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Hochzeit in Glenrae

Hochzeit in Glenrae

Titel: Hochzeit in Glenrae Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Kemp
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ausmachen. Wenn Dr. McRae es für angebracht hält, nach uns zu sehen, kann er morgen in die Reitschule kommen.” Sie stand auf. “Ich hoffe, du fährst uns hin, sobald Suzie gefrühstückt hat.”
    “Tut mir leid, das geht nicht”, entgegnete Duncan. “Ich habe mich um eine wichtige geschäftliche Angelegenheit zu kümmern, die voraussichtlich den ganzen Tag beanspruchen wird.”
    “Jetzt wird’s mir langsam zu dumm!”, explodierte Jenna. “Wäre mein Wagen repariert, würde ich selbst fahren und brauchte dich nicht zu bemühen.”
    “Aber er ist nun mal nicht repariert”, gab Duncan gelassen zurück. “Er steht im Dorf in der Werkstatt, und es wird eine Woche dauern, bis er wieder fahrbereit ist.”
    Eigentlich hätte sie ihm dankbar sein müssen, dass er überhaupt etwas in die Wege geleitet hatte, aber irgendwie gelang es ihr nicht, ihre Lage aus diesem Blickwinkel zu betrachten.
    “So sei doch vernünftig”, fuhr Duncan fort. “Dir fällt sicher kein Stein aus der Krone, wenn du noch einen Tag wartest. Suzie ist vorhin aufgestanden und strolcht bei den Ställen herum. Sie genießt den Aufenthalt hier. Warum tust du das nicht auch, Jenna?”
    Es ärgerte sie, dass er wie zu einem aufsässigen Kind zu ihr sprach, sie sah jedoch ein, dass ihr fürs Erste nichts anderes übrig blieb, als nachzugeben. “Na schön”, murmelte sie, “warte ich eben.”
    Er nickte zufrieden. “Wenn dir nach einem Spaziergang ist, solltest du auch nicht weiter als bis zu den Ställen wandern. Der Weg zum unteren Obstgarten ist sehr holprig, und hinter der Steinmauer fällt das Gelände steil ab.”
    “Wie umsichtig von dir, mich darauf hinzuweisen”, entgegnete sie säuerlich. Sie wusste genau, dass er ihr damit sagen wollte, wie weit er ihr zu gehen gestattete.
    “Ja, nicht wahr?”
    “Spar dir deine Ironie!”
    Darauf ging er nicht ein. “Hätte ich heute Zeit, würde ich dir die Ställe zeigen. Ich bin stolz auf meine Pferde. Kannst du übrigens reiten?”
    “Natürlich. Sonst wäre ich in einer Reitschule ziemlich fehl am Platz.”
    “Natürlich.”
    Nun wurde Jenna zynisch. “Keine Sorge, zu Pferde werde ich nicht fliehen. Suzie ist noch Anfängerin, und ich würde es nicht riskieren, sie einem fremden Pferd anzuvertrauen.”
    “Fliehen?” Duncan runzelte die Stirn. “Fühlst du dich hier als Gefangene?”
    Jenna presste die Lippen zusammen, sagte dann steif: “Also irgendwie vermag ich mich des Gefühls nicht zu erwehren, dass ich hier nicht wegkomme.”
    “Das tut mir leid.” Er lächelte spöttisch. “Ich hatte keine Ahnung, dass du dich so nach deiner Tante sehnst. Oder gilt die Sehnsucht eher deinem Vetter?”
    “Wem auch immer … das geht dich nichts an!”
    “Da magst du recht haben”, gestand er ihr zu. “Wenn du es wirklich nicht erwarten kannst, von hier fortzukommen, werde ich dich nicht festbinden. Wie gesagt, heute bin ich beschäftigt, deswegen solltest du dich noch einen Tag gedulden. Ich fahre euch morgen hinüber, das verspreche ich dir. Okay?”
    Sie überlegte. Unter normalen Umständen wäre sie Duncan dankbar gewesen, dass er sie gerettet, ihren Wagen in die Werkstatt gebracht und sie in seinem schönen Haus gastlich aufgenommen hatte. Aber die Situation war nun mal nicht normal, und Duncan war trotz allem ihr … Feind?
    “So, wie die Dinge stehen, bleibt mir wohl wirklich keine andere Wahl”, antwortete sie schließlich.
    “Eine heldenhafte Entscheidung”, bemerkte er belustigt.
    Jenna schwieg. “Sehe ich dich heute zum Abendessen?”, fragte Duncan unvermittelt. “Du brauchst keine Angst zu haben, ich könnte versuchen, dich zu betäuben und gegen deinen Willen länger als nötig hier festzuhalten.”
    “Davor habe ich bei Gott keine Angst. So etwas würdest selbst du nicht tun.”
    “Es freut mich, dass es doch noch Dinge gibt, die du mir nicht zutraust.”
    Mit einem Mal lächelte er jungenhaft, und wie bereits am Tag zuvor musste sie sich eingestehen, dass er plötzlich viel jünger und anziehender wirkte. Rasch unterdrückte sie ihre aufkommende Sympathie. Vergiss nicht, dass du dich vor diesem Mann in Acht nehmen musst, ermahnte sie sich.
    Duncan ging zur Tür, drehte sich dort um. “Werde ich dich also zum Abendessen sehen … oder wirst du wieder Kopfschmerzen haben?”
    Er scheint zu glauben, ich hätte Angst, mit ihm zusammen zu sein, dachte Jenna und beschloss, ihm das Gegenteil zu beweisen und bei Tisch zu erscheinen. Sie warf stolz den Kopf zurück.

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