Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hochzeit in St. George (German Edition)

Hochzeit in St. George (German Edition)

Titel: Hochzeit in St. George (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
Vom Netzwerk:
zukünftige Schwägerin in die Gesellschaft einzuführen.
    Rosie war eben dabei, Catharines Schrankkoffer auszupacken und die Kleider und Wäsche in einen Schrank zu verstauen, der am Morgen noch nicht im Raum gestanden hatte.
    »Mr. Kermin hat Brian gebeten, ihm zu helfen«, erklärte sie. »Der Schrank hat schon lange auf dem Speicher gestanden. Er ist etwas wackelig, und Mr. Kermin hat seitlich ein paar Nägel eingeschlagen, damit er nicht umfällt. Doch nun glaube ich, daß er hält.«
    Catharine war sofort von ihren Problemen mit Hetty abgelenkt. »Das war eine gute Idee«, rief sie aus. »Ich darf nicht vergessen, mich bei Kermin zu bedanken. Sind meine Kleider sehr verdrückte« Rosie nickte. »Jawohl, Madam«, sagte sie. »Ich werde versuchen, sie zu bügeln.«
    »Ja, tu das«, bat Catharine, während sie den großen Schrank öffnete, um die Kleider von Richards Mutter genauer zu begutachten. Er enthielt wahre Schätze. Zahlreiche Tageskleider in den verschiedensten Farben und Stoffen waren dabei. Die Abendkleider waren allesamt von vollendeter Eleganz. Natürlich waren die Schnitte veraltet, dieRöcke viel zu weit und die Taille viel zu tief angesetzt Doch von geübter Hand geändert, würde diese Garderobe bestimmt auch jetzt noch Aufsehen erregen. Sie wandte sich um: »Kannst du nähen, Rosie?«
    Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Leider nein, Madam«, sagte sie, »hab’ ich nie gelernt. Ich könnt’s lernen, wenn Sie wollen«, machte sie sich eifrig erbötig.
    »Du kannst es gerne lernen, wenn du möchtest«, versprach ihr ihre neue Herrin, der der Eifer nicht entgangen war, »aber was wir jetzt brauchen, ist jemand, der große Erfahrung im Nähen hat.« Sie überlegte. Hetty würde diese Fertigkeit nicht besitzen. Sie selbst besaß sie auch nicht. Aber Mrs. Blenchem besaß sie. Sie war äußerst geschickt im Umgang mit Nadel und Faden gewesen und zudem ordentlich und flink.
    »Kannst du mir Schreibzeug bringen?« bat sie das Mädchen. Hatte ihr zukünftiger Mann nicht versprochen, sie könne im Haus frei schalten und walten? Kermin und Rosie würden die Arbeit eines Drei-Personen-Haushaltes ohnehin nicht bewältigen. Sie würde Mrs. Blenchem einstellen. Hatte diese nicht gesagt, sie wäre mit einem geringeren Entgelt zufrieden, wenn sie nur aus Esthers Haus fortkäme? Nun, sie würde ihr diese Chance bieten. Und sie würde auch Burley holen. Kermin konnte nicht Butler, Kammerdiener und Koch zugleich sein. Diesen Entschluß gefaßt, setzte sie sich an die Kommode, die ihr als Schreibtisch diente, um an Mrs. Blenchem zu schreiben.
    Es war am frühen Nachmittag, Hetty und Catharine hatten eben erst einen kleinen Lunch beendet, der mangels anderer Sitzgelegenheiten ebenfalls im Frühstückszimmer eingenommen werden mußte, als der Türklopfer betätigt wurde und Kermin Mrs. Blenchem ins Zimmer führte. Die Haushälterin trug ihren besten Mantel aus grauem Wollstoff, ein flacher Hut saß auf ihrem weißen Locken.
    »Ich freue mich so, daß ich zu Ihnen kommen durfte, Mylady«, schniefte sie und wischte sich Tränen der Rührung aus den Augen.
    »Ich habe all meine Habseligkeiten gleich mitgebracht. Und ich habe Ihrer Gnaden nicht gesagt, wohin ich gehe. Sonst hätte sie mich sicher nicht ziehen lassen. Allein weil sie mich Ihnen nicht gönnt, Mylady. Aber so war sie froh, mich los zu sein…« Mrs. Blenchem führteabermals ihr Taschentuch an die Augen und schneuzte sich dann kräftig.
    Hetty und Kermin beobachteten dieses Schauspiel mit deutlicher Verwunderung.
    »Wer soll das sein?« fragte Hetty. »Eine Verwandte von dir?« Der abfällige Ton, mit dem sie diese Bemerkung machte, gefiel Catharine nicht.
    »Das ist Mrs. Blenchem, meine liebe Hetty«, sagte sie in schärferem Ton, als man es sonst von ihr gewohnt war. »Mrs. Blenchem war so freundlich, sich bereit zu erklären, bei uns als Haushälterin zu arbeiten.«
    Von Kermin war ein verächtliches Schnaufen zu hören. »Wir brauchen keine Haushälterin«, sagte er störrisch, während Hettys Gesicht zu strahlen begann.
    »Aber natürlich brauchen wir eine Haushälterin!« rief sie aus. »Jedes respektable Haus hat eine. Und ich lege Wert darauf, daß wir ein respektables Haus sind.« Sie trat auf Mrs. Blenchem zu, um ihr die Hand zu reichen. »Mein Name ist Henrietta Willowby«, stellte sie sich vor. »Ich bin die Schwester des gegenwärtigen Hausherrn. Ich freue mich, daß Sie da sind. Sie dürfen mich Miss Hetty nennen.«
    Die Tränen der neuen

Weitere Kostenlose Bücher