Hochzeit in St. George (German Edition)
zählt.«
»Natürlich nicht. Catharine und ich lernten ihn auf unserer Reise nach London kennen. Er war in Alfreds Begleitung, und dieser hat uns bekannt gemacht. Wir haben gemeinsam diniert. Es war sehr amüsant, nicht wahr, Catharine?«
»Ihr habt Alfred und Bridge auf eurer Fahrt getroffen? Das nenne ich einen Zufall. Die beiden waren auf dem Weg zu Bridges Vater. Der alte Herr hat wieder einmal gedroht, seinen mißratenen Sohn zu enterben.« Richard lachte hell auf.
»Also ich würde meinen Sohn auch enterben, wenn er so ware wie der Beau«, wandte der Earl of Christlemaine trocken ein.
»Baby Max wird nicht wie Lord Bridgegate«, sagte Sophia bestimmt.
»Beruhige dich, meine Liebe.« Ihr Mann legte seine Hand auf die ihre. »Ich habe noch keinerlei Ähnlichkeiten zwischen den beiden festgestellt.«
Den Vergleich zwischen dem Schönling und dem Baby fanden alle so komisch, daß sie in einmütiges Gelächter ausbrachen.
»Lord Bridgegate hat behauptet, unser Vater würde den seinen überdas Leben Seiner Lordschaft auf dem laufenden halten«, erzählte Hetty. »Glaubst du das auch, Richard?«
»Es sieht ganz danach aus«, bestätigte ihr Bruder. »Es scheint, als habe unser alter Herr eine geheime Informationsquelle in der Stadt. Diese berichtet ihm ständig über mein Leben und über das von Bridge. Und Papa hat nichts Besseres zu tun, als dem alten Herzog über jeden von Beaus Schritten zu berichten.«
»Warum sollte dein Vater so etwas tun? Ist er mit dem Vater von Lord Bridgegate eng befreundet?« wollte Catharine wissen.
»Das glaube ich nicht. Ich nehme an, es gibt niemanden, mit dem Vater wirklich eng befreundet ist. Aber er hat einen Haß auf Bridge. Frag mich bitte nicht, woher dieser rührt, das ist eine alte, lange Geschichte. Tatsache ist, daß mein Vater die ersten fünfzig Jahre seines Daseins ein Lebemann war. Er hat all das Vermögen verspielt, das er von Großvater geerbt hatte. Er hat den Alkohol geliebt und die teuersten Mätressen ausgehalten. Und er hat Mama damit ins Grab gebracht«, fügte er bitter hinzu. Keiner widersprach ihm. Der Lebenswandel seines Vaters schien wirklich zu Myladys frühem Tod beigetragen zu haben. Catharine warf ihm einen mitleidigen Blick zu. Armer Richard. Sie konnte nachfühlen, wie sehr er und seine jüngeren Geschwister unter dem Verlust der Mutter gelitten haben mußten. Ihre eigene war auch viel zu früh gestorben.
»Vor ungefähr vier Jahren hat sich mein Vater schlagartig verwandelt«, fuhr Richard fort. »Er spielt nicht mehr, er trinkt nicht mehr, er lebt zurückgezogen auf Wild Rose Manor. Ich weiß nicht, warum er sich verwandelte, aber ich weiß, daß er sich seitdem als Richter über Sitte und Anstand aufspielt. Gerade er! Das ist doch grotesk.«
»Ich habe Papa seit fünf Jahren nicht mehr gesehen. Damals hat er mich einmal in Brighton besucht. Fährst du oft nach Wild Rose Manor?« wollte seine Schwester wissen.
»Ich war seit Jahren nicht mehr dort. Es sind seine ständigen Briefe mit Ermahnungen, die ihn mir immer in Erinnerung rufen.«
»Mein Bruder James hat mir geschrieben. Er hat euren Vater kürzlich aufgesucht, um mit ihm eine Grundstücksangelegenheit zu besprechen«, meldete sich Sophia zu Wort. James Matthews und der Viscount of Willowby waren Nachbarn. »Er schreibt, daß er Wild Rose Manor kaum wiedererkannt hätte. Alles sei in Ordnung gebracht und blitze vor Sauberkeit.«
Das erstaunte die Geschwister. »Wie ist denn das möglich? Die Dienstboten, die es bei Vater aushielten und für den geringen Lohn arbeiteten, den er ihnen bot, taten nie mehr als das Nötigste«, wandte Richard ein.
»Es scheint, als ob eine neue Haushälterin am Werk sei. James hat eine junge Frau gesehen. Dein Vater meinte, sie wäre bereits seit Jahren auf Wild Rose Manor.«
»Möglich«, sagte Richard und zuckte mit den Achseln. »Haben Alfred und Bridge gesagt, wann sie zurück in London sein werden?« fragte er, an seine Braut gewandt.
»Sie wollten nicht lange bleiben«, meinte Catharine.
»Lord Bridgegate sagte, er wolle keinesfalls meinen Debütantenball versäumen«, verkündete Hetty stolz.
»Das ist sehr nett von ihm«, meinte Sophia. »Es ist immer gut, wenn man bereits ein paar Herren kennt, bevor man sich in die Ereignisse der ersten Saison stürzt.«
»Und für mich ist es gut, weil ich den Beau dringend brauche«, sagte Richard. »Er will ein Pferd beim nächsten Rennen laufen lassen. Und ich will auf seinen Sieg setzen. Und dann
Weitere Kostenlose Bücher