Hochzeit in St. George (German Edition)
Sicherlich war er wütend, als er von Großmutters Entscheidung erfuhr.«
»Ja, dieser Meinung ist Richard Willowby auch«, meldete sich Catharine zu Wort.
»Mein Mann war aber nicht wütend«, widersprach Sophia. »Er ist selbst sehr begütert. Das Erbe seiner Großmutter hätte ihm zusätzliche Lasten und Verpflichtungen aufgebürdet. Für George bedeutete es aber den Beginn einer neuen Existenz. Ihr wißt doch beide, daß er von seinem Vater nichts zu erwarten hatte. Das Erbe seiner Großmutter war für ihn ein wirklicher Segen. Und wie man hört, genießt er es in vollen Zügen.«
»Du meinst, er verschleudert es?« erkundigte sich Catharine.
»Nein, das glaube ich nicht«, antwortete Sophia nachdenklich. »Die Willowbys sind zwar alle nicht gerade verantwortungsbewußt; verzeih Hetty, ich will dich nicht kränken. Dennoch glaube ich, daß es vor allem Hetty, ich meine Georges Frau Hetty, ist, die das Erbe zusammenhalten wird. So klein und unscheinbar sie auch sein mag. Ich glaube, in ihr steckt eine enorme Kraft. Sie wird ihren George schon auf dem rechten Weg halten.«
Catharine lachte: »Und das traust du mir bei seinem Bruder nicht zu?«
Sophia blickte skeptisch. »Heiratet ihr denn aus Liebe?« fragte sie.
»Da ich ihn erst seit gestern kenne, wohl kaum«, antwortete Catharine trocken.
»Aber warum tut ihr es dann?« wollte Sophia wissen.
»Mr. Willowby steckt in Schwierigkeiten, die ich hier nicht erörtern möchte«, erklärte Catharine vage.
»Das dachte ich mir«, entfuhr es Sophia.
»Du brauchst nicht zu glauben, ich heirate ihn nur, um ihm zu helfen. Er hat keinerlei Druck auf mich ausgeübt. Nein, diese Ehe kommt auch mir zugute. Bei meinem Bruder kann ich nicht wohnen. Du weißt, wie wenig ich mich mit meiner Schwägerin verstehe. Also gab es nur die Möglichkeit, meinen Freunden auf der Tasche zu liegen. Ich sehe dir an, daß du mir eben diesen Vorschlag machen wolltest. Danke, Sophia, aber das würde ich nie annehmen. Oder ich hätte mir eine Stelle als Gesellschafterin oder Gouvernante suchen müssen. Und da ist mir eine Ehe bei weitem lieber. Ich werde mich hier in den ersten Kreisen bewegen, Bälle besuchen…«
»Du hast ja recht«, stimmte Sophia zu. »Aber muß es ausgerechnet Willowby sein?«
»Es war kein anderer da«, erklärte Catharine mit vergnügtem Grinsen. Sophia stimmte in dieses Lachen ein. Dann wurde sie wieder ernst: »Glaubst du, daß das gute Voraussetzungen für eine Ehe sind?«
Catharine zuckte die Schultern. »Wir werden sehen. Ich habe keine andere Wahl.«
»Und ich dachte, du heiratest meinen Bruder, damit du mich in die Gesellschaft einführen kannst«, meldete sich Hetty zu Wort.
»Das ist sicherlich auch eine Motivation für eine Ehe«, stimmte Sophia mit spöttischem Lächeln zu. »Du bist wirklich eine typische Willowby, meine Gute. Wie kannst du annehmen, jemand könnte allein aus dem Grund heiraten, um dir einen Gefallen zu erweisen.«
»Natürlich werde ich dich in die Gesellschaft einführen«, beeilte sich Catharine, Hetty zu beruhigen, als sie deren beleidigte Miene wahrgenommen hatte.?
»Und wir werden einen großen Ball geben!« trumpfte Hetty auf.
»In der Mount Street?« fragte Sophia skeptisch. »Habt ihr denn dort die Räumlichkeiten?«
Catharine rollte vielsagend mit den Augen, sagte jedoch nichts.
Sophia verstand sie auch so. »Nein, ich denke, ein Ball in der Mount Street ist nicht das Wahre für dein Debüt. Mein Mann ist immerhin dein Cousin. Ich werde ihn fragen, ob er etwas dagegen hat, den Ball hier stattfinden zu lassen. Na, Hetty was hältst du von diesem Vorschlag?«
Ein Ball im Haus des Earl of Christlemaine? Natürlich war das junge Mädchen begeistert. Und Catharine war es auch. Mit einem Anflug von schlechtem Gewissen dachte sie daran, daß sie diese Last nun ihrer Freundin aufgebürdet hatte.
Doch diese schien das gar nicht als Last zu empfinden.
»Ich liebe es, große Bälle zu arrangieren«, sagte sie. »Als ich noch mit meinem Bruder auf Matthew’s Manor lebte, haben wir so viele schöne Feste gefeiert. Und natürlich auch seitdem ich mit Christlemaine verheiratet bin. Nicht zu vergessen den fulminanten Maskenball, den wir bei Hettys Großmutter auf Rampstade Palace veranstaltet haben. Schade, daß deine Hochzeit kein rauschendes Fest wird, Catharine. Ich hätte es so gerne für dich ausgerichtet. Wo, sagtest du, wird die Trauung stattfinden? Max und ich werden sicher dabeisein.«
VIII.
»Catharine Leonora
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