Hochzeit in Glenrae
loszulassen. Du solltest sie nicht so ernst nehmen.”
Doch Jenna nahm sie ernst.
In der kurzen Zeit hatte sie sich nicht nur einen, sondern gleich zwei Feinde geschaffen.
8. KAPITEL
In den nächsten Tagen versuchte Jenna, nicht an Duncan zu denken. Sie wollte sich entspannen und den Aufenthalt in Glenrae genießen. Das war allerdings nicht so leicht, wie sie gehofft hatte.
Eine Freundschaft zwischen ihr und Duncan war unmöglich. Dafür war die Spannung zwischen ihnen zu groß. Deshalb hielt sie sich besser von ihm fern. Doch das Sprichwort “Aus den Augen, aus dem Sinn” erwies sich als unzuverlässig, denn ihre Gefühle für ihn änderten sich nicht.
Eigentlich ist es nicht verwunderlich, dass Duncan eine so starke Wirkung auf mich hat, er ist so ganz anders als die Männer, die mir bisher begegnet sind, dachte Jenna und hoffte, dass die Erinnerung an ihn verblassen würde, wenn sie erst einmal wieder zu Hause war.
Der Gedanke an die Heimkehr stimmte sie traurig. Das Leben in Glenrae, das sich so krass von ihrem bisherigen unterschied, gefiel ihr. Und Suzie war richtig aufgeblüht. Sie wirkte gesünder und glücklicher, als Jenna sie seit dem Tod der Eltern je erlebt hatte.
Mit rosigen Wangen und funkelnden Augen kam das Kind zum Tee hereingestürmt. “Am Samstag wird in Duncans Haus ein Fest gefeiert!”, verkündete es begeistert. “Gehen wir hin?”
Jenna unterdrückte einen Seufzer. Sie hätte darauf gefasst sein müssen, dass Suzie davon erfuhr.
“Ich glaube nicht, Liebes. Am Samstag habe ich viel zu tun.”
Suzie machte ein enttäuschtes Gesicht. “Du hast neuerdings immer viel zu tun. Nie haben wir mal richtig Spaß miteinander.”
Betroffen dachte Jenna an Duncans Bemerkung bei der Begegnung im Dorf. “Aber Suzie!” Sie nahm ihre Schwester liebevoll in die Arme. “Ich dachte, du hättest hier in der Reitschule jede Menge Spaß.”
“Das habe ich auch”, gab das Mädchen zu. “Aber du unternimmst nichts mehr mit mir wie früher.”
Das stimmte. Seit sie in der Reitschule arbeitete, hatten sie kein einziges Mal etwas gemeinsam unternommen.
“Tut mir leid, Suzie”, sagte Jenna zerknirscht, “ich habe am Samstag wirklich viel zu tun, aber wir holen das nach, das verspreche ich dir.”
Suzie wandte sich stumm ab, aber Jenna war das verräterische Glitzern in ihren Augen nicht entgangen.
“Wie wär’s mit Sonntag?”, schlug sie spontan vor. “Stuart hat sich bereit erklärt, mit uns zum See zu fahren und uns die Vogelkolonien zu zeigen. Das könnten wir Sonntag tun.”
Langsam drehte Suzie sich um und blickte ihre Schwester nachdenklich an. “Wenn du am Sonntag Zeit hast, könntest du die Arbeit doch auf Sonntag verschieben und mit mir am Samstag das Fest besuchen.”
Jenna war einen Moment sprachlos. Dieser Logik konnte sie nichts entgegensetzen. Nun blieb ihr wohl doch nichts anderes übrig, als mit ihrer Schwester das Fest zu besuchen. Vielleicht war es trotz allem möglich, Duncan aus dem Weg zu gehen.
“Also gut, Schlaukopf. Du hast gewonnen.”
“Super!” Mit einem Jubelschrei umarmte Suzie ihre große Schwester.
Der Samstag kam, aber er schien unter einem ungünstigen Stern zu stehen.
“So ein Mist!” Jenna ließ sich auf die Holzbank am Küchentisch sinken. “Ausgerechnet heute springt mein Wagen nicht an, und Stuart ist mit dem Land Rover den ganzen Tag unterwegs.”
“Nur keine Aufregung, meine Liebe. Ich koche erst mal Tee.” Sorgfältig stöpselte Louise den Kessel ein, dann klopfte sie Jenna beruhigend auf die Schulter. “Was gibt’s denn so Wichtiges?”
“Heute findet doch das Fest statt, und ich habe Suzie versprochen, mit ihr hinzugehen.”
“Ach ja, das Fest.” Louise seufzte. “Es war immer sehr schön, ehe …”
“Genau”, warf Jenna ein. “Ehe … Aber damit ist es vorbei … für die Andersons und auch die Wildes.”
Ihre Tante warf ihr einen gequälten Blick zu. “Du kennst die alte Geschichte also?”
“Einen Teil davon”, antwortete Jenna. “Ich möchte sie endlich ganz hören. Vielleicht verstehe ich dann, warum Duncan und Stuart verfeindet sind.” Sie hatte Louise schon einige Male fragen wollen, aber das hätte so ausgesehen, als spionierte sie hinter Stuarts Rücken herum. Doch jetzt hatte ihre Tante das Thema von sich aus angeschnitten.
“Die ganze Geschichte kenne ich auch nicht”, gestand die. “Stuart weigert sich, darüber zu sprechen. Nicht einmal mich mochte er ins Vertrauen ziehen. Er sagt, das sei
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