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Hochzeit in Glenrae

Hochzeit in Glenrae

Titel: Hochzeit in Glenrae Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Kemp
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ließ sich nicht beirren. Sie trug das Tablett zum Bett und blickte Jenna mit ihren großen blauen Augen teilnahmsvoll an. “Wie fühlen Sie sich heute Morgen?”
    “Bestens.” Jenna warf Duncan einen warnenden Blick zu.
    Er hatte die Hände in die Taschen seiner Reithose geschoben und wirkte völlig gelassen. Sie musste sich erneut widerstrebend eingestehen, dass er ein blendend aussehender Mann war. “Und was tun Sie hier?” Annie sah ihn streng an. Duncan zuckte mit den Schultern.
    “Ich habe Miss Wilde meine Hilfe angeboten. Aber der Empfang, der mir zuteilwurde, war nicht gerade überwältigend.” Sein Blick wanderte zu Jennas offenem Halsausschnitt. Sie zupfte hastig das Nachthemd darüber und spürte, wie ihre Wangen heiß wurden.
    “Wenn Sie mir meinen Koffer bringen, könnte ich mir etwas von meinen eigenen Sachen anziehen”, sagte sie steif.
    Duncan maß sie kühl. “Ihr Gepäck ist noch in Ihrem Wagen. Gestern Abend war ich am Unfallort zu sehr mit Ihrer Schwester und Ihnen beschäftigt, um es umzuladen. Wenn ich später Zeit habe, hole ich es.”
    “Sie sind zu freundlich”, spöttelte sie.
    “Oh ja, das kann ich sein.” Duncan zog eine Braue hoch. “Aber nur, wenn es sich lohnt.”
    “Was bei mir kaum der Fall sein dürfte”, zischte Jenna, der sofort klar war, dass er sie bewusst herausgefordert hatte. “Ich hasse Sie!”
    “Da sind Sie nicht das erste Mitglied Ihrer Familie”, erwiderte er gleichmütig. “Ich werde versuchen, darüber hinwegzukommen. Annie?”
    “Ja?”
    “Unser Gast ist Louise Andersons Nichte”, erklärte er der Haushälterin mit ausdrucksloser Stimme. “Miss Wilde bleibt bei uns, bis es ihr besser geht. Kümmern Sie sich bitte um sie.”
    Annie sah ihn fassungslos an und schüttelte den Kopf, als traute sie ihren Ohren nicht.
    Die Reaktion schien Duncan zufriedenzustellen. Er ging zur Tür, dort drehte er sich noch einmal kurz zu Jenna um. “Wenn Sie tatsächlich bald fortwollen, müssen Sie wirklich tüchtig essen, damit Sie rasch wieder zu Kräften kommen.”
    Mit der Betonung des Wortes “tatsächlich” wollte er sie daran erinnern, wie sie auf seinen Kuss reagiert hatte, dessen war sie sicher. Sie würdigte ihn keiner Antwort.
    “Was hat er eigentlich, Annie?”, fragte sie die Haushälterin, nachdem Duncan den Raum verlassen hatte. “Warum hasst er die Andersons so?”
    Die Frau zuckte mit den Schultern. “Es steht mir nicht zu, darüber zu sprechen.” Sie half Jenna beim Aufsitzen und schüttelte ihr das Kissen zurecht, sodass sie sich daran lehnen konnte. “Wie Master Duncan schon sagte, Sie müssen essen.”
    “Ich möchte so schnell wie möglich zu meiner Tante.” Jenna presste kurz die Lippen zusammen, bevor sie fortfuhr. “Wenn ich erst mal dort bin, will ich Duncan Fergusson nie wiedersehen.”
    Annie lächelte seltsam. “Glenrae ist ein Dorf, meine Liebe. Hier kann niemand verhindern, dass er seinen Nachbarn früher oder später über den Weg läuft.”

3. KAPITEL
    Jenna saß in einem Sessel am Fenster und genoss den atemberaubenden Blick, der sich ihr bot. Unter ihr breiteten sich Gartenanlagen aus, die so weitläufig waren, dass sie wie ein Park anmuteten. Von ihrem Platz aus konnte Jenna feststellen, dass das Haus auf einer Anhöhe stand. Hinter dem Garten zog sich das Land bis ins Tal hinunter, durch das sich ein silbrig schimmernder Fluss schlängelte, der in der Ferne zwischen zwei steilen Felswänden verschwand.
    Am Abend war ihr die schottische Landschaft öde und trostlos erschienen, doch heute, im hellen Sonnenlicht, vermochte Jenna sich ihrem eigenartigen Zauber nicht zu entziehen.
    Jetzt verstand sie auch, warum die Schotten so stolz auf ihre Heimat waren. In bläulichen Dunst gehüllte Berge bildeten einen malerischen Hintergrund für das wildromantische, mit üppigem Grün überzogene Tal und schienen die Geheimnisse einer turbulenten Vergangenheit zu hüten.
    Seit Duncans Besuch an ihrem Bett hatte Jenna ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen. Obwohl er darauf bestanden hatte, dass sie blieb, hatte er sich nicht die Mühe gemacht, sich von ihren Genesungsfortschritten zu überzeugen. Er setzte einfach voraus, dass sie sich seiner Anordnung beugte. Ihr blieb leider auch nichts anderes übrig, weil sie immer noch zu schwach und somit zur Untätigkeit verdammt war.
    Die Schwäche hatte Jenna jedoch nicht davon abhalten können, ins gegenüberliegende Zimmer zu gehen, wo Suzie untergebracht war. Der Anblick der kleinen

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