Hochzeit in Glenrae
ihr, dass sein Mund ihr Ohr fast berührte. Sein warmer Atem schickte erregende Schauer über ihre Haut, und Jenna wollte zurückweichen, aber Duncan legte ihr den Arm um die Schultern.
“Wenn du mich heiraten würdest, wären alle deine Probleme gelöst.”
Sie war froh, dass Suzie mit dem Pferd beschäftigt war und das Flüstern offenbar nicht gehört hatte.
“Meine Antwort wäre auch dann Nein, wenn meine Probleme zehnmal so groß wären”, zischte Jenna Duncan zu.
Er blickte zu Suzie, die das Pferd verzückt streichelte, dann zog er Jenna ein Stück mit sich fort.
“Sei vernünftig, Jenna”, bat er. “Lass uns wenigstens darüber reden.”
“Da gibt es nichts zu reden.” Es fiel ihr schwer, leise zu sprechen. “In deinem Hass auf uns alle bist du sogar fähig, Suzie wehzutun. Warum versprichst du ihr sonst etwas, das unmöglich ist?”
“Es ist möglich, Jenna, und das weißt du auch.” Behutsam ergriff er ihre Hände. “Wenn du mich heiratest …”
Sie ließ sich nicht anmerken, wie unglücklich sie war. “Ich heirate keinen Mann, den ich nicht liebe.”
Seine Haltung wurde starr, er ließ ihre Hände jedoch nicht los. “Du magst mich nicht lieben, aber fest steht zumindest, dass du mich begehrst.”
Jenna warf stolz den Kopf zurück. “Von mir aus kannst du glauben, was du willst.”
“Soll ich es dir beweisen?”, fragte er und zog sie an sich.
Sie wusste, dass er vorhatte, sie zu küssen, und obwohl sie sich nichts sehnlicher wünschte, sagte ihr die Vernunft, dass das verhindert werden musste. “Vor Suzie?”, fragte Jenna ironisch. “Eine weitere Szene dürfte den Schaden, den die erste angerichtet hat, noch größer machen.”
Betroffen blickte er zu Suzie, die sich zum Glück immer noch dem Pferd widmete, und gab Jenna frei.
“Ein andermal”, sagte er leise, aber bestimmt. “Dann werden wir sehen, ob ich recht habe.”
Jenna würdigte ihn keiner Antwort und kehrte zu Suzie zurück.
“Komm, Liebes, wir sollten jetzt zu dem Fest gehen.”
Suzie warf Midnight Satin einen letzten sehnsüchtigen Blick zu, dann folgte sie ihrer Schwester.
9. KAPITEL
Jenna zog ihre Wolljacke fester um sich. Ein kalter Wind war aufgekommen, der die Kleidung durchdrang. Am Horizont ballten sich dunkle Wolken zusammen, die das Heraufziehen eines Gewitters ankündigten. Jenna hätte jetzt umkehren müssen, aber sie fühlte sich niedergeschlagen, und der Gedanke, sich vor den anderen unbeschwert geben zu müssen, hielt sie davon ab.
Da Sonntag war, konnte sie sich auch nicht durch Arbeit in der Reitschule ablenken. Sie war Louise bei den Vorbereitungen für das Mittagessen zur Hand gegangen, doch als Stuart sich später erbot, beim Geschirrspülen zu helfen, hatten seine Scherze Jenna genervt. Sie hatte sich dann – Kopfschmerzen vorschützend – zurückgezogen und unbemerkt das Haus verlassen.
Während sie allein auf der verlassenen Landstraße dahinschlenderte, wanderten ihre Gedanken wie unter einem Zwang wieder einmal zu Duncan und den Geschehnissen des Vortages. Gegen ihren Willen fühlte sie sich unwiderstehlich zu ihm hingezogen. Die einzige Möglichkeit, sich aus seinem Bannkreis zu befreien, wäre gewesen, Glenrae zu verlassen. Doch das war leichter gesagt als getan. Suzie hätte einfach nicht begriffen, warum Jenna fortwollte. Für das Kind hätte es so ausgesehen, als wolle sie seine aufkeimende Freundschaft mit Duncan und dem jungen schwarzen Pferd bewusst unterbinden. Die Situation wurde immer verfahrener.
Um Jenna herum war es ständig dunkler geworden. Als sie zum Himmel aufblickte, traf ein Regentropfen ihr Gesicht. Die Wolken, die ihr noch vor wenigen Minuten so weit entfernt erschienen waren, befanden sich jetzt direkt über ihr. Wenn sie nicht bis auf die Haut durchnässt werden wollte, musste sie schleunigst irgendwo Schutz suchen.
Zu ihrer Rechten zweigte ein Feldweg zu einem Wäldchen ab, in dem eine alte Hütte stand, wie Jenna wusste. Sie würde die Bewohner bitten, sich bei ihnen unterstellen zu dürfen, bis das Unwetter vorüber war.
Schützend zog sie sich die Jacke über Kopf und Schultern und begann zu rennen, als der Regen immer heftiger fiel. Der Pfad war furchig, und die Fenster der Hütte wirkten nackt und wenig einladend. Wenig später stellte Jenna fest, dass das Haus unbewohnt war.
Die Tür war zum Glück unverschlossen. Jenna stieß sie zögernd auf und trat ein. Sie stand in einem kleinen möblierten Wohnzimmer, in dessen Kamin die halb
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