Hochzeit in Glenrae
Sie hatte sich wieder unter Kontrolle. “Hast du ihn schon einmal gefragt, was zwischen ihm und deiner Schwester war?”
Er schüttelte nur benommen den Kopf.
“Wie kann Stuart dann gelogen haben, wenn er kein Wort gesagt hat?”, gab Jenna zu bedenken.
“Das brauchte er gar nicht”, sagte Duncan verbittert. “Ich wusste, was er Sharon bedeutete. Seine Wirkung auf manche Frauen ist erstaunlich.” Er lächelte zynisch. “Und natürlich war es auch ein Kinderspiel für ihn, dich auf seine Seite zu ziehen.”
“Im Gegensatz zu dir interessiert mich nur die Wahrheit”, widersprach sie sachlich.
“Bist du dir da sicher?”, benutzte er ihre eigenen Worte. “Anderson sieht gut aus, das muss man ihm lassen. Aber ich hielt dich für klug genug, hinter der Fassade den wahren Charakter erkennen zu können.”
“So wie du?” Sarkastisch lachte sie auf. “Das sagt ausgerechnet der Mann, der einen Rachefeldzug gegen einen anderen führt, ohne diesem Gelegenheit gegeben zu haben, sich zu verteidigen? Der in seine Rache auch unschuldige Verwandte einbezieht, ganz gleich, wie jung sie sind?” Bei dem Gedanken, dass ihre Schwester zu Duncan geritten war, packte Jenna erneut der Zorn.
“Das ist nicht wahr.”
Er hielt ihre Arme noch immer fest, und sie versuchte, sich zu befreien, doch es gelang ihr nicht.
“Nein? Warum hast du Suzie dann unter dem Vorwand hergelockt, ihr etwas zeigen zu wollen?”
“Ich habe sie nicht hergelockt”, verteidigte er sich. “Ich wollte ihr wirklich etwas Besonderes zeigen, aber das weiß sie nicht von mir. Möglicherweise hat Alex etwas erwähnt.”
“Auf deine Anweisung?”, höhnte sie.
“Eine Antwort auf diese Frage erübrigt sich.”
“Und was ist dieses ‘Besondere’?”
Duncan ließ sie los und blickte über ihre Schulter.
Jenna drehte sich um und entdeckte Suzie an der Stalltür.
“Jenna!”, rief die Kleine. “Komm her! Das musst du dir einfach ansehen! Duncan hat ein neues schwarzes Pferd. Es ist super.”
Schuldbewusst fragte Jenna sich, ob das Kind die Auseinandersetzung mit angehört hatte.
Duncan trat einen Schritt zurück. Auch er schien zu vermuten, dass Suzie Zeugin der Szene geworden war.
“Aber Liebes”, antwortete Jenna mit brüchiger Stimme. “Wolltest du das Fest nicht mitfeiern?” Wie gerufen, begannen Gäste, sich auf dem oberen Feld zu versammeln. “Ich glaube, sie fangen an.”
“Ja … schon. Könnten wir nicht trotzdem noch ein kleines bisschen hierbleiben? Du musst dir ‘Midnight Satin’ unbedingt anschauen.” Suzie lächelte stolz. “Duncan hat gesagt, ich dürfte dem Rappen einen Namen geben, und da habe ich mir den ausgedacht. Midnight Satin ist einmalig. Du wirst begeistert sein.”
Jenna blickte Duncan an, der sie nicht aus den Augen gelassen hatte.
Als sie nach einigen Augenblicken immer noch unentschlossen dastand, nahm er ihren Arm.
“Natürlich hat Jenna ein paar Minuten Zeit, ihn sich anzusehen.”
“Super!” Die Kleine führte die beiden Erwachsenen glückselig zu der Box, in der der Jährling unruhig mit den Hufen scharrte. “Da! Ist er nicht das schönste Pferd der Welt?”
Der Stolz in Suzies Stimme rührte Jenna. Sie konnte nicht abstreiten, dass Midnight Satin ein außergewöhnliches Tier war.
“Er ist wunderschön.”
Suzie berichtete strahlend: “Duncan hat versprochen, mir beizubringen, wie ich ihn reiten muss. Und Duncan hat auch gesagt, ich könnte jederzeit herkommen, um ihn zu striegeln und mich um ihn zu kümmern …”
“Duncan hat offenbar eine Menge gesagt.” Jenna wurde bewusst, dass ihre Verbitterung durchklang, und sie fuhr sanfter fort: “Aber er scheint vergessen zu haben, dass wir bald wieder fortmüssen.”
“Warum müssen wir fort?”, fragte Suzie aufsässig. “Mir gefällt es hier viel besser als zu Hause.”
Duncan blickte Jenna bedeutungsvoll an.
Sie hatte Mühe, ihre Gereiztheit zu verbergen. Er schaffte es, sie allein durch einen Blick unter Druck zu setzen.
“Wir haben aber nun mal ein eigenes Zuhause, Suzie”, gab sie zu bedenken. “Ich muss die Miete bezahlen, und ohne einen Job geht das nun mal nicht. Also muss ich zurückkehren und mir einen neuen suchen.”
“Du hast deine Stellung verloren?”, warf Duncan nun ein.
“Ja”, bestätigte Jenna. “Die Regierung hat der Schule, an der ich unterrichtet habe, die Mittel gekürzt, und da ich als Letzte eingestellt worden war, war ich es, die die bittere Pille schlucken musste.”
Er trat so nah zu
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