und …”
“… ein armes, hilfloses Frauchen zu überrumpeln”, ergänzte er und verschloss ihre Lippen mit seinen.
Wütend stemmte Jenna die gesunde Hand gegen seine Brust und versuchte, ihn fortzuschieben. Dabei spürte sie seinen Herzschlag unter ihren Fingern, der sich stark beschleunigt hatte. Die Entdeckung erfüllte sie mit Genugtuung. Duncan war nicht so kalt und überlegen, wie er sich den Anschein gab. Der Kuss erregte ihn ebenso wie sie.
Unwillkürlich gab sie dem Druck seiner Lippen nach und schmiegte sich an ihn. Zufrieden stellte sie fest, dass sein Herzschlag einen Moment aussetzte, um dann umso heftiger wieder einzusetzen. Erleichterung durchströmte Jenna. Sie war Duncan nicht so hilflos ausgeliefert, wie sie geglaubt hatte. Im Gegenteil, sie hatte Macht über ihn.
Schließlich
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