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Hochzeit in Hardingsholm

Hochzeit in Hardingsholm

Titel: Hochzeit in Hardingsholm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindstroem
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einfach hinwegsetzte. Oder war das einfach ein gutes Zeichen, denn eigentlich konnte es ja nur bedeuten, dass Eriks Unschuld schon bewiesen war.
    Kurz darauf verschwand die Baustelle aus ihrem Blickfeld. Nun war es nicht mehr weit bis Stockholm. Sie freute sich auf die Stadt, ihre gemeinsame Wohnung mit Torsten würde sie allerdings meiden. Sie hatte keine Ahnung, ob er zu Hause war. Er hatte seinen Flugplan wegen ihr geändert, vielleicht hatte er ihn jetzt erneut geändert, um nicht allein zu Hause sein zu müssen.
    Die Stadt erschien ihr lauter und hektischer, als sie sie in Erinnerung hatte.
    Mit dem Taxi ließ sie sich zu dem Kunden fahren, der bereits auf die Kuriersendung wartete. Danach schlenderte sie ein bisschen durch die Straßen, kaufte sich ein Eis und genoss die sommerlich gelöste Stimmung.

– 56 –
    S ie hatten sich zufällig in Norrtälje getroffen. Linn hatte das dringende Bedürfnis gespürt, von Hardingsholm zu fliehen. Die Salmonellenvergiftung hatte sie inzwischen vollständig überwunden, aber alles andere, was sie quälte, wurde nur schlimmer. Mit jedem Tag, jeder Stunde …
    … mit jedem Mal, wenn sie Lars sah und daran erinnert wurde, dass ihr Leben eine ganz andere Richtung nahm, als sie es sich einmal gewünscht hatte. Sie war nach wie vor fest entschlossen, Erik zu heiraten – und wusste jetzt, dass es falsch war.
    Als Lars nun plötzlich vor ihr auftauchte, schlug ihr Herz wieder so heftig, wie es bei seinem Anblick niemals hätte schlagen dürfen. Aber sie konnte nichts dagegen tun.
    »Hej. Was machst du denn hier?«, fragte sie und mühte sich, ihre Stimme ganz normal klingen zu lassen.
    »Ich war bei der Polizei, um mich nach dem Stand der Ermittlungen zu erkundigen«, sagte er. Sein Blick ließ sie nicht los.
    »Es ist ein Albtraum«, sagte Linn und ging langsam weiter, Lars blieb dicht an ihrer Seite.
    »Es wird Erik das Herz brechen, wenn er seine Unschuld nicht beweisen kann«, sagte Linn. »Ich wünschte, ich könnte ihm irgendwie helfen.«
    Ich wünschte, ich könnte ihn so lieben, wie er es verdient, fügte sie in Gedanken hinzu. Würde ich Erik lieben, wüsste ich auch, wie ich ihm helfen könnte.
    »Es wird ihm schon helfen, dass du für ihn da bist«, sagte Lars. Seine Stimme klang tonlos.
    Sie gingen nebeneinanderher, schweigend, und als ihre Hände sich zufällig berührten, war es, als würde ein Stromschlag von ihm zu ihr fahren. Sie zog ihre Hand schnell zurück, blieb stehen. Auch er blieb stehen, wandte sich ihr zu.
    »Ich dachte …«, sagte Linn.
    »Ich wünschte …«, sagte Lars gleichzeitig.
    Sie waren einander plötzlich so nahe. Sein Gesicht näherte sich dem ihren, seine Hand strich sanft über ihre Wange.
    Linn schloss die Augen, als seine Lippen sanft über ihre Lippen streichelten, als sie seinen Atem spürte, das Glück früherer Tage schmeckte.
    Nein!
    Das hier, das ging nicht, das durfte nicht sein. Sie löste sich von ihm, trat einen Schritt zurück.
    »Nein, Lars!«, sagte sie sehr bestimmt. »Das mit uns ist vorbei. Für immer!«
    Er nickte, wirkte so niedergeschlagen, wie sie sich fühlte.
    Eigentlich war alles gesagt, und doch konnte sie ihn nicht einfach stehen lassen. »Ich war so unglücklich, als du einfach verschwunden bist«, sagte sie leise. »Ich habe ziemlich lange gebraucht, um mich davon zu erholen.«
    »Du ahnst nicht, wie sehr ich das bereue«, sagte er bedrückt. »Ich konnte damals einfach nicht anders. Es war alles so viel, nach dem Tod meiner Eltern. Und dann wir beide …« Er brach ab, schien nicht zu wissen, wie er es ihr erklären sollte.
    »Ich bin in Panik geraten«, setzte er erneut an. »Ich wollte mich nicht binden, ich wollte frei sein, offen für die Welt da draußen.«
    »Und meine Welt brach damit völlig zusammen.« Linn kämpfte vergeblich gegen die Tränen an. Sie spürte, wie sie sich aus ihren Augenwinkeln lösten, über ihre Wangen liefen.
    »Erik war einfach da«, sagte sie. »Er hat mich aufgefangen, und ich war für ihn da, um ihm in seinem Schmerz um den Tod eurer Eltern beizustehen. Was immer auch zwischen uns war …« Sie brach ab, schluckte schwer. »Was immer noch zwischen uns ist«, flüsterte sie, »ich kann das nicht. Ich kann Erik das nicht antun. Er hat schon genug Probleme.«
    Sie wandte sich ab und lief davon. Weil sie nicht länger den Schmerz in seinen Augen ertragen konnte, der ihren eigenen Schmerz widerspiegelte. Weil sie Angst hatte, nicht länger stark sein zu können und ihren eigenen

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