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Hochzeit in St. George (German Edition)

Hochzeit in St. George (German Edition)

Titel: Hochzeit in St. George (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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sich ihre zukünftige Schwägerin vom Leibe zu halten.
    »Natürlich kannst du mitfahren«, sagte sie daher. »Aber bitte beeile dich, der Wagen wird in Kürze vorgefahren.«
    Als sie schließlich kaum eine halbe Stunde später vor dem eleganten georgianischen Stadtpalais des Earl of Christlemaine den Türklopfer betätigten, erwies sich Hettys Begleitung für Catharine von entscheidendem Vorteil. Hätte der in Ehren ergraute Butler vielleicht gezögert, eine tief verschleierte, schwarz gekleidete Dame ohne Begleitung bei seiner Herrin anzumelden, so wirkte der Name Willowby ein wahres Wunder. Der Diener erkannte umgehend, daß es sich bei Hetty um die Cousine seines Herrn handeln mußte. Er öffnete bereitwillig die Tür und sagte, Mylady sei zu Hause und er wäre sicher, sie würde die beiden Besucherinnen gerne empfangen. Während Catharine und Hetty ihre Garderobe einem Lakaien übergaben, verschwand der Butler hinter einer der hohen Flügeltüren. Catharine blickte sich um. Sie hatte selten so ein prachtvolles und gleichzeitig so geschmackvoll eingerichtetes Haus gesehen. Die Wände der Halle waren mit chinesischen Mustern tapeziert, die der Prinzregent in Mode gebrachthatte. Die Decke war im Farbton dazu passend in zartem Lichtgrün gestrichen. Ein Kristallüster von enormen Ausmaßen hing in der Mitte über dem sternförmig angeordneten Parkettboden.
    Es dauerte nicht lange, und der Butler erschien wieder, um die beiden Damen zu bitten, ihm zu folgen. »Madame de la Falaise, Miss Willowby, Mylady«, kündigte er sie an.
    Die Hausherrin, eine zierliche, dunkelhaarige Dame in Catharines Alter, nach der neuesten Mode in ein azurblaues Nachmittagskleid gehüllt, blickte den beiden Besucherinnen interessiert entgegen. Am Arm hielt sie einen dunkelblonden Knaben von ungefähr anderthalb Jahren, der ihnen mit großen Augen neugierig entgegensah. Die Rassel, die er in seiner kleinen Hand hielt, steckte er dabei genüßlich in den Mund. Nun hatte die Hausherrin eine der Besucherinnen erkannt. »Hetty!« rief sie aus, »du bist es wirklich! Natürlich, ich habe dich sofort erkannt. Du hast dich kaum verändert, seit ich dich das letzte Mal sah.«
    »Aber Sophia!« rief die so Angesprochene empört, »damals war ich dreizehn. Natürlich habe ich mich verändert. Ich bin eine junge Dame geworden!«
    »Aber sicher bist du das, meine Liebe«, bestätigte die Gastgeberin mit einem vergnügten Blinzeln, »und eine sehr attraktive dazu. Was ich meinte, war, daß sich deine Gesichtszüge kaum verändert haben. Weißt du, ich habe deine Schwägerin Henrietta einmal mit dir verwechselt. Damals war ich verwundert, wie wenig sie dem Mädchen glich, das ich in Erinnerung hatte.« Sie wandte sich an Catharine: »Oh, entschuldigen Sie, Madam. Ich habe vor lauter Freude, die Cousine meines Mannes wiederzusehen, beinahe meine Manieren vergessen. Ich freue mich, Sie in meinem Haus begrüßen zu dürfen.« Sie reichte Catharine die Hand und blickte ihr dabei erstmals voll ins Gesicht. »Aber, aber… aber das ist doch nicht die Möglichkeit!« rief sie verblüfft. »Verzeihen Sie, Madam, wenn ich mich irre, aber, aber das ist doch, bist du es wirklich, Catharine…?«
    Als Catharine nickte, fiel ihr Sophia vor Freude um den Hals. »Catharine, wie schön, dich wiederzusehen!« rief sie aus. »Ich war ganz verzweifelt, als du auf einmal verschwunden warst. Deine Schwägerin sagte, du seist in Frankreich und hättest den Onkel des hübschen Roger geheiratet. Bist du auf Besuch in London?«
    Der kleine Junge, den seine Mutter auf den Boden gestellt hatte, bevorsie ihre Freundin umarmte, fing zu weinen an. Er stand noch etwas wackelig auf seinen Beinen und hielt sich krampfhaft an der Sitzfläche eines Stuhls fest. Sein Mund war in kindlicher Verzweiflung verzogen. Aus seinen dunklen Augen rannen die Tränen in Strömen. Sofort nahm ihn seine Mutter wieder hoch. »Das ist Max, mein Sohn. Ich habe vergessen, ihn euch vorzustellen. Und nun ist er beleidigt. Weine nicht, Schätzchen, jetzt wissen die beiden, wer du bist.« Sie bückte sich, um die Rassel aufzuheben, die das Kind fallengelassen hatte. Doch nicht einmal dieses heiß geliebte Spielzeug trug dazu bei, den kleinen Mann zu beruhigen. »Wahrscheinlich hat er Hunger«, meinte seine Mutter und zog energisch an der Klingelschnur. »Master Max möchte etwas zu essen«, erklärte sie, als der Butler erschienen war.
    »Ich bringe ihn zu Miss Hedgeboard«, versprach der alte Herr, nahm das

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